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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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Abstimmungen in Demuth nach dem Wehen des
Cabinets-Winds zu richten, und sich zu beschei-
den, dass sie nicht Staats-Ministers, sondern
nur schlechtweg Geheime Räthe sind.

Der Nahme machts nicht aus, es gilt um die
Sache. Es gibt Deutsche Höfe, wo man weder
von Cabinet noch Conferenz was weiss, und
gleichwohl der ärgste und feinste Despotismus
herrscht, weil dann doch am Ende der Befehl
des Herrn entscheidet und allen Gegenvorstel-
lungen ein Ende macht, der Canäle aber unzäh-
lige sind, wodurch solche Befehle erhalten oder
erschlichen werden. Das ist der unglückliche
nicht genug zu beklagende Fall, wenn der Re-
gent von seiner Residenz, nahe oder weit, ab-
wesend ist, und alle an ihn gelangende Vor-
träge schriftlich geschehen müssen.


Es würde zu weit führen, die Genealogie der
Cabinete von einem Reich, Land und Periode
zu der andern zu verfolgen; einige Fragmente
von Deutschen Beyspielen möchten dann aber
doch nicht überflüssig seyn, und können allen-
falls andern zu einem Leitfaden zur weitern
Ausführung dienen.

In

Abstimmungen in Demuth nach dem Wehen des
Cabinets-Winds zu richten, und sich zu beschei-
den, daſs sie nicht Staats-Ministers, sondern
nur schlechtweg Geheime Räthe sind.

Der Nahme machts nicht aus, es gilt um die
Sache. Es gibt Deutsche Höfe, wo man weder
von Cabinet noch Conferenz was weiſs, und
gleichwohl der ärgste und feinste Despotismus
herrscht, weil dann doch am Ende der Befehl
des Herrn entscheidet und allen Gegenvorstel-
lungen ein Ende macht, der Canäle aber unzäh-
lige sind, wodurch solche Befehle erhalten oder
erschlichen werden. Das ist der unglückliche
nicht genug zu beklagende Fall, wenn der Re-
gent von seiner Residenz, nahe oder weit, ab-
wesend ist, und alle an ihn gelangende Vor-
träge schriftlich geschehen müssen.


Es würde zu weit führen, die Genealogie der
Cabinete von einem Reich, Land und Periode
zu der andern zu verfolgen; einige Fragmente
von Deutschen Beyspielen möchten dann aber
doch nicht überflüſsig seyn, und können allen-
falls andern zu einem Leitfaden zur weitern
Ausführung dienen.

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[208/0214] Abstimmungen in Demuth nach dem Wehen des Cabinets-Winds zu richten, und sich zu beschei- den, daſs sie nicht Staats-Ministers, sondern nur schlechtweg Geheime Räthe sind. Der Nahme machts nicht aus, es gilt um die Sache. Es gibt Deutsche Höfe, wo man weder von Cabinet noch Conferenz was weiſs, und gleichwohl der ärgste und feinste Despotismus herrscht, weil dann doch am Ende der Befehl des Herrn entscheidet und allen Gegenvorstel- lungen ein Ende macht, der Canäle aber unzäh- lige sind, wodurch solche Befehle erhalten oder erschlichen werden. Das ist der unglückliche nicht genug zu beklagende Fall, wenn der Re- gent von seiner Residenz, nahe oder weit, ab- wesend ist, und alle an ihn gelangende Vor- träge schriftlich geschehen müssen. Es würde zu weit führen, die Genealogie der Cabinete von einem Reich, Land und Periode zu der andern zu verfolgen; einige Fragmente von Deutschen Beyspielen möchten dann aber doch nicht überflüſsig seyn, und können allen- falls andern zu einem Leitfaden zur weitern Ausführung dienen. In

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/214>, abgerufen am 02.05.2024.