Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Dummköpfe oder Bösewichter aus den armen
Kindern zu machen". Es giebt Fälle, wo man
dem Dichter vor und an der Wiege eines Prin-
zen mit schwerem Herzen nachsingen kann:

Dein Lehrer, stolz auf seinen hohen Rang
Zu ziehen eines grossen Fürsten Sohn,
Wird deiner ersten Schmeichler einer seyn.

Es ist eine alte und traurige Wahrheit, die
der Graf Bar sagte: *)

Ne soyons point surpris, qu'un Grand, que cha-
cun flatte,

Que chacun veut gater, en peu de tems se gate; --
Le peuple concoit, qu'un Mortel couronne,
De laches seducteurs souvent environne,
N'a point recu du Ciel, parmi ses privileges
Le desirable don d'eviter tous les pieges;
Que plus le Souverain est debonnaire et doux,
Et plus il est en butte aux trapes des filoux.

Da es aber mit der Erziehung nun einmal so
ist, wie es bisher gewesen und noch nach uns
bleiben wird; da um frommer und gerechter
Wünsche willen die Reichs-Canzley sich auch
fürs künftige nicht enthalten wird, auf erbet-

*) Epitres diverses.

Dummköpfe oder Bösewichter aus den armen
Kindern zu machen„. Es giebt Fälle, wo man
dem Dichter vor und an der Wiege eines Prin-
zen mit schwerem Herzen nachsingen kann:

Dein Lehrer, stolz auf seinen hohen Rang
Zu ziehen eines groſsen Fürsten Sohn,
Wird deiner ersten Schmeichler einer seyn.

Es ist eine alte und traurige Wahrheit, die
der Graf Bar sagte: *)

Ne soyons point surpris, qu’un Grand, que cha-
cun flatte,

Que chacun veut gâter, en peu de tems se gâte; —
Le peuple concoit, qu’un Mortel couronné,
De lâches seducteurs souvent environné,
N’a point reçu du Ciel, parmi ses priviléges
Le desirable don d’éviter tous les piéges;
Que plus le Souverain est débonnaire et doux,
Et plus il est en butte aux trapes des filoux.

Da es aber mit der Erziehung nun einmal so
ist, wie es bisher gewesen und noch nach uns
bleiben wird; da um frommer und gerechter
Wünsche willen die Reichs-Canzley sich auch
fürs künftige nicht enthalten wird, auf erbet-

*) Epitres diverses.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="118"/>
Dummköpfe oder Bösewichter aus den armen<lb/>
Kindern zu machen&#x201E;. Es giebt Fälle, wo man<lb/>
dem Dichter vor und an der Wiege eines Prin-<lb/>
zen mit schwerem Herzen nachsingen kann:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#i">Dein Lehrer, stolz auf seinen hohen Rang</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Zu ziehen eines gro&#x017F;sen Fürsten Sohn,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Wird deiner ersten Schmeichler einer seyn.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Es ist eine alte und traurige Wahrheit, die<lb/>
der Graf <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Bar</hi></hi> sagte: <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#i">Epitres diverses.</hi></note></p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#i">Ne soyons point surpris, qu&#x2019;un Grand, que cha-</hi><lb/> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i">cun flatte,</hi> </hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Que <choice><sic>chacuu</sic><corr>chacun</corr></choice> veut gâter, en peu de tems se gâte; &#x2014;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Le peuple concoit, qu&#x2019;un Mortel couronné,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">De lâches seducteurs souvent environné,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">N&#x2019;a point reçu du Ciel, parmi ses priviléges</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Le desirable don d&#x2019;éviter tous les piéges;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Que plus le Souverain est débonnaire et doux,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Et plus il est en butte aux trapes des filoux.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Da es aber mit der Erziehung nun einmal so<lb/>
ist, wie es bisher gewesen und noch nach uns<lb/>
bleiben wird; da um frommer und gerechter<lb/>
Wünsche willen die Reichs-Canzley sich auch<lb/>
fürs künftige nicht enthalten wird, auf erbet-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0124] Dummköpfe oder Bösewichter aus den armen Kindern zu machen„. Es giebt Fälle, wo man dem Dichter vor und an der Wiege eines Prin- zen mit schwerem Herzen nachsingen kann: Dein Lehrer, stolz auf seinen hohen Rang Zu ziehen eines groſsen Fürsten Sohn, Wird deiner ersten Schmeichler einer seyn. Es ist eine alte und traurige Wahrheit, die der Graf Bar sagte: *) Ne soyons point surpris, qu’un Grand, que cha- cun flatte, Que chacun veut gâter, en peu de tems se gâte; — Le peuple concoit, qu’un Mortel couronné, De lâches seducteurs souvent environné, N’a point reçu du Ciel, parmi ses priviléges Le desirable don d’éviter tous les piéges; Que plus le Souverain est débonnaire et doux, Et plus il est en butte aux trapes des filoux. Da es aber mit der Erziehung nun einmal so ist, wie es bisher gewesen und noch nach uns bleiben wird; da um frommer und gerechter Wünsche willen die Reichs-Canzley sich auch fürs künftige nicht enthalten wird, auf erbet- *) Epitres diverses.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/124
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/124>, abgerufen am 29.04.2024.