Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

sonst in das eigentlich Politische dieser Materie
nicht gehört.


In seiner Maasse eben so stark, als Religion,
und bey vielen Gemüthern noch stärker, würkt
auf den denkenden und seine Geistes-Kräfte
fühlenden Mann, das Lesen alter römischer
und griechischer Schriftsteller, britti-
scher Parlaments-Reden, französischer
Parlaments-Vorstellungen
gegen despoti-
sche Könige und Minister, das Eindringen in ihren
Geist und Grundsätze, überhaupt das ernste
Studium der alten römischen und der englischen
und französischen Geschichte von der Zeit an
der lezten zwo Jahrhunderte. Welch starke
Schlüsse und Modificationen verbreiten sich dar-
aus über die ganze so reichhaltige Materie vom
Gehorsam gegen Könige und Fürsten, insbeson-
dere im Deutschen Herren-Dienst, wo uns selbst
die Franzosen zur Zeit ihres stärksten Drucks *),

und
*) Ein Souverain von der Deutschen Grafenbank kann mit
seinem Gerichts-Beamten weit despotischer verfahren, als
ein König in Frankreich mit den seinigen; er kann sie
ohne Ursache von seinen Aemtern werfen. Das kann
unser König nicht. Alle Glieder seiner Dikasterien,
vom Pariser-Ober-Präsidenten an bis zum Arraser-Provin-

sonst in das eigentlich Politische dieser Materie
nicht gehört.


In seiner Maaſse eben so stark, als Religion,
und bey vielen Gemüthern noch stärker, würkt
auf den denkenden und seine Geistes-Kräfte
fühlenden Mann, das Lesen alter römischer
und griechischer Schriftsteller, britti-
scher Parlaments-Reden, französischer
Parlaments-Vorstellungen
gegen despoti-
sche Könige und Minister, das Eindringen in ihren
Geist und Grundsätze, überhaupt das ernste
Studium der alten römischen und der englischen
und französischen Geschichte von der Zeit an
der lezten zwo Jahrhunderte. Welch starke
Schlüsse und Modificationen verbreiten sich dar-
aus über die ganze so reichhaltige Materie vom
Gehorsam gegen Könige und Fürsten, insbeson-
dere im Deutschen Herren-Dienst, wo uns selbst
die Franzosen zur Zeit ihres stärksten Drucks *),

und
*) Ein Souverain von der Deutschen Grafenbank kann mit
seinem Gerichts-Beamten weit despotischer verfahren, als
ein König in Frankreich mit den seinigen; er kann sie
ohne Ursache von seinen Aemtern werfen. Das kann
unser König nicht. Alle Glieder seiner Dikasterien,
vom Pariser-Ober-Präsidenten an bis zum Arraser-Provin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="80"/>
sonst in das eigentlich Politische dieser Materie<lb/>
nicht gehört.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>In seiner Maa&#x017F;se eben so stark, als Religion,<lb/>
und bey vielen Gemüthern noch stärker, würkt<lb/>
auf den denkenden und seine Geistes-Kräfte<lb/>
fühlenden Mann, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">das Lesen alter römischer<lb/>
und griechischer Schriftsteller, britti-<lb/>
scher Parlaments-Reden, französischer<lb/>
Parlaments-Vorstellungen</hi></hi> gegen despoti-<lb/>
sche Könige und Minister, das Eindringen in ihren<lb/>
Geist und Grundsätze, überhaupt das ernste<lb/>
Studium der alten römischen und der englischen<lb/>
und französischen Geschichte von der Zeit an<lb/>
der lezten zwo Jahrhunderte. Welch starke<lb/>
Schlüsse und Modificationen verbreiten sich dar-<lb/>
aus über die ganze so reichhaltige Materie vom<lb/>
Gehorsam gegen Könige und Fürsten, insbeson-<lb/>
dere im Deutschen Herren-Dienst, wo uns selbst<lb/>
die Franzosen zur Zeit ihres stärksten Drucks <note xml:id="seg2pn_3_1" next="#seg2pn_3_2" place="foot" n="*)">Ein Souverain von der Deutschen Grafenbank kann mit<lb/>
seinem Gerichts-Beamten weit <choice><sic>despotiseher</sic><corr>despotischer</corr></choice> verfahren, als<lb/>
ein König in Frankreich mit den seinigen; er kann sie<lb/>
ohne Ursache von seinen Aemtern werfen. Das kann<lb/>
unser König nicht. Alle Glieder seiner Dikasterien,<lb/>
vom Pariser-Ober-Präsidenten an bis zum Arraser-Provin-</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0086] sonst in das eigentlich Politische dieser Materie nicht gehört. In seiner Maaſse eben so stark, als Religion, und bey vielen Gemüthern noch stärker, würkt auf den denkenden und seine Geistes-Kräfte fühlenden Mann, das Lesen alter römischer und griechischer Schriftsteller, britti- scher Parlaments-Reden, französischer Parlaments-Vorstellungen gegen despoti- sche Könige und Minister, das Eindringen in ihren Geist und Grundsätze, überhaupt das ernste Studium der alten römischen und der englischen und französischen Geschichte von der Zeit an der lezten zwo Jahrhunderte. Welch starke Schlüsse und Modificationen verbreiten sich dar- aus über die ganze so reichhaltige Materie vom Gehorsam gegen Könige und Fürsten, insbeson- dere im Deutschen Herren-Dienst, wo uns selbst die Franzosen zur Zeit ihres stärksten Drucks *), und *) Ein Souverain von der Deutschen Grafenbank kann mit seinem Gerichts-Beamten weit despotischer verfahren, als ein König in Frankreich mit den seinigen; er kann sie ohne Ursache von seinen Aemtern werfen. Das kann unser König nicht. Alle Glieder seiner Dikasterien, vom Pariser-Ober-Präsidenten an bis zum Arraser-Provin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/86
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/86>, abgerufen am 29.04.2024.