Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Freundschaft und Vertraulichkeit, und
macht, wer's dafür halten will, sein und der
Seinigen Glück. Menschlichkeit, Temperament,
Alter, Jahre, häusliche und Gesundheits-Um-
stände werden dabey wenig, oder gar nicht
in Rechnung genommen. Sie sind wie die un-
barmherzige Postknechte; es heisstimmer: Fort!
fort! biss Ross oder Mann liegt. Mit ihnen
soll man Gedult haben; sie haben keine mit
andern.

Eine Erzählung des Herzogs von St. Simon *),
wie Ludwig XIV. in Frankreich in diesem
Stück seinen Hof, seine eigene Familie und
selbst seine geliebte Maintenon behandelt hat,
ist so ausführlich und zugleich so anschaulich,
dass sie statt vieler andern als Muster angeführt
werden kann: "Der König (sagt er) war un-
umschränkt in seinen innern Einrichtungen. So
wie sein starker Cörper und gute Leibes-Be-
schaffenheit alle Fatiguen vortreflich aushielt,
ohne von Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Re-
gen oder bösem Wetter zu leiden, so konnte
auch keine Unpässlichkeit, wenn sie sich auch
noch so wenig mit Reisen oder dem grossen

*) In seinen Denkschriften, I. B. S. 40.

ihre Freundschaft und Vertraulichkeit, und
macht, wer’s dafür halten will, sein und der
Seinigen Glück. Menschlichkeit, Temperament,
Alter, Jahre, häusliche und Gesundheits-Um-
stände werden dabey wenig, oder gar nicht
in Rechnung genommen. Sie sind wie die un-
barmherzige Postknechte; es heiſstimmer: Fort!
fort! biſs Roſs oder Mann liegt. Mit ihnen
soll man Gedult haben; sie haben keine mit
andern.

Eine Erzählung des Herzogs von St. Simon *),
wie Ludwig XIV. in Frankreich in diesem
Stück seinen Hof, seine eigene Familie und
selbst seine geliebte Maintenon behandelt hat,
ist so ausführlich und zugleich so anschaulich,
daſs sie statt vieler andern als Muster angeführt
werden kann: „Der König (sagt er) war un-
umschränkt in seinen innern Einrichtungen. So
wie sein starker Cörper und gute Leibes-Be-
schaffenheit alle Fatiguen vortreflich aushielt,
ohne von Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Re-
gen oder bösem Wetter zu leiden, so konnte
auch keine Unpäſslichkeit, wenn sie sich auch
noch so wenig mit Reisen oder dem groſsen

*) In seinen Denkschriften, I. B. S. 40.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0165" n="159"/>
ihre Freundschaft und Vertraulichkeit, und<lb/>
macht, wer&#x2019;s dafür halten will, sein und der<lb/>
Seinigen Glück. Menschlichkeit, Temperament,<lb/>
Alter, Jahre, häusliche und Gesundheits-Um-<lb/>
stände werden dabey wenig, oder gar nicht<lb/>
in Rechnung genommen. Sie sind wie die un-<lb/>
barmherzige Postknechte; es hei&#x017F;stimmer: Fort!<lb/>
fort! bi&#x017F;s Ro&#x017F;s oder Mann liegt. Mit ihnen<lb/>
soll man Gedult haben; sie haben keine mit<lb/>
andern.</p><lb/>
        <p>Eine Erzählung des Herzogs von St. Simon <note place="foot" n="*)">In seinen <hi rendition="#i">Denkschriften,</hi> I. B. S. 40.</note>,<lb/>
wie Ludwig XIV. in Frankreich in diesem<lb/>
Stück seinen Hof, seine eigene Familie und<lb/>
selbst seine geliebte Maintenon behandelt hat,<lb/>
ist so ausführlich und zugleich so anschaulich,<lb/>
da&#x017F;s sie statt vieler andern als Muster angeführt<lb/>
werden kann: &#x201E;Der König (sagt er) war un-<lb/>
umschränkt in seinen innern Einrichtungen. So<lb/>
wie sein starker Cörper und gute Leibes-Be-<lb/>
schaffenheit alle Fatiguen vortreflich aushielt,<lb/>
ohne von Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Re-<lb/>
gen oder bösem Wetter zu leiden, so konnte<lb/>
auch keine Unpä&#x017F;slichkeit, wenn sie sich auch<lb/>
noch so wenig mit Reisen oder dem gro&#x017F;sen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0165] ihre Freundschaft und Vertraulichkeit, und macht, wer’s dafür halten will, sein und der Seinigen Glück. Menschlichkeit, Temperament, Alter, Jahre, häusliche und Gesundheits-Um- stände werden dabey wenig, oder gar nicht in Rechnung genommen. Sie sind wie die un- barmherzige Postknechte; es heiſstimmer: Fort! fort! biſs Roſs oder Mann liegt. Mit ihnen soll man Gedult haben; sie haben keine mit andern. Eine Erzählung des Herzogs von St. Simon *), wie Ludwig XIV. in Frankreich in diesem Stück seinen Hof, seine eigene Familie und selbst seine geliebte Maintenon behandelt hat, ist so ausführlich und zugleich so anschaulich, daſs sie statt vieler andern als Muster angeführt werden kann: „Der König (sagt er) war un- umschränkt in seinen innern Einrichtungen. So wie sein starker Cörper und gute Leibes-Be- schaffenheit alle Fatiguen vortreflich aushielt, ohne von Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Re- gen oder bösem Wetter zu leiden, so konnte auch keine Unpäſslichkeit, wenn sie sich auch noch so wenig mit Reisen oder dem groſsen *) In seinen Denkschriften, I. B. S. 40.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/165
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/165>, abgerufen am 05.05.2024.