liebliche Stimme an sich finden lassen; diesen Burschen, so sehr er sich zu entziehen suchte, steckte der König in einen Heroldsrock und schickte ihn nach Engelland, wo er durch sei- ne Geschicklichkeit, zu grosser Zufriedenheit beeder Monarchen, einen neunjährigen Waffen- Stillstand zuwegenbrachte. Friedrich II. in Preussen hatte in diesem Stück eine Feinheit des Tackts und Empfindung, die ihn selten irre gehen liess. So schickte er den damahls noch jungen Grafen von Finkenstein in einem Ge- schäft von aüsserster Wichtigkeit und Verwicke- lung, ohne öffentlichen Character, nach Lon- don, das dieser durch seine geschmeidige Klug- heit so glücklich beendigte, dass der König da- durch bewogen wurde, ihn, so jung er noch war, als würklichen Staats-Minister zurück zu berufen. Eben diss war der Fall des jetzi- gen Fürstlich Baadischen Ministers, Freyherrn von Edelsheim, den der König als einen noch jungen Cammerherrn zu geheimer Behandlung einer intressanten Angelegenheit nach London geschickt, und jener sie so ganz zur Zufrieden- heit des Königs vollendet hatte, dass ihm vom König der wichtige Gesandtschafts-Posten zu Wien aufgetragen, und durch das Vertrauen, in
liebliche Stimme an sich finden lassen; diesen Burschen, so sehr er sich zu entziehen suchte, steckte der König in einen Heroldsrock und schickte ihn nach Engelland, wo er durch sei- ne Geschicklichkeit, zu groſser Zufriedenheit beeder Monarchen, einen neunjährigen Waffen- Stillstand zuwegenbrachte. Friedrich II. in Preussen hatte in diesem Stück eine Feinheit des Tackts und Empfindung, die ihn selten irre gehen lieſs. So schickte er den damahls noch jungen Grafen von Finkenstein in einem Ge- schäft von aüsserster Wichtigkeit und Verwicke- lung, ohne öffentlichen Character, nach Lon- don, das dieser durch seine geschmeidige Klug- heit so glücklich beendigte, daſs der König da- durch bewogen wurde, ihn, so jung er noch war, als würklichen Staats-Minister zurück zu berufen. Eben diſs war der Fall des jetzi- gen Fürstlich Baadischen Ministers, Freyherrn von Edelsheim, den der König als einen noch jungen Cammerherrn zu geheimer Behandlung einer intressanten Angelegenheit nach London geschickt, und jener sie so ganz zur Zufrieden- heit des Königs vollendet hatte, daſs ihm vom König der wichtige Gesandtschafts-Posten zu Wien aufgetragen, und durch das Vertrauen, in
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liebliche Stimme an sich finden lassen; diesen
Burschen, so sehr er sich zu entziehen suchte,
steckte der König in einen Heroldsrock und
schickte ihn nach Engelland, wo er durch sei-
ne Geschicklichkeit, zu groſser Zufriedenheit
beeder Monarchen, einen neunjährigen Waffen-
Stillstand zuwegenbrachte. Friedrich II. in
Preussen hatte in diesem Stück eine Feinheit
des Tackts und Empfindung, die ihn selten irre
gehen lieſs. So schickte er den damahls noch
jungen Grafen von Finkenstein in einem Ge-
schäft von aüsserster Wichtigkeit und Verwicke-
lung, ohne öffentlichen Character, nach Lon-
don, das dieser durch seine geschmeidige Klug-
heit so glücklich beendigte, daſs der König da-
durch bewogen wurde, ihn, so jung er noch
war, als würklichen Staats-Minister zurück
zu berufen. Eben diſs war der Fall des jetzi-
gen Fürstlich Baadischen Ministers, Freyherrn
von Edelsheim, den der König als einen noch
jungen Cammerherrn zu geheimer Behandlung
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geschickt, und jener sie so ganz zur Zufrieden-
heit des Königs vollendet hatte, daſs ihm vom
König der wichtige Gesandtschafts-Posten zu
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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