len, die Sache d[e]m anheimstellen, der allein recht richtet und einst einem jeglichen vergel- ten wird nach seinen Werken; er wird so gar, wenn sein Herr auch ein Herodes wäre, und er Amts- und Propheten-Berufs wegen ihm sein ärgerliches Privatleben ins Angesicht vor- halten müsste, doch seiner von Gott zu Le- hen tragenden persönlichen Würde möglichst schonen; ihn in den Augen seines Volks nicht herabwürdigen; das Gebet des Evangelii: Du sollst dem Obersten deines Volks nicht fluchen, sich zur strengen Vorschrift auch alsdann noch seyn lassen, wenn er sich durch sein Leben und Thaten schon sclbst offentlich entehrte; sich mit der entschlossensten Nicht-Theilneh- mung an allen Ungerechtigkeiten, Lastern und Schlechtigkeiten begnügen; mit seinem eigenen leuchtenden Wandel und Beyspiel bestrafen, und sich darüber Schmach, Spott und alle Ar- ten von Ungnade gefallen lassen. Denn vors Kopfabhauen ist wenigstens für Deutsche Johan- nes so lange gesorgt, als wir noch Gesetze und einen obristen Richter im Reich haben, und keine Gallicanisch-Republicanische Güillotinen bekommen.
Doch so denken und handeln die Wenigsten.
len, die Sache d[e]m anheimstellen, der allein recht richtet und einst einem jeglichen vergel- ten wird nach seinen Werken; er wird so gar, wenn sein Herr auch ein Herodes wäre, und er Amts- und Propheten-Berufs wegen ihm sein ärgerliches Privatleben ins Angesicht vor- halten müſste, doch seiner von Gott zu Le- hen tragenden persönlichen Würde möglichst schonen; ihn in den Augen seines Volks nicht herabwürdigen; das Gebet des Evangelii: Du sollst dem Obersten deines Volks nicht fluchen, sich zur strengen Vorschrift auch alsdann noch seyn lassen, wenn er sich durch sein Leben und Thaten schon sclbst offentlich entehrte; sich mit der entschlossensten Nicht-Theilneh- mung an allen Ungerechtigkeiten, Lastern und Schlechtigkeiten begnügen; mit seinem eigenen leuchtenden Wandel und Beyspiel bestrafen, und sich darüber Schmach, Spott und alle Ar- ten von Ungnade gefallen lassen. Denn vors Kopfabhauen ist wenigstens für Deutsche Johan- nes so lange gesorgt, als wir noch Gesetze und einen obristen Richter im Reich haben, und keine Gallicanisch-Republicanische Güillotinen bekommen.
Doch so denken und handeln die Wenigsten.
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len, die Sache dem anheimstellen, der allein
recht richtet und einst einem jeglichen vergel-
ten wird nach seinen Werken; er wird so gar,
wenn sein Herr auch ein Herodes wäre, und
er Amts- und Propheten-Berufs wegen ihm
sein ärgerliches Privatleben ins Angesicht vor-
halten müſste, doch seiner von Gott zu Le-
hen tragenden persönlichen Würde möglichst
schonen; ihn in den Augen seines Volks nicht
herabwürdigen; das Gebet des Evangelii: Du
sollst dem Obersten deines Volks nicht fluchen,
sich zur strengen Vorschrift auch alsdann noch
seyn lassen, wenn er sich durch sein Leben
und Thaten schon sclbst offentlich entehrte;
sich mit der entschlossensten Nicht-Theilneh-
mung an allen Ungerechtigkeiten, Lastern und
Schlechtigkeiten begnügen; mit seinem eigenen
leuchtenden Wandel und Beyspiel bestrafen,
und sich darüber Schmach, Spott und alle Ar-
ten von Ungnade gefallen lassen. Denn vors
Kopfabhauen ist wenigstens für Deutsche Johan-
nes so lange gesorgt, als wir noch Gesetze
und einen obristen Richter im Reich haben, und
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bekommen.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/123>, abgerufen am 22.11.2024.
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