ein Theil wieder Kräfte genug gesammelt zu haben glaubt, den andern wieder befehden, berauben, oder doch überlisten zu können.
Wenn ein Fürst durch Jahre lange Bedrückun- gen, und nach vergeblichen Bitten, Flehen, Vorstellungen und Drohungen, sein an den na- hen Abgrund des Verderbens gebrachtes Volk endlich nöthiget, zu dem obristen Richter im Reich und andern die Verfassung des Landes garantirenden Mächten seine Zuflucht zu neh- men, und er nach ebenfalls Jahre langen Kla- gen, mühsamen Negotiationen und unermessli- chen Kosten endlich gezwungen wird, sich mit seinem Land zu vergleichen, und dieser Fürst noch die Unverschämtheit so weit treibt, mit seinen landesväterlichen Gesinnungen, als dem edelsten Motif seiner Handlungen, prahlen zu wollen, so ist es, aufs gelindeste gesagt, nicht wahr.
Zu dieser Wahrheit gehört auch die Origina- lität der Handlung selbst; es muss nichts Nach- geahmtes, von andern Copirtes, nichts Nachge- äftes seyn.
Der Oesterreichische Fürst * * hatte die lächer- liche Eitelkeit, alle die schönen Menschlichkei- ten Kayser Josephs II. von denen er wusste,
ein Theil wieder Kräfte genug gesammelt zu haben glaubt, den andern wieder befehden, berauben, oder doch überlisten zu können.
Wenn ein Fürst durch Jahre lange Bedrückun- gen, und nach vergeblichen Bitten, Flehen, Vorstellungen und Drohungen, sein an den na- hen Abgrund des Verderbens gebrachtes Volk endlich nöthiget, zu dem obristen Richter im Reich und andern die Verfassung des Landes garantirenden Mächten seine Zuflucht zu neh- men, und er nach ebenfalls Jahre langen Kla- gen, mühsamen Negotiationen und unermeſsli- chen Kosten endlich gezwungen wird, sich mit seinem Land zu vergleichen, und dieser Fürst noch die Unverschämtheit so weit treibt, mit seinen landesväterlichen Gesinnungen, als dem edelsten Motif seiner Handlungen, prahlen zu wollen, so ist es, aufs gelindeste gesagt, nicht wahr.
Zu dieser Wahrheit gehört auch die Origina- lität der Handlung selbst; es muſs nichts Nach- geahmtes, von andern Copirtes, nichts Nachge- äftes seyn.
Der Oesterreichische Fürst * * hatte die lächer- liche Eitelkeit, alle die schönen Menschlichkei- ten Kayser Josephs II. von denen er wuſste,
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ein Theil wieder Kräfte genug gesammelt zu
haben glaubt, den andern wieder befehden,
berauben, oder doch überlisten zu können.
Wenn ein Fürst durch Jahre lange Bedrückun-
gen, und nach vergeblichen Bitten, Flehen,
Vorstellungen und Drohungen, sein an den na-
hen Abgrund des Verderbens gebrachtes Volk
endlich nöthiget, zu dem obristen Richter im
Reich und andern die Verfassung des Landes
garantirenden Mächten seine Zuflucht zu neh-
men, und er nach ebenfalls Jahre langen Kla-
gen, mühsamen Negotiationen und unermeſsli-
chen Kosten endlich gezwungen wird, sich mit
seinem Land zu vergleichen, und dieser Fürst
noch die Unverschämtheit so weit treibt, mit
seinen landesväterlichen Gesinnungen, als dem
edelsten Motif seiner Handlungen, prahlen zu
wollen, so ist es, aufs gelindeste gesagt,
nicht wahr.
Zu dieser Wahrheit gehört auch die Origina-
lität der Handlung selbst; es muſs nichts Nach-
geahmtes, von andern Copirtes, nichts Nachge-
äftes seyn.
Der Oesterreichische Fürst * * hatte die lächer-
liche Eitelkeit, alle die schönen Menschlichkei-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/188>, abgerufen am 16.02.2025.
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