in Mignatüre nachzuahmen, um es hernach in den Zeitungen ausposaunen lassen zu können. K. Joseph kam einst bey einer grossen Ueber- schwemmung der Donau den nothleidenden Einwohnern in der Leopoldstadt, mit eigener Gefahr, in einem Nachen mit einem Vorrath von Brod zu Hülfe; gleich machte es sein fürst- licher Affe auf seinem Dorfe nach; doch mit dem Unterschied, dass er sich wohl hütete, sein eigenes theures Leben dabey der Gefahr aus- zusetzen: Der nämliche Mann, der mit einem seiner Beamten einen vieljährigen ungerechten Prozess führte; den treuen Diener an den Bet- telstab brachte, und ihn ins Armen-Recht sich gerichtlich zu schwören nöthigte, endlich von dem Richter selbst in mehrere tausend Gulden Ersatz und Kosten verurtheilt wurde.
Viele dieser Lobs-Erhebungen sind blosse conventionelle und Canzleysprache, von wel- cher weder die vor gute Bezahlung Räuchern- den, noch die Beräucherten selbst, das wenigste glauben. Von dieser Art Wind kann man sa- gen: Er bläset, wie man will; und es mag lu- stig zu lesen seyn, in den Fürsten-Diplomen, die bey der Wiener-Reichs-Canzley vorher ein-
in Mignatüre nachzuahmen, um es hernach in den Zeitungen ausposaunen lassen zu können. K. Joseph kam einst bey einer groſsen Ueber- schwemmung der Donau den nothleidenden Einwohnern in der Leopoldstadt, mit eigener Gefahr, in einem Nachen mit einem Vorrath von Brod zu Hülfe; gleich machte es sein fürst- licher Affe auf seinem Dorfe nach; doch mit dem Unterschied, daſs er sich wohl hütete, sein eigenes theures Leben dabey der Gefahr aus- zusetzen: Der nämliche Mann, der mit einem seiner Beamten einen vieljährigen ungerechten Prozeſs führte; den treuen Diener an den Bet- telstab brachte, und ihn ins Armen-Recht sich gerichtlich zu schwören nöthigte, endlich von dem Richter selbst in mehrere tausend Gulden Ersatz und Kosten verurtheilt wurde.
Viele dieser Lobs-Erhebungen sind bloſse conventionelle und Canzleysprache, von wel- cher weder die vor gute Bezahlung Räuchern- den, noch die Beräucherten selbst, das wenigste glauben. Von dieser Art Wind kann man sa- gen: Er bläset, wie man will; und es mag lu- stig zu lesen seyn, in den Fürsten-Diplomen, die bey der Wiener-Reichs-Canzley vorher ein-
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in Mignatüre nachzuahmen, um es hernach in
den Zeitungen ausposaunen lassen zu können.
K. Joseph kam einst bey einer groſsen Ueber-
schwemmung der Donau den nothleidenden
Einwohnern in der Leopoldstadt, mit eigener
Gefahr, in einem Nachen mit einem Vorrath
von Brod zu Hülfe; gleich machte es sein fürst-
licher Affe auf seinem Dorfe nach; doch mit
dem Unterschied, daſs er sich wohl hütete, sein
eigenes theures Leben dabey der Gefahr aus-
zusetzen: Der nämliche Mann, der mit einem
seiner Beamten einen vieljährigen ungerechten
Prozeſs führte; den treuen Diener an den Bet-
telstab brachte, und ihn ins Armen-Recht sich
gerichtlich zu schwören nöthigte, endlich von
dem Richter selbst in mehrere tausend Gulden
Ersatz und Kosten verurtheilt wurde.
Viele dieser Lobs-Erhebungen sind bloſse
conventionelle und Canzleysprache, von wel-
cher weder die vor gute Bezahlung Räuchern-
den, noch die Beräucherten selbst, das wenigste
glauben. Von dieser Art Wind kann man sa-
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stig zu lesen seyn, in den Fürsten-Diplomen,
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/189>, abgerufen am 21.11.2024.
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