Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt
haben, so hören Sie immer vorher die Beleh-
rungen und Urtheile von ihrem Conseil, ehe
Sie sich würklich entscheiden". Und am Ende
dieser Schrift fügt er bey: "Ich endige mit ei-
ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen
je geben kann: Lassen Sie sich von nie-
mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr
;

haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei-
nen Premier-Minister. Hören Sie, berathen
Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber
entscheiden Sie selbst
.
Gott, der Sie zum
König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute
Absichten haben, auch die benöthigte Einsich-
ten geben". Und die noch junge, aber männlich-
kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs
schrieb selbst im Jahr 1702. *) an ihren Gross-
Vater Ludwig XIV. in Frankreich: "Ew. Ma-
jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An-
sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün-
den über den König, Ihren Enkel, haben, dass
er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa-
gen: Ich will! oder: Ich will nicht! mit Einem
Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su-

che".
*) Memoir. de Noailles, T. II. p. 279.

Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt
haben, so hören Sie immer vorher die Beleh-
rungen und Urtheile von ihrem Conseil, ehe
Sie sich würklich entscheiden„. Und am Ende
dieser Schrift fügt er bey: „Ich endige mit ei-
ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen
je geben kann: Lassen Sie sich von nie-
mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr
;

haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei-
nen Premier-Minister. Hören Sie, berathen
Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber
entscheiden Sie selbst
.
Gott, der Sie zum
König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute
Absichten haben, auch die benöthigte Einsich-
ten geben„. Und die noch junge, aber männlich-
kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs
schrieb selbst im Jahr 1702. *) an ihren Groſs-
Vater Ludwig XIV. in Frankreich: „Ew. Ma-
jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An-
sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün-
den über den König, Ihren Enkel, haben, daſs
er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa-
gen: Ich will! oder: Ich will nicht! mit Einem
Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su-

che„.
*) Memoir. de Noailles, T. II. p. 279.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="16"/>
Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt<lb/>
haben, so hören Sie immer vorher die Beleh-<lb/>
rungen und Urtheile von ihrem Conseil, ehe<lb/>
Sie sich würklich entscheiden&#x201E;. Und am Ende<lb/>
dieser Schrift fügt er bey: &#x201E;Ich endige mit ei-<lb/>
ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen<lb/>
je geben kann: <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lassen Sie sich von nie-<lb/>
mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr</hi>;</hi><lb/>
haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei-<lb/>
nen Premier-Minister. <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hören Sie, berathen<lb/>
Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber<lb/>
entscheiden Sie selbst</hi>.</hi> Gott, der Sie zum<lb/>
König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute<lb/>
Absichten haben, auch die benöthigte Einsich-<lb/>
ten geben&#x201E;. Und die noch junge, aber männlich-<lb/>
kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs<lb/>
schrieb selbst im Jahr 1702. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#i">Memoir. de <hi rendition="#g">Noailles</hi>,</hi> T. II. p. 279.</note> an ihren Gro&#x017F;s-<lb/>
Vater Ludwig XIV. in <choice><sic>Fraakreich</sic><corr>Frankreich</corr></choice>: &#x201E;Ew. Ma-<lb/>
jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An-<lb/>
sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün-<lb/>
den über den König, Ihren Enkel, haben, da&#x017F;s<lb/>
er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa-<lb/>
gen: <hi rendition="#i">Ich will!</hi> oder: <hi rendition="#i">Ich will nicht!</hi> mit Einem<lb/>
Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che&#x201E;.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt haben, so hören Sie immer vorher die Beleh- rungen und Urtheile von ihrem Conseil, ehe Sie sich würklich entscheiden„. Und am Ende dieser Schrift fügt er bey: „Ich endige mit ei- ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen je geben kann: Lassen Sie sich von nie- mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr; haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei- nen Premier-Minister. Hören Sie, berathen Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber entscheiden Sie selbst. Gott, der Sie zum König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute Absichten haben, auch die benöthigte Einsich- ten geben„. Und die noch junge, aber männlich- kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs schrieb selbst im Jahr 1702. *) an ihren Groſs- Vater Ludwig XIV. in Frankreich: „Ew. Ma- jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An- sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün- den über den König, Ihren Enkel, haben, daſs er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa- gen: Ich will! oder: Ich will nicht! mit Einem Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su- che„. *) Memoir. de Noailles, T. II. p. 279.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/22
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/22>, abgerufen am 21.11.2024.