den nicht einmahl dazu gerechnet, in andern Reichen und Staaten bey dem Soldaten-Stand vergeblich suchen würde. Ein preussischer Prinz kann, zu seinem Vergnügen, auch sein Landgut, sein Rheinsberg, sein Friederichsfel- de haben, und es nach seinem Geschmack und Phantasie ausschmücken; er kann aber nicht, wie ein Graf von Artois, Herzog von Orleans, Prinz von Rohan-Guimene, Tonnen Goldes an einem Abend verspielen, nicht Milionen un- bezahlbarer Schulden machen u. s. w. Hinge- gen ist man auch im preussischen Staat vor französischen General-Pächtern und Volks-Auf- ruhr gesichert.
In den östreichischen Staaten hat man das grofse preussische Modell seit Kaiser Joseph II. wie in vielen andern, so auch in Hinsicht der Prinzen des Hauses, nachgeahmt. Schon bey Lebzeiten der Kaiserin Maria Theresia hatten zwar ihre Söhne, Enkel und Schwieger-Söh- ne, militarische Charakter als Feldmarschälle, Generals und Obristen; sie hatten nach ihren Namen benannte Regimenter und trugen deren Uniform; sie hatten, neben ihren Lehrern, mili- tarische Hofmeister; eigentlich waren aber die
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den nicht einmahl dazu gerechnet, in andern Reichen und Staaten bey dem Soldaten-Stand vergeblich suchen würde. Ein preussischer Prinz kann, zu seinem Vergnügen, auch sein Landgut, sein Rheinsberg, sein Friederichsfel- de haben, und es nach seinem Geschmack und Phantasie ausschmücken; er kann aber nicht, wie ein Graf von Artois, Herzog von Orleans, Prinz von Rohan-Guimene, Tonnen Goldes an einem Abend verspielen, nicht Milionen un- bezahlbarer Schulden machen u. s. w. Hinge- gen ist man auch im preussischen Staat vor französischen General-Pächtern und Volks-Auf- ruhr gesichert.
In den östreichischen Staaten hat man das grofse preussische Modell seit Kaiser Joseph II. wie in vielen andern, so auch in Hinsicht der Prinzen des Hauses, nachgeahmt. Schon bey Lebzeiten der Kaiserin Maria Theresia hatten zwar ihre Söhne, Enkel und Schwieger-Söh- ne, militarische Charakter als Feldmarschälle, Generals und Obristen; sie hatten nach ihren Namen benannte Regimenter und trugen deren Uniform; sie hatten, neben ihren Lehrern, mili- tarische Hofmeister; eigentlich waren aber die
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den nicht einmahl dazu gerechnet, in andern
Reichen und Staaten bey dem Soldaten-Stand
vergeblich suchen würde. Ein preussischer
Prinz kann, zu seinem Vergnügen, auch sein
Landgut, sein Rheinsberg, sein Friederichsfel-
de haben, und es nach seinem Geschmack und
Phantasie ausschmücken; er kann aber nicht,
wie ein Graf von Artois, Herzog von Orleans,
Prinz von Rohan-Guimene, Tonnen Goldes
an einem Abend verspielen, nicht Milionen un-
bezahlbarer Schulden machen u. s. w. Hinge-
gen ist man auch im preussischen Staat vor
französischen General-Pächtern und Volks-Auf-
ruhr gesichert.
In den östreichischen Staaten hat man das
grofse preussische Modell seit Kaiser Joseph II.
wie in vielen andern, so auch in Hinsicht der
Prinzen des Hauses, nachgeahmt. Schon bey
Lebzeiten der Kaiserin Maria Theresia hatten
zwar ihre Söhne, Enkel und Schwieger-Söh-
ne, militarische Charakter als Feldmarschälle,
Generals und Obristen; sie hatten nach ihren
Namen benannte Regimenter und trugen deren
Uniform; sie hatten, neben ihren Lehrern, mili-
tarische Hofmeister; eigentlich waren aber die
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/119>, abgerufen am 23.11.2024.
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