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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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temberg, von dem pragmatischen Spittler *),
welchen Contrast würde sie in den so mannich-
faltigen Schattirungen darstellen? Mit welcher
Eifersucht und Wehmuth würde mancher bie-
derer Deutsche sein Vaterland, seine Dienst-Lei-
den sein schüchternes Volk, mit dem Freyheits-
Sinn, Freymuth in Reden, Rathen und Handeln,
mit der Lust und Wonne des Herren-Diensts sei-
nes Nachbarn zu vergleichen haben? Welch
fruchtbares Nachdenken würde aber auch dadurch
bey den Regenten selbst erweckt werden kön-
nen? wenn man Studium der Reichs-Verfassung
und ihrer eigenen Haus- und Landes-Geschichte
von ihnen hoffen und erwarten dürfte.

Wenn man dem schönen Ideal von dem Glück
unserer Zeiten trauen dürfte, das uns Mei-

*) "Dass wirs fuhlen möchten, wem wir den glücklichern
Genuss unserer ungekränktesten Freyheit einzig zu dan-
ken haben! Nicht der National-Geist ists, der uns si-
chert; nicht die Verfassung ists, die den Verlust un-
serer Freyheit unmöglich macht; nicht ein allgemein
reger Patrotismus ists, der das Freyheits-Schicksal un-
sers Landes so ausgezeichnet merkwürdig seyn liess.
Unsere Fursten selbst warens, die uns schüzten; die
Minister unserer Könige warens, die den Despotismus
verabscheuten; der unvergleichbare beglückende Frey-
heits-Ton wars, der in allen Theilen der Landes-
Regierung selbst herrschte". Spittlers Geschichte
des Fürstenth. Hannov. II. B.
S. 308.

temberg, von dem pragmatischen Spittler *),
welchen Contrast würde sie in den so mannich-
faltigen Schattirungen darstellen? Mit welcher
Eifersucht und Wehmuth würde mancher bie-
derer Deutsche sein Vaterland, seine Dienst-Lei-
den sein schüchternes Volk, mit dem Freyheits-
Sinn, Freymuth in Reden, Rathen und Handeln,
mit der Lust und Wonne des Herren-Diensts sei-
nes Nachbarn zu vergleichen haben? Welch
fruchtbares Nachdenken würde aber auch dadurch
bey den Regenten selbst erweckt werden kön-
nen? wenn man Studium der Reichs-Verfassung
und ihrer eigenen Haus- und Landes-Geschichte
von ihnen hoffen und erwarten dürfte.

Wenn man dem schönen Ideal von dem Glück
unserer Zeiten trauen dürfte, das uns Mei-

*) „Daſs wirs fuhlen möchten, wem wir den glücklichern
Genuſs unserer ungekränktesten Freyheit einzig zu dan-
ken haben! Nicht der National-Geist ists, der uns si-
chert; nicht die Verfassung ists, die den Verlust un-
serer Freyheit unmöglich macht; nicht ein allgemein
reger Patrotismus ists, der das Freyheits-Schicksal un-
sers Landes so ausgezeichnet merkwürdig seyn lieſs.
Unsere Fursten selbst warens, die uns schüzten; die
Minister unserer Könige warens, die den Despotismus
verabscheuten; der unvergleichbare beglückende Frey-
heits-Ton wars, der in allen Theilen der Landes-
Regierung selbst herrschte„. Spittlers Geschichte
des Fürstenth. Hannov. II. B.
S. 308.
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[92/0098] temberg, von dem pragmatischen Spittler *), welchen Contrast würde sie in den so mannich- faltigen Schattirungen darstellen? Mit welcher Eifersucht und Wehmuth würde mancher bie- derer Deutsche sein Vaterland, seine Dienst-Lei- den sein schüchternes Volk, mit dem Freyheits- Sinn, Freymuth in Reden, Rathen und Handeln, mit der Lust und Wonne des Herren-Diensts sei- nes Nachbarn zu vergleichen haben? Welch fruchtbares Nachdenken würde aber auch dadurch bey den Regenten selbst erweckt werden kön- nen? wenn man Studium der Reichs-Verfassung und ihrer eigenen Haus- und Landes-Geschichte von ihnen hoffen und erwarten dürfte. Wenn man dem schönen Ideal von dem Glück unserer Zeiten trauen dürfte, das uns Mei- *) „Daſs wirs fuhlen möchten, wem wir den glücklichern Genuſs unserer ungekränktesten Freyheit einzig zu dan- ken haben! Nicht der National-Geist ists, der uns si- chert; nicht die Verfassung ists, die den Verlust un- serer Freyheit unmöglich macht; nicht ein allgemein reger Patrotismus ists, der das Freyheits-Schicksal un- sers Landes so ausgezeichnet merkwürdig seyn lieſs. Unsere Fursten selbst warens, die uns schüzten; die Minister unserer Könige warens, die den Despotismus verabscheuten; der unvergleichbare beglückende Frey- heits-Ton wars, der in allen Theilen der Landes- Regierung selbst herrschte„. Spittlers Geschichte des Fürstenth. Hannov. II. B. S. 308.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/98>, abgerufen am 29.04.2024.