borgen sey, und folgt ihnen. Wie lästig ist für einen freyen Geist überhaupt der Zwang des Ceremoniels! Wie oft mussten sie sich ehe- dem, noch öfters als heut zu Tage, aber doch bey grossen Feyerlichkeiten noch jezt, lange und abgeschmackte Orationen vorleyren lassen; und wie reichlich erfahren sie in tausend ähn- lichen Gelegenheiten die Wahrheit des Sprüch- worts: Je grösser die Würde, je schwerer die Bürde!
Seit Friedrich Wilhelms I. Friedrichs II. und Josephs II. Zeiten sind unsere Grossen auf das entgegen stehende andere Ende verfallen und haben sichs wenigstens vor ihre Personen leich- ter und gemächlicher gemacht, wenn sie auch zum aüssern Schein die schlecht genug besol- dete oder gar nur betittelte vornehme Hof-Aemter beybehalten haben. Kleinere Potentaten habens je länger je mehr jenen Monarchen nachgeahmt; um sich aber an ihrer Hoheit nichts zu verge- ben, behielten sie oft bey ihrem Aufenthalt an grössern Höfen, nach dem Muster sparsam rei- sender Könige, die Maske des Incognito bey. Auch diss, (so schwer ist's, die Mittelstrasse allemahl zu treffen), ward ihnen allmählig zur
borgen sey, und folgt ihnen. Wie lästig ist für einen freyen Geist überhaupt der Zwang des Ceremoniels! Wie oft muſsten sie sich ehe- dem, noch öfters als heut zu Tage, aber doch bey grossen Feyerlichkeiten noch jezt, lange und abgeschmackte Orationen vorleyren lassen; und wie reichlich erfahren sie in tausend ähn- lichen Gelegenheiten die Wahrheit des Sprüch- worts: Je grösser die Würde, je schwerer die Bürde!
Seit Friedrich Wilhelms I. Friedrichs II. und Josephs II. Zeiten sind unsere Grossen auf das entgegen stehende andere Ende verfallen und haben sichs wenigstens vor ihre Personen leich- ter und gemächlicher gemacht, wenn sie auch zum aüssern Schein die schlecht genug besol- dete oder gar nur betittelte vornehme Hof-Aemter beybehalten haben. Kleinere Potentaten habens je länger je mehr jenen Monarchen nachgeahmt; um sich aber an ihrer Hoheit nichts zu verge- ben, behielten sie oft bey ihrem Aufenthalt an gröſsern Höfen, nach dem Muster sparsam rei- sender Könige, die Maske des Incognito bey. Auch diſs, (so schwer ist’s, die Mittelstrasse allemahl zu treffen), ward ihnen allmählig zur
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borgen sey, und folgt ihnen. Wie lästig ist
für einen freyen Geist überhaupt der Zwang
des Ceremoniels! Wie oft muſsten sie sich ehe-
dem, noch öfters als heut zu Tage, aber doch
bey grossen Feyerlichkeiten noch jezt, lange
und abgeschmackte Orationen vorleyren lassen;
und wie reichlich erfahren sie in tausend ähn-
lichen Gelegenheiten die Wahrheit des Sprüch-
worts: Je grösser die Würde, je schwerer die
Bürde!
Seit Friedrich Wilhelms I. Friedrichs II. und
Josephs II. Zeiten sind unsere Grossen auf das
entgegen stehende andere Ende verfallen und
haben sichs wenigstens vor ihre Personen leich-
ter und gemächlicher gemacht, wenn sie auch
zum aüssern Schein die schlecht genug besol-
dete oder gar nur betittelte vornehme Hof-Aemter
beybehalten haben. Kleinere Potentaten habens
je länger je mehr jenen Monarchen nachgeahmt;
um sich aber an ihrer Hoheit nichts zu verge-
ben, behielten sie oft bey ihrem Aufenthalt an
gröſsern Höfen, nach dem Muster sparsam rei-
sender Könige, die Maske des Incognito bey.
Auch diſs, (so schwer ist’s, die Mittelstrasse
allemahl zu treffen), ward ihnen allmählig zur
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/161>, abgerufen am 24.11.2024.
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