Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

&c. -- -- und der Fürst, da alles, auch die
Prügel, sein Ziel und Maass hat, endlich doch
Millionen borgen musste, um eine in allem Be-
tracht thörichte Phantasie durchzusetzen, und
sich rühmen zu können, dass ers doch erzwun-
gen
habe.

Wer von uns allen Kleinern hat nicht seine
Puppe? Wird es dem lezten Bauer, der nicht
ganz ein Bettler ist, verargt, wenn er ein Hei-
ligen-Bild oder gemahlten Augsburger-Kupfer-
stich in seiner Hütte hat? Soll der Landesherr
allein, vor die Würde und Bürde seines hohen
Amts, nichts zu seinem Vergnügen haben?
Wer war je so ungerecht, Friedrich dem Gros-
sen zu verargen, dass er sein grosses Palais in
Potsdam, so viele andere Häuser daselbst und
in Berlin, baute, theils zu seinem Vergnügen,
theils um in den Friedens-Jahren seinen Lan-
des-Fabriken und Unterthanen Verdienst zu-
zuwenden? Wer wird einen jeden andern Für-
sten darüber tadeln, dass er die von seinem
Vater durch den Subsidien-Handel erworbene
Schätze durch allerhand Bauwesen und sonst in
mehrern Umlauf bringt? Und so mit allem übri-
gen, was in dem weiten Gebiet der Natur
und Kunst die mannichfaltige Schattirung von

&c. — — und der Fürst, da alles, auch die
Prügel, sein Ziel und Maaſs hat, endlich doch
Millionen borgen muſste, um eine in allem Be-
tracht thörichte Phantasie durchzusetzen, und
sich rühmen zu können, daſs ers doch erzwun-
gen
habe.

Wer von uns allen Kleinern hat nicht seine
Puppe? Wird es dem lezten Bauer, der nicht
ganz ein Bettler ist, verargt, wenn er ein Hei-
ligen-Bild oder gemahlten Augsburger-Kupfer-
stich in seiner Hütte hat? Soll der Landesherr
allein, vor die Würde und Bürde seines hohen
Amts, nichts zu seinem Vergnügen haben?
Wer war je so ungerecht, Friedrich dem Gros-
sen zu verargen, daſs er sein groſses Palais in
Potsdam, so viele andere Häuser daselbst und
in Berlin, baute, theils zu seinem Vergnügen,
theils um in den Friedens-Jahren seinen Lan-
des-Fabriken und Unterthanen Verdienst zu-
zuwenden? Wer wird einen jeden andern Für-
sten darüber tadeln, daſs er die von seinem
Vater durch den Subsidien-Handel erworbene
Schätze durch allerhand Bauwesen und sonst in
mehrern Umlauf bringt? Und so mit allem übri-
gen, was in dem weiten Gebiet der Natur
und Kunst die mannichfaltige Schattirung von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0177" n="171"/>
&amp;c. &#x2014; &#x2014; und der Fürst, da alles, auch die<lb/>
Prügel, sein Ziel und Maa&#x017F;s hat, endlich doch<lb/>
Millionen borgen mu&#x017F;ste, um eine in allem Be-<lb/>
tracht thörichte Phantasie durchzusetzen, und<lb/>
sich rühmen zu können, da&#x017F;s ers doch <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">erzwun-<lb/>
gen</hi></hi> habe.</p><lb/>
        <p>Wer von uns allen Kleinern hat nicht seine<lb/>
Puppe? Wird es dem lezten Bauer, der nicht<lb/>
ganz ein Bettler ist, verargt, wenn er ein Hei-<lb/>
ligen-Bild oder gemahlten Augsburger-Kupfer-<lb/>
stich in seiner Hütte hat? Soll der Landesherr<lb/>
allein, vor die Würde und Bürde seines hohen<lb/>
Amts, nichts zu seinem Vergnügen haben?<lb/>
Wer war je so ungerecht, Friedrich dem Gros-<lb/>
sen zu verargen, da&#x017F;s er sein gro&#x017F;ses Palais in<lb/>
Potsdam, so viele andere Häuser daselbst und<lb/>
in Berlin, baute, theils zu seinem Vergnügen,<lb/>
theils um in den Friedens-Jahren seinen Lan-<lb/>
des-Fabriken und Unterthanen Verdienst zu-<lb/>
zuwenden? Wer wird einen jeden andern Für-<lb/>
sten darüber tadeln, da&#x017F;s er die von seinem<lb/>
Vater durch den Subsidien-Handel erworbene<lb/>
Schätze durch allerhand Bauwesen und sonst in<lb/>
mehrern Umlauf bringt? Und so mit allem übri-<lb/>
gen, was in dem weiten Gebiet der Natur<lb/>
und Kunst die mannichfaltige Schattirung von<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0177] &c. — — und der Fürst, da alles, auch die Prügel, sein Ziel und Maaſs hat, endlich doch Millionen borgen muſste, um eine in allem Be- tracht thörichte Phantasie durchzusetzen, und sich rühmen zu können, daſs ers doch erzwun- gen habe. Wer von uns allen Kleinern hat nicht seine Puppe? Wird es dem lezten Bauer, der nicht ganz ein Bettler ist, verargt, wenn er ein Hei- ligen-Bild oder gemahlten Augsburger-Kupfer- stich in seiner Hütte hat? Soll der Landesherr allein, vor die Würde und Bürde seines hohen Amts, nichts zu seinem Vergnügen haben? Wer war je so ungerecht, Friedrich dem Gros- sen zu verargen, daſs er sein groſses Palais in Potsdam, so viele andere Häuser daselbst und in Berlin, baute, theils zu seinem Vergnügen, theils um in den Friedens-Jahren seinen Lan- des-Fabriken und Unterthanen Verdienst zu- zuwenden? Wer wird einen jeden andern Für- sten darüber tadeln, daſs er die von seinem Vater durch den Subsidien-Handel erworbene Schätze durch allerhand Bauwesen und sonst in mehrern Umlauf bringt? Und so mit allem übri- gen, was in dem weiten Gebiet der Natur und Kunst die mannichfaltige Schattirung von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/177
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/177>, abgerufen am 05.05.2024.