mit dessen ganzen Masse, mit der ganzen Den- kungs-Art der Höfe, Ministerien und Dienerschaft zu innig vereinigt, um so bald, vielleicht je- mals, allgemeine Rückkehr zur glücklichen Mit- telstrasse verhoffen zu dürfen. Mangel, Elend, Schulden, Kriegsplagen und andere Nöthen ha- ben bey manchen, gegen ihren Willen, ein non plus ultra gesteckt, die sich dann begnü- gen müssen, die Faust nur im Sack zu machen, und in ihren vier Wänden sich anbeten und beräuchern zu lassen.
So viel von den Franzosen. Ihr Geist spuckt noch in Deutschland, doch noch weit mehr an kleinen Höfen, als an grossen. Das Gespenst mit der Trommel, das im Jahr 1713. auf Deut- schem Boden erschiene, hat ihn, seit Ludwigs XIV. im Jahr 1715. erfolgten Tod, vollends verscheucht. Die Deutsche Fürsten und Herrn haben von jeher dem Krieg nachgezogen; gabs keinen im Reich, so suchten sie ihn auswärts. Es ist keine grosse oder kleine Macht in Euro- pa, die unter ihren Kriegern nicht Deutsche Herrn und Männer zu zählen hat. Der Unter- schied zwischen der Vorzeit und unsern Tagen bestand aber nicht nur darinn, dass man in Frie-
mit dessen ganzen Masse, mit der ganzen Den- kungs-Art der Höfe, Ministerien und Dienerschaft zu innig vereinigt, um so bald, vielleicht je- mals, allgemeine Rückkehr zur glücklichen Mit- telstraſse verhoffen zu dürfen. Mangel, Elend, Schulden, Kriegsplagen und andere Nöthen ha- ben bey manchen, gegen ihren Willen, ein non plus ultra gesteckt, die sich dann begnü- gen müssen, die Faust nur im Sack zu machen, und in ihren vier Wänden sich anbeten und beräuchern zu lassen.
So viel von den Franzosen. Ihr Geist spuckt noch in Deutschland, doch noch weit mehr an kleinen Höfen, als an groſsen. Das Gespenst mit der Trommel, das im Jahr 1713. auf Deut- schem Boden erschiene, hat ihn, seit Ludwigs XIV. im Jahr 1715. erfolgten Tod, vollends verscheucht. Die Deutsche Fürsten und Herrn haben von jeher dem Krieg nachgezogen; gabs keinen im Reich, so suchten sie ihn auswärts. Es ist keine groſse oder kleine Macht in Euro- pa, die unter ihren Kriegern nicht Deutsche Herrn und Männer zu zählen hat. Der Unter- schied zwischen der Vorzeit und unsern Tagen bestand aber nicht nur darinn, daſs man in Frie-
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[105/0111]
mit dessen ganzen Masse, mit der ganzen Den-
kungs-Art der Höfe, Ministerien und Dienerschaft
zu innig vereinigt, um so bald, vielleicht je-
mals, allgemeine Rückkehr zur glücklichen Mit-
telstraſse verhoffen zu dürfen. Mangel, Elend,
Schulden, Kriegsplagen und andere Nöthen ha-
ben bey manchen, gegen ihren Willen, ein
non plus ultra gesteckt, die sich dann begnü-
gen müssen, die Faust nur im Sack zu machen,
und in ihren vier Wänden sich anbeten und
beräuchern zu lassen.
So viel von den Franzosen. Ihr Geist spuckt
noch in Deutschland, doch noch weit mehr an
kleinen Höfen, als an groſsen. Das Gespenst
mit der Trommel, das im Jahr 1713. auf Deut-
schem Boden erschiene, hat ihn, seit Ludwigs
XIV. im Jahr 1715. erfolgten Tod, vollends
verscheucht. Die Deutsche Fürsten und Herrn
haben von jeher dem Krieg nachgezogen; gabs
keinen im Reich, so suchten sie ihn auswärts.
Es ist keine groſse oder kleine Macht in Euro-
pa, die unter ihren Kriegern nicht Deutsche
Herrn und Männer zu zählen hat. Der Unter-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/111>, abgerufen am 29.04.2024.
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