Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.greifen, oder so lange mit ihnen wechseln muss, send war. Ich habe viele Jahre lang unter seinen
Schwachheiten, Eigensinn und Mangel von Arbeitsam- keit gelitten. Es hat mir beträchtlichen Schaden ge- than, und ich musste vielen Vortheilen entsagen, die ich sonst hatte haben können; und diss alles aus Gefälligkeit und Gutheit für ihn. Endlich musste ich ihm doch be- fehlen, seinen Abschied zu nehmen, weil alles, was durch seine Hände gieng, an der Grösse und dem Nach- druck verlohr, die sich vor die Befehle eines Königs in Frankreich geziemen, der nicht unglücklich ist. Hätte ich ihn eher von meiner Seite geschaft, so hätte ich manche mir begegnete Unfälle vermieden, und würde mir nicht vorzuwerfen haben, dass ich durch meine Ge- greifen, oder so lange mit ihnen wechseln muſs, send war. Ich habe viele Jahre lang unter seinen
Schwachheiten, Eigensinn und Mangel von Arbeitsam- keit gelitten. Es hat mir beträchtlichen Schaden ge- than, und ich muſste vielen Vortheilen entsagen, die ich sonst hatte haben können; und diſs alles aus Gefälligkeit und Gutheit für ihn. Endlich muſste ich ihm doch be- fehlen, seinen Abschied zu nehmen, weil alles, was durch seine Hände gieng, an der Gröſse und dem Nach- druck verlohr, die sich vor die Befehle eines Königs in Frankreich geziemen, der nicht unglücklich ist. Hätte ich ihn eher von meiner Seite geschaft, so hätte ich manche mir begegnete Unfälle vermieden, und würde mir nicht vorzuwerfen haben, daſs ich durch meine Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0171" n="165"/> greifen, oder so lange mit ihnen wechseln muſs,<lb/> wie ein Kranker mit seinen Aerzten, biſs er<lb/> darüber stirbt; wenn er, wie in Engelland, ei-<lb/> nen Mann, den er persönlich nicht leiden kann,<lb/> gleichwohl zum Minister nehmen, und seinen<lb/> Königlichen Willen unter die Stimme des Volks<lb/> beugen muſs; wenn seine eigenen Grundsätze<lb/> mit denen seiner Ministers contrastiren; diese<lb/> ihm alles erschweren, wie dem K. Joseph II.<lb/> und er selbige doch nicht entbehren kann; wenn<lb/> er die besten Absichten hat, aber daneben Mini-<lb/> sters, denen es entweder an Stärke der Ein-<lb/> sicht und Klugheit oder an seinem eigenen Ver-<lb/> trauen fehlt; und was dieser Fälle unzählige<lb/> mehrere seyn können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p> <note next="#seg2pn_6_3" xml:id="seg2pn_6_2" prev="#seg2pn_6_1" place="foot" n="*)">send war. Ich habe viele Jahre lang unter seinen<lb/> Schwachheiten, Eigensinn und Mangel von Arbeitsam-<lb/> keit gelitten. Es hat mir beträchtlichen Schaden ge-<lb/> than, und ich muſste vielen Vortheilen entsagen, die ich<lb/> sonst hatte haben können; und diſs alles aus Gefälligkeit<lb/> und Gutheit für ihn. Endlich muſste ich ihm doch be-<lb/> fehlen, seinen Abschied zu nehmen, weil alles, was<lb/> durch seine Hände gieng, an der Gröſse und dem Nach-<lb/> druck verlohr, die sich vor die Befehle eines Königs<lb/> in Frankreich geziemen, der nicht unglücklich ist.<lb/> Hätte ich ihn eher von meiner Seite geschaft, so hätte<lb/> ich manche mir begegnete Unfälle vermieden, und würde<lb/> mir nicht vorzuwerfen haben, daſs ich durch meine Ge-</note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0171]
greifen, oder so lange mit ihnen wechseln muſs,
wie ein Kranker mit seinen Aerzten, biſs er
darüber stirbt; wenn er, wie in Engelland, ei-
nen Mann, den er persönlich nicht leiden kann,
gleichwohl zum Minister nehmen, und seinen
Königlichen Willen unter die Stimme des Volks
beugen muſs; wenn seine eigenen Grundsätze
mit denen seiner Ministers contrastiren; diese
ihm alles erschweren, wie dem K. Joseph II.
und er selbige doch nicht entbehren kann; wenn
er die besten Absichten hat, aber daneben Mini-
sters, denen es entweder an Stärke der Ein-
sicht und Klugheit oder an seinem eigenen Ver-
trauen fehlt; und was dieser Fälle unzählige
mehrere seyn können.
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*) send war. Ich habe viele Jahre lang unter seinen
Schwachheiten, Eigensinn und Mangel von Arbeitsam-
keit gelitten. Es hat mir beträchtlichen Schaden ge-
than, und ich muſste vielen Vortheilen entsagen, die ich
sonst hatte haben können; und diſs alles aus Gefälligkeit
und Gutheit für ihn. Endlich muſste ich ihm doch be-
fehlen, seinen Abschied zu nehmen, weil alles, was
durch seine Hände gieng, an der Gröſse und dem Nach-
druck verlohr, die sich vor die Befehle eines Königs
in Frankreich geziemen, der nicht unglücklich ist.
Hätte ich ihn eher von meiner Seite geschaft, so hätte
ich manche mir begegnete Unfälle vermieden, und würde
mir nicht vorzuwerfen haben, daſs ich durch meine Ge-
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