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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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len zu müssen; es ist Bedürfniss vor den gros-
sen Haufen, dass ein Ausschuss Menschen von
höhern Kräften existirt, der vor andere denkt
und will; gleich viel, ob es zum Guten oder
Bösen geschehe. Das Gute kommt durch Ver-
kettung und Folgen eben so oft und gewiss aus
dem, was wir böse zu nennen gewohnt sind,
als die Grössen aus der Menge von Einheiten
bestehen.


Welch unübersehliches Unheil, Verwirrung,
Unsinn und Widersinn würde vor das ganze
menschliche Geschlecht, noch mehr für jede
geschlossene Gesellschaft daraus entstehen,
wenn der in seinen Resultaten so verschiedene
Verstand und Wille eines jeden Einzelen von
gleicher Kraft, Wirkung und Gültigkeit seyn
sollte? Wie würde man in allen Künsten, Wis-
senschaften und Handwerken, in der ganzen
häuslichen Verfassung zurecht kommen, wenn
einem jeden, ehe er gehorchte, alles vorerst
(a priori) erwiesen und begreiflich gemacht
werden sollte.


Vertrauen in die Geistes-Superiori-
tät; Einsicht und Erfahrung in den guten

len zu müssen; es ist Bedürfniſs vor den gros-
sen Haufen, daſs ein Ausschuſs Menschen von
höhern Kräften existirt, der vor andere denkt
und will; gleich viel, ob es zum Guten oder
Bösen geschehe. Das Gute kommt durch Ver-
kettung und Folgen eben so oft und gewiſs aus
dem, was wir böse zu nennen gewohnt sind,
als die Gröſsen aus der Menge von Einheiten
bestehen.


Welch unübersehliches Unheil, Verwirrung,
Unsinn und Widersinn würde vor das ganze
menschliche Geschlecht, noch mehr für jede
geschlossene Gesellschaft daraus entstehen,
wenn der in seinen Resultaten so verschiedene
Verstand und Wille eines jeden Einzelen von
gleicher Kraft, Wirkung und Gültigkeit seyn
sollte? Wie würde man in allen Künsten, Wis-
senschaften und Handwerken, in der ganzen
häuslichen Verfassung zurecht kommen, wenn
einem jeden, ehe er gehorchte, alles vorerst
(a priori) erwiesen und begreiflich gemacht
werden sollte.


Vertrauen in die Geistes-Superiori-
tät; Einsicht und Erfahrung in den guten

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[45/0051] len zu müssen; es ist Bedürfniſs vor den gros- sen Haufen, daſs ein Ausschuſs Menschen von höhern Kräften existirt, der vor andere denkt und will; gleich viel, ob es zum Guten oder Bösen geschehe. Das Gute kommt durch Ver- kettung und Folgen eben so oft und gewiſs aus dem, was wir böse zu nennen gewohnt sind, als die Gröſsen aus der Menge von Einheiten bestehen. Welch unübersehliches Unheil, Verwirrung, Unsinn und Widersinn würde vor das ganze menschliche Geschlecht, noch mehr für jede geschlossene Gesellschaft daraus entstehen, wenn der in seinen Resultaten so verschiedene Verstand und Wille eines jeden Einzelen von gleicher Kraft, Wirkung und Gültigkeit seyn sollte? Wie würde man in allen Künsten, Wis- senschaften und Handwerken, in der ganzen häuslichen Verfassung zurecht kommen, wenn einem jeden, ehe er gehorchte, alles vorerst (a priori) erwiesen und begreiflich gemacht werden sollte. Vertrauen in die Geistes-Superiori- tät; Einsicht und Erfahrung in den guten

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/51>, abgerufen am 29.04.2024.