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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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lung macht lästig, und stellt den, der nichts
anders Lobwürdiges vorzubringen weiss, als
einen Pinsel oder faden Schwätzer dar. Glei-
che Beschaffenheit hat es mit allen blossen cör-
perlichen Vorzügen der Schönheit, guten Mine
und Bildung *), ausserordentlichen Stärke, oder
gar, wie vom Prinzen Absalon, langen Haar-
wuchses, wodurch sich nur ein schwacher oder
eitler Egoiste geschmeichelt finden kann.


Ein Lob muss ferner nichts Zweydeutiges
haben, keiner doppelten oder schiefen Deutung
fähig seyn.

So lobte ein nun verstorbener alter Ober-Hof-
Marschall seinen Herrn, einen geistlichen Chur-
fürsten, gegen mich, wegen seiner exemplari-

*) Wovon Gorani im II. Band seiner geheimen Nachrich-
ten von Italien
. S. 363. ein illüstres Beyspiel von dem
jetzigen Pabst Pius VI. mit den Worten anführt: "Es
ist bekannt, dass er sich gerne loben hört. Man spricht
ihn entweder gar nicht, oder man erhält nur, was man
sucht, indem man ihm schmeichelt; allein von allem
Lobe, welches er so gefällig hinnimmt, berauscht ihn
am meisten, was den edlen Anstand seines Ganges und
die Schönheit seiner Figur angeht. Vielleicht ist diese
Art Eitelkeit nie weiter getrieben worden, als bey ihm.
Eine Menge Leute ohne Talent und Verdienst haben
dadurch, dass sie ihn mit diesem Weyhrauche einräu-
cherten, Würden und Stellen erhalten.

lung macht lästig, und stellt den, der nichts
anders Lobwürdiges vorzubringen weiſs, als
einen Pinsel oder faden Schwätzer dar. Glei-
che Beschaffenheit hat es mit allen bloſsen cör-
perlichen Vorzügen der Schönheit, guten Mine
und Bildung *), ausserordentlichen Stärke, oder
gar, wie vom Prinzen Absalon, langen Haar-
wuchses, wodurch sich nur ein schwacher oder
eitler Egoiste geschmeichelt finden kann.


Ein Lob muſs ferner nichts Zweydeutiges
haben, keiner doppelten oder schiefen Deutung
fähig seyn.

So lobte ein nun verstorbener alter Ober-Hof-
Marschall seinen Herrn, einen geistlichen Chur-
fürsten, gegen mich, wegen seiner exemplari-

*) Wovon Gorani im II. Band seiner geheimen Nachrich-
ten von Italien
. S. 363. ein illüstres Beyspiel von dem
jetzigen Pabst Pius VI. mit den Worten anführt: „Es
ist bekannt, daſs er sich gerne loben hört. Man spricht
ihn entweder gar nicht, oder man erhält nur, was man
sucht, indem man ihm schmeichelt; allein von allem
Lobe, welches er so gefällig hinnimmt, berauscht ihn
am meisten, was den edlen Anstand seines Ganges und
die Schönheit seiner Figur angeht. Vielleicht ist diese
Art Eitelkeit nie weiter getrieben worden, als bey ihm.
Eine Menge Leute ohne Talent und Verdienst haben
dadurch, daſs sie ihn mit diesem Weyhrauche einräu-
cherten, Würden und Stellen erhalten.
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[199/0205] lung macht lästig, und stellt den, der nichts anders Lobwürdiges vorzubringen weiſs, als einen Pinsel oder faden Schwätzer dar. Glei- che Beschaffenheit hat es mit allen bloſsen cör- perlichen Vorzügen der Schönheit, guten Mine und Bildung *), ausserordentlichen Stärke, oder gar, wie vom Prinzen Absalon, langen Haar- wuchses, wodurch sich nur ein schwacher oder eitler Egoiste geschmeichelt finden kann. Ein Lob muſs ferner nichts Zweydeutiges haben, keiner doppelten oder schiefen Deutung fähig seyn. So lobte ein nun verstorbener alter Ober-Hof- Marschall seinen Herrn, einen geistlichen Chur- fürsten, gegen mich, wegen seiner exemplari- *) Wovon Gorani im II. Band seiner geheimen Nachrich- ten von Italien. S. 363. ein illüstres Beyspiel von dem jetzigen Pabst Pius VI. mit den Worten anführt: „Es ist bekannt, daſs er sich gerne loben hört. Man spricht ihn entweder gar nicht, oder man erhält nur, was man sucht, indem man ihm schmeichelt; allein von allem Lobe, welches er so gefällig hinnimmt, berauscht ihn am meisten, was den edlen Anstand seines Ganges und die Schönheit seiner Figur angeht. Vielleicht ist diese Art Eitelkeit nie weiter getrieben worden, als bey ihm. Eine Menge Leute ohne Talent und Verdienst haben dadurch, daſs sie ihn mit diesem Weyhrauche einräu- cherten, Würden und Stellen erhalten.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/205>, abgerufen am 23.11.2024.