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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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verbergen, wenn er dessen Andenken auf im-
merhin vernichten können. Was die Universi-
tät zu Halle gethan? Ob sie blindlings gehorcht
und verstummt, oder wie die Sache zwischen
dem Hof und ihr vermittelt und gemildert wor-
den? ist mir unbewusst. Die Publicität, deren
Stimme der König selbst so sehr respectirt, be-
hauptete aber auch hier ihre Rechte. In einer
der beliebtesten und allgemein gelesenen Mo-
natschriften *) erschien eine herbe und kräftige
Beurtheilung des Königl. Befehls, worinn die
Herrn von Hofmann und Woellner, denen
man den meisten Antheil an der Königl. Ent-
schliessung beymass, und leztern vor den Con-
cipisten derselben hielt, eben so unsanft behan-
delt, über die Sache selbst aber das auf Recht
und Wahrheit sich gründende Urtheil abgespro-
chen wurde: "Es ist ein gerechter Stolz, wenn
Männer, die sich fühlen, nur von Gott, den
ihren alten Privilegien nicht zuwider laufen-
den Landes-Gesetzen, ihrem Gewissen und ih-
rer gesunden Vernunft abhängen wollen. Es
wäre eine schlechte Empfehlung für die Ein-
chten der Juristen-Facultät zu Halle, wenn

*) In dem deutschen Zuschauer. 1788. VII. B. S. 162.

verbergen, wenn er dessen Andenken auf im-
merhin vernichten können. Was die Universi-
tät zu Halle gethan? Ob sie blindlings gehorcht
und verstummt, oder wie die Sache zwischen
dem Hof und ihr vermittelt und gemildert wor-
den? ist mir unbewuſst. Die Publicität, deren
Stimme der König selbst so sehr respectirt, be-
hauptete aber auch hier ihre Rechte. In einer
der beliebtesten und allgemein gelesenen Mo-
natschriften *) erschien eine herbe und kräftige
Beurtheilung des Königl. Befehls, worinn die
Herrn von Hofmann und Woellner, denen
man den meisten Antheil an der Königl. Ent-
schliessung beymaſs, und leztern vor den Con-
cipisten derselben hielt, eben so unsanft behan-
delt, über die Sache selbst aber das auf Recht
und Wahrheit sich gründende Urtheil abgespro-
chen wurde: „Es ist ein gerechter Stolz, wenn
Männer, die sich fühlen, nur von Gott, den
ihren alten Privilegien nicht zuwider laufen-
den Landes-Gesetzen, ihrem Gewissen und ih-
rer gesunden Vernunft abhängen wollen. Es
wäre eine schlechte Empfehlung für die Ein-
chten der Juristen-Facultät zu Halle, wenn

*) In dem deutschen Zuschauer. 1788. VII. B. S. 162.
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[228/0234] verbergen, wenn er dessen Andenken auf im- merhin vernichten können. Was die Universi- tät zu Halle gethan? Ob sie blindlings gehorcht und verstummt, oder wie die Sache zwischen dem Hof und ihr vermittelt und gemildert wor- den? ist mir unbewuſst. Die Publicität, deren Stimme der König selbst so sehr respectirt, be- hauptete aber auch hier ihre Rechte. In einer der beliebtesten und allgemein gelesenen Mo- natschriften *) erschien eine herbe und kräftige Beurtheilung des Königl. Befehls, worinn die Herrn von Hofmann und Woellner, denen man den meisten Antheil an der Königl. Ent- schliessung beymaſs, und leztern vor den Con- cipisten derselben hielt, eben so unsanft behan- delt, über die Sache selbst aber das auf Recht und Wahrheit sich gründende Urtheil abgespro- chen wurde: „Es ist ein gerechter Stolz, wenn Männer, die sich fühlen, nur von Gott, den ihren alten Privilegien nicht zuwider laufen- den Landes-Gesetzen, ihrem Gewissen und ih- rer gesunden Vernunft abhängen wollen. Es wäre eine schlechte Empfehlung für die Ein- chten der Juristen-Facultät zu Halle, wenn *) In dem deutschen Zuschauer. 1788. VII. B. S. 162.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/234>, abgerufen am 21.11.2024.