Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.Ich werde das Ende nicht erleben; so viel Dieses wäre also die gemächliche und sichere Ich habe in meinem Theil genug gestritten Ich werde das Ende nicht erleben; so viel Dieses wäre also die gemächliche und sichere Ich habe in meinem Theil genug gestritten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0018" n="XII"/> <p>Ich werde das Ende nicht erleben; so viel<lb/> weiſs ich aber mit starker Ueberzeugung schon<lb/> jezt: Daſs beyde Theile, jeder in <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">seiner</hi></hi> Art<lb/> zu sehen, zu denken und zu handeln, un-<lb/> recht haben.</p><lb/> <p>Dieses wäre also die gemächliche und sichere<lb/> Lage eines bloſsen <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">neutralen</hi></hi> Zuschauers.<lb/> Glücklich ist der, der neutral seyn <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">kann</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">darf</hi></hi>. Je länger je mehr wird aber im Krieg<lb/> so wohl als in der moralischen und politischen<lb/> Welt gleich beschwerlich und gefährlich, neu-<lb/> tral seyn zu <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">wollen</hi></hi>. Beede Parthien rufen<lb/> mit gleich starker Stimme: Wer nicht <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">mit</hi></hi> mir<lb/> ist, der ist <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">wider</hi></hi> mich; und ihre Behand-<lb/> lung gleicht vollkommen ihren Worten.</p><lb/> <p>Ich habe in meinem Theil genug gestritten<lb/> und gelitten und darf mich meiner Wunden<lb/> und Narben nicht schämen; bey aller Versu-<lb/> chung eines alten Kriegers, bey der groſsen<lb/> und allgemeinen Fehde auch noch einen Feld-<lb/> zug mit zu wagen, rufen mir doch Vernunft,<lb/> meine 73. Jahre und meine dermalige persönli-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [XII/0018]
Ich werde das Ende nicht erleben; so viel
weiſs ich aber mit starker Ueberzeugung schon
jezt: Daſs beyde Theile, jeder in seiner Art
zu sehen, zu denken und zu handeln, un-
recht haben.
Dieses wäre also die gemächliche und sichere
Lage eines bloſsen neutralen Zuschauers.
Glücklich ist der, der neutral seyn kann und
darf. Je länger je mehr wird aber im Krieg
so wohl als in der moralischen und politischen
Welt gleich beschwerlich und gefährlich, neu-
tral seyn zu wollen. Beede Parthien rufen
mit gleich starker Stimme: Wer nicht mit mir
ist, der ist wider mich; und ihre Behand-
lung gleicht vollkommen ihren Worten.
Ich habe in meinem Theil genug gestritten
und gelitten und darf mich meiner Wunden
und Narben nicht schämen; bey aller Versu-
chung eines alten Kriegers, bey der groſsen
und allgemeinen Fehde auch noch einen Feld-
zug mit zu wagen, rufen mir doch Vernunft,
meine 73. Jahre und meine dermalige persönli-
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