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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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dem Krieg nachzogen oder sonst auf Aben-
theuer ausgiengen, jagten in ihren Wäldern,
trieben Buben-Streiche zu Haus, oder besuch-
ten andere Fürsten, wurden ihnen auch wohl
von ihren eigenen Eltern zugeschickt, wenn
sie daheim nicht mehr gut thun wollten *).
Ihre Erziehung und Unterricht war bey den
Catholischen in den Händen von Mönchen und
Jesuiten, bey Protestanten in denen eines Ma-
gisters, Doctors oder eines andern Gelehrten,
von deren Talenten und Lehr-Methoden man
noch aus den Instructionen urtheilen kann, die
biss auf unsere Zeiten gekommen sind **).
Ein Glück wars, wenn dem lateinischen Prä-
ceptor noch ein biederer und weltkundiger Deut-
scher Edelmann beygesellet wurde. Von dem
Anfang an des verwichenen Jahrhunderts biss
über dessen Mitte hinaus findet sich zwar bey
Erziehung und Unterricht deutscher Prinzen
mehrere wissenschaftliche Kenntniss, aber auch
ein so sonderbares Gemisch von Jtaliänischer,

*) S. davon die trauliche Correspondenz zwischen Herzog
Christophen zn Würtemberg, und Landgrafen Philipp
zu Hessen, vom Jahr 1560. in dem Patriot. Archiv
IX. B. S. 119.
**) Ebendaselbst im IV. B. S. 209. u. f.

dem Krieg nachzogen oder sonst auf Aben-
theuer ausgiengen, jagten in ihren Wäldern,
trieben Buben-Streiche zu Haus, oder besuch-
ten andere Fürsten, wurden ihnen auch wohl
von ihren eigenen Eltern zugeschickt, wenn
sie daheim nicht mehr gut thun wollten *).
Ihre Erziehung und Unterricht war bey den
Catholischen in den Händen von Mönchen und
Jesuiten, bey Protestanten in denen eines Ma-
gisters, Doctors oder eines andern Gelehrten,
von deren Talenten und Lehr-Methoden man
noch aus den Instructionen urtheilen kann, die
biſs auf unsere Zeiten gekommen sind **).
Ein Glück wars, wenn dem lateinischen Prä-
ceptor noch ein biederer und weltkundiger Deut-
scher Edelmann beygesellet wurde. Von dem
Anfang an des verwichenen Jahrhunderts biſs
über dessen Mitte hinaus findet sich zwar bey
Erziehung und Unterricht deutscher Prinzen
mehrere wissenschaftliche Kenntniſs, aber auch
ein so sonderbares Gemisch von Jtaliänischer,

*) S. davon die trauliche Correspondenz zwischen Herzog
Christophen zn Würtemberg, und Landgrafen Philipp
zu Hessen, vom Jahr 1560. in dem Patriot. Archiv
IX. B. S. 119.
**) Ebendaselbst im IV. B. S. 209. u. f.
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[110/0116] dem Krieg nachzogen oder sonst auf Aben- theuer ausgiengen, jagten in ihren Wäldern, trieben Buben-Streiche zu Haus, oder besuch- ten andere Fürsten, wurden ihnen auch wohl von ihren eigenen Eltern zugeschickt, wenn sie daheim nicht mehr gut thun wollten *). Ihre Erziehung und Unterricht war bey den Catholischen in den Händen von Mönchen und Jesuiten, bey Protestanten in denen eines Ma- gisters, Doctors oder eines andern Gelehrten, von deren Talenten und Lehr-Methoden man noch aus den Instructionen urtheilen kann, die biſs auf unsere Zeiten gekommen sind **). Ein Glück wars, wenn dem lateinischen Prä- ceptor noch ein biederer und weltkundiger Deut- scher Edelmann beygesellet wurde. Von dem Anfang an des verwichenen Jahrhunderts biſs über dessen Mitte hinaus findet sich zwar bey Erziehung und Unterricht deutscher Prinzen mehrere wissenschaftliche Kenntniſs, aber auch ein so sonderbares Gemisch von Jtaliänischer, *) S. davon die trauliche Correspondenz zwischen Herzog Christophen zn Würtemberg, und Landgrafen Philipp zu Hessen, vom Jahr 1560. in dem Patriot. Archiv IX. B. S. 119. **) Ebendaselbst im IV. B. S. 209. u. f.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/116>, abgerufen am 29.04.2024.