Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.besonderes Interesse dem allgemeinen Besten In der Praxi der Staats-Verwaltung geht es besonderes Interesse dem allgemeinen Besten In der Praxi der Staats-Verwaltung geht es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="66"/> besonderes Interesse dem allgemeinen Besten<lb/> meiner Lande zuwiderscheinen möchte, alsdann<lb/> dieses leztere jederzeit vor dem ersten den<lb/> Vorzug behalten soll„. So dachte, und gewiſs<lb/> aus Ueberzeugung sprach so der damals im<lb/> Ideen-Himmel schwebende König; der <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Wille</hi></hi><lb/> der Monarchen ist aber, nach einem alten wahren<lb/> Sprüchwort, wandelbar bis in ihren Tod.</p><lb/> <p>In der Praxi der Staats-Verwaltung geht es<lb/> oft, wie in der sogenannten Ecclesia preſsa<lb/> bey den Religionen; da ist immer mehr Andacht,<lb/> als bey der gröſsten Freyheit des öffentlichen<lb/> Gottesdiensts. Es ist eine durch den ganzen<lb/> Gang der Geschichte bewährte Bemerkung,<lb/> daſs ein Fürst, wenn er sonst Kopf hat und<lb/> sich auf das: <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Leniter sævire</hi>,</hi> auf das systema-<lb/> tische Scheeren seiner Schafe versteht, von sei-<lb/> nen Unterthanen verhältniſsmäſsig immer mehr<lb/> gelobt, entschuldiget, gerechtfertiget, wird,<lb/> je härter er sie behandelt. Die ganze Regie-<lb/> rungs-Geschichte Friedrichs II. von Preuſsen,<lb/> von der Periode an <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">nach</hi></hi> geendigtem siebenjäh-<lb/> rigen Krieg, ist davon der redende Beweis. In<lb/> einem solchen Fall trift zu, was mir einst der<lb/> edle Fürst <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Orlow</hi></hi> in Petersburg auf die Frage:<lb/> Ob seine Kaiserin von ihrem Volk auch gelie-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0072]
besonderes Interesse dem allgemeinen Besten
meiner Lande zuwiderscheinen möchte, alsdann
dieses leztere jederzeit vor dem ersten den
Vorzug behalten soll„. So dachte, und gewiſs
aus Ueberzeugung sprach so der damals im
Ideen-Himmel schwebende König; der Wille
der Monarchen ist aber, nach einem alten wahren
Sprüchwort, wandelbar bis in ihren Tod.
In der Praxi der Staats-Verwaltung geht es
oft, wie in der sogenannten Ecclesia preſsa
bey den Religionen; da ist immer mehr Andacht,
als bey der gröſsten Freyheit des öffentlichen
Gottesdiensts. Es ist eine durch den ganzen
Gang der Geschichte bewährte Bemerkung,
daſs ein Fürst, wenn er sonst Kopf hat und
sich auf das: Leniter sævire, auf das systema-
tische Scheeren seiner Schafe versteht, von sei-
nen Unterthanen verhältniſsmäſsig immer mehr
gelobt, entschuldiget, gerechtfertiget, wird,
je härter er sie behandelt. Die ganze Regie-
rungs-Geschichte Friedrichs II. von Preuſsen,
von der Periode an nach geendigtem siebenjäh-
rigen Krieg, ist davon der redende Beweis. In
einem solchen Fall trift zu, was mir einst der
edle Fürst Orlow in Petersburg auf die Frage:
Ob seine Kaiserin von ihrem Volk auch gelie-
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