rent in dieser Sache nicht, offentlich zu sagen: "Um ein paar Frankfurter Kaufleute willen kön- ne man einen so wohlgesinnten Reichs-Stand nicht ruiniren"; und als ich ihm mein äusser- stes Erstaunen über diese Art der Justiz-Pfle- ge eben so laut bezeugte, sagte der Unver- schämte: "Wenn der Preusse (Ludwig IX. ein eben so leidenschaftlicher Preusse, als es sein Vater für Oesterreich war) zur Regierung kommt, den wollen wir schon festhalten". Lud- wig VIII. starb endlich, und der Reichshof- Rath hielt seinem Sohn und Nachfolger Lud- wig IX. redlich sein Wort; eine Kayserliche Schulden-Commsision wartete vor seiner Thü- re; er sollte vor seines Vaters und aller seiner Voreltern Sünden büssen. Der Landgraf war nichts als Soldat, und glaubte aufrichtig, dass in deren Menge eigentlich die Würde und Grös- se eines Fürsten zu suchen sey; von Rechts und Links der Deutschen Länder- und Justiz- Verfassung verstund er nichts; von der einen Hälfte seiner Dienerschaft war er verrathen und von der andern verkauft; sie verleiteten ihn, den damaligen Kayserlichen Gesandten im Reich, Grafen von Neipperg, einen Mann, den sein eigener Vater seiner ungeheuren Verschwen-
rent in dieser Sache nicht, offentlich zu sagen: „Um ein paar Frankfurter Kaufleute willen kön- ne man einen so wohlgesinnten Reichs-Stand nicht ruiniren„; und als ich ihm mein äuſser- stes Erstaunen über diese Art der Justiz-Pfle- ge eben so laut bezeugte, sagte der Unver- schämte: „Wenn der Preusse (Ludwig IX. ein eben so leidenschaftlicher Preusse, als es sein Vater für Oesterreich war) zur Regierung kommt, den wollen wir schon festhalten„. Lud- wig VIII. starb endlich, und der Reichshof- Rath hielt seinem Sohn und Nachfolger Lud- wig IX. redlich sein Wort; eine Kayserliche Schulden-Commsision wartete vor seiner Thü- re; er sollte vor seines Vaters und aller seiner Voreltern Sünden büssen. Der Landgraf war nichts als Soldat, und glaubte aufrichtig, daſs in deren Menge eigentlich die Würde und Grös- se eines Fürsten zu suchen sey; von Rechts und Links der Deutschen Länder- und Justiz- Verfassung verstund er nichts; von der einen Hälfte seiner Dienerschaft war er verrathen und von der andern verkauft; sie verleiteten ihn, den damaligen Kayserlichen Gesandten im Reich, Grafen von Neipperg, einen Mann, den sein eigener Vater seiner ungeheuren Verschwen-
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rent in dieser Sache nicht, offentlich zu sagen:
„Um ein paar Frankfurter Kaufleute willen kön-
ne man einen so wohlgesinnten Reichs-Stand
nicht ruiniren„; und als ich ihm mein äuſser-
stes Erstaunen über diese Art der Justiz-Pfle-
ge eben so laut bezeugte, sagte der Unver-
schämte: „Wenn der Preusse (Ludwig IX. ein
eben so leidenschaftlicher Preusse, als es sein
Vater für Oesterreich war) zur Regierung
kommt, den wollen wir schon festhalten„. Lud-
wig VIII. starb endlich, und der Reichshof-
Rath hielt seinem Sohn und Nachfolger Lud-
wig IX. redlich sein Wort; eine Kayserliche
Schulden-Commsision wartete vor seiner Thü-
re; er sollte vor seines Vaters und aller seiner
Voreltern Sünden büssen. Der Landgraf war
nichts als Soldat, und glaubte aufrichtig, daſs
in deren Menge eigentlich die Würde und Grös-
se eines Fürsten zu suchen sey; von Rechts
und Links der Deutschen Länder- und Justiz-
Verfassung verstund er nichts; von der einen
Hälfte seiner Dienerschaft war er verrathen und
von der andern verkauft; sie verleiteten ihn,
den damaligen Kayserlichen Gesandten im Reich,
Grafen von Neipperg, einen Mann, den sein
eigener Vater seiner ungeheuren Verschwen-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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