Hof-Gala-Kleid vertrug, eine Dame entschuldi- gen, eine Reise oder Hof-Parthie mitzumachen. Sie mussten nach Flandern und oft noch wei- ter mitgehen, tanzen, Nächte durchwachen, essen, lustig und gute Gesellschafterinnen seyn können; kein Wetter, keine Hitze, keine Käl- te, keine Luft, keinen Staub scheuen, und das alles an den bestimmten festgesezten Tagen und Stunden, ohne nur eine Minute zu fehlen. Sei- ne Töchter behandelte er nicht besser; und für die Herzogin von Berry, und selbst für die Herzogin von Burgund, hatte er eben nicht mehr Schonung, ob er gleich die leztere so zärtlich liebte, wie sie ihn, und beyde, als sie guter Hofnung waren, dadurch Schaden litten. -- Im Wagen und auf den Reisen befand sich immer ein grosser Vorrath von Victualien, als Fleisch, Backwerk, Obst etc. bey der Hand. Kaum war man nur eine Viertel-Stunde gefahren, so fragte der König: Ob man essen wolle? Er selbst ass niemals zwischen den Mahlzeiten, auch kein Obst nicht; aber es machte ihm Ver- gnügen, essen und stark essen zu sehen. Man musste guten Appetit haben, aufgeräumt seyn, oder es war ihm nicht recht; dieselben Damen
und
Hof-Gala-Kleid vertrug, eine Dame entschuldi- gen, eine Reise oder Hof-Parthie mitzumachen. Sie muſsten nach Flandern und oft noch wei- ter mitgehen, tanzen, Nächte durchwachen, essen, lustig und gute Gesellschafterinnen seyn können; kein Wetter, keine Hitze, keine Käl- te, keine Luft, keinen Staub scheuen, und das alles an den bestimmten festgesezten Tagen und Stunden, ohne nur eine Minute zu fehlen. Sei- ne Töchter behandelte er nicht besser; und für die Herzogin von Berry, und selbst für die Herzogin von Burgund, hatte er eben nicht mehr Schonung, ob er gleich die leztere so zärtlich liebte, wie sie ihn, und beyde, als sie guter Hofnung waren, dadurch Schaden litten. — Im Wagen und auf den Reisen befand sich immer ein groſser Vorrath von Victualien, als Fleisch, Backwerk, Obst etc. bey der Hand. Kaum war man nur eine Viertel-Stunde gefahren, so fragte der König: Ob man essen wolle? Er selbst aſs niemals zwischen den Mahlzeiten, auch kein Obst nicht; aber es machte ihm Ver- gnügen, eſsen und stark eſsen zu sehen. Man muſste guten Appetit haben, aufgeräumt seyn, oder es war ihm nicht recht; dieselben Damen
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Hof-Gala-Kleid vertrug, eine Dame entschuldi-
gen, eine Reise oder Hof-Parthie mitzumachen.
Sie muſsten nach Flandern und oft noch wei-
ter mitgehen, tanzen, Nächte durchwachen,
essen, lustig und gute Gesellschafterinnen seyn
können; kein Wetter, keine Hitze, keine Käl-
te, keine Luft, keinen Staub scheuen, und das
alles an den bestimmten festgesezten Tagen und
Stunden, ohne nur eine Minute zu fehlen. Sei-
ne Töchter behandelte er nicht besser; und für
die Herzogin von Berry, und selbst für die
Herzogin von Burgund, hatte er eben nicht mehr
Schonung, ob er gleich die leztere so zärtlich
liebte, wie sie ihn, und beyde, als sie guter
Hofnung waren, dadurch Schaden litten. — Im
Wagen und auf den Reisen befand sich immer
ein groſser Vorrath von Victualien, als Fleisch,
Backwerk, Obst etc. bey der Hand. Kaum
war man nur eine Viertel-Stunde gefahren,
so fragte der König: Ob man essen wolle?
Er selbst aſs niemals zwischen den Mahlzeiten,
auch kein Obst nicht; aber es machte ihm Ver-
gnügen, eſsen und stark eſsen zu sehen. Man
muſste guten Appetit haben, aufgeräumt seyn,
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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