das Nein immer eher als das Ja im Munde sass. Der Herzog wollte einem wehrhaft gemachten Edelknaben ein Geschenk von Silber machen, das Hardenbergen zu gross deuchte, dessen An- schaffung er also widersprach und erschwerte. Der Herzog kam über diese Verweigerung sei- nes Cammer-Präsidenten auf den ganz natürli- chen Einfall, sich den Cammer-Etat geben zu lassen, und fand, dass ein Herzog von Würtem- berg noch immer mehr, als nur ein Paar silber- ne Leuchter, verschenken könne. Als hernach Millionen zur Welt hinaus getanzt, jubilirt, ge- brennt und gegeigt wurden, lamentirten die gutherzigen Schwaben immer darüber: Ach! wenn ihm nur Hardenberg die silbernen Leuch- ter nicht abgeschlagen hätte! Thöricht! der Feh- ler war der, dass der Minister in dem brausen- den Jüngling den tiefer liegenden Mann, der da kann was er will, misskannte, und sich träu- men liess, dass ein solch Genie sich von einem Schulmeister, wie Hardenberg und seine Col- legen waren, ewig am Gängelbande führen las- sen würde.
Da haben wir aber nun zu unsern Zeiten eine Erscheinung erlebt, deren sich Monarchen und
das Nein immer eher als das Ja im Munde saſs. Der Herzog wollte einem wehrhaft gemachten Edelknaben ein Geschenk von Silber machen, das Hardenbergen zu groſs deuchte, dessen An- schaffung er also widersprach und erschwerte. Der Herzog kam über diese Verweigerung sei- nes Cammer-Präsidenten auf den ganz natürli- chen Einfall, sich den Cammer-Etat geben zu lassen, und fand, daſs ein Herzog von Würtem- berg noch immer mehr, als nur ein Paar silber- ne Leuchter, verschenken könne. Als hernach Millionen zur Welt hinaus getanzt, jubilirt, ge- brennt und gegeigt wurden, lamentirten die gutherzigen Schwaben immer darüber: Ach! wenn ihm nur Hardenberg die silbernen Leuch- ter nicht abgeschlagen hätte! Thöricht! der Feh- ler war der, daſs der Minister in dem brausen- den Jüngling den tiefer liegenden Mann, der da kann was er will, miſskannte, und sich träu- men lieſs, daſs ein solch Genie sich von einem Schulmeister, wie Hardenberg und seine Col- legen waren, ewig am Gängelbande führen las- sen würde.
Da haben wir aber nun zu unsern Zeiten eine Erscheinung erlebt, deren sich Monarchen und
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das Nein immer eher als das Ja im Munde saſs.
Der Herzog wollte einem wehrhaft gemachten
Edelknaben ein Geschenk von Silber machen,
das Hardenbergen zu groſs deuchte, dessen An-
schaffung er also widersprach und erschwerte.
Der Herzog kam über diese Verweigerung sei-
nes Cammer-Präsidenten auf den ganz natürli-
chen Einfall, sich den Cammer-Etat geben zu
lassen, und fand, daſs ein Herzog von Würtem-
berg noch immer mehr, als nur ein Paar silber-
ne Leuchter, verschenken könne. Als hernach
Millionen zur Welt hinaus getanzt, jubilirt, ge-
brennt und gegeigt wurden, lamentirten die
gutherzigen Schwaben immer darüber: Ach!
wenn ihm nur Hardenberg die silbernen Leuch-
ter nicht abgeschlagen hätte! Thöricht! der Feh-
ler war der, daſs der Minister in dem brausen-
den Jüngling den tiefer liegenden Mann, der da
kann was er will, miſskannte, und sich träu-
men lieſs, daſs ein solch Genie sich von einem
Schulmeister, wie Hardenberg und seine Col-
legen waren, ewig am Gängelbande führen las-
sen würde.
Da haben wir aber nun zu unsern Zeiten eine
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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