kunten, so lange gieng der Bau von statten; so bald aber die Verwirrung unter sie kam, muste der Bau auffhören. Wenn die Gemüther in der Policey unter sich eins sind, und unter sich ein gutes Vertrauen haben, da hilfft eine Arbeit der andern; da kann man bauen. Wann aber einer den andern nicht verstehen will, wird man mit dem Bau nicht können fortkommen.
Bey den Bienen findet man auch die Ordnung, dass eine regieret, und die andern gehorsam seyn. Sie haben ihren König; denselben ver- sorgen sie, und demselben folgen sie; wo der König hinziehet, da folgt der Schwarm. Wann bey den Menschen kein Regiment ist, oder die Regenten bey den Unterthanen keinen Respect oder Gehorsam finden, da ist es unmüglich, dass es wohl zugehen könne; und ist nothwendig, dass unter dem Hauffen der Menschen etliche sind die regieren, etliche die gehorchen und folgen. Wenn nun, die zum Regiment gesetzt seyn, wol regieren, und die, so folgen sollen, gehorsamlich folgen, da gehet es wohl zu. Wenn denn das Policeywesen unter den Men- schen-Kindern so artig in dem Regiment der Bienen von Gott abgebildet ist, sollen wir ge-
(II. Band.) T
kunten, so lange gieng der Bau von statten; so bald aber die Verwirrung unter sie kam, muste der Bau auffhören. Wenn die Gemüther in der Policey unter sich eins sind, und unter sich ein gutes Vertrauen haben, da hilfft eine Arbeit der andern; da kann man bauen. Wann aber einer den andern nicht verstehen will, wird man mit dem Bau nicht können fortkommen.
Bey den Bienen findet man auch die Ordnung, daſs eine regieret, und die andern gehorsam seyn. Sie haben ihren König; denselben ver- sorgen sie, und demselben folgen sie; wo der König hinziehet, da folgt der Schwarm. Wann bey den Menschen kein Regiment ist, oder die Regenten bey den Unterthanen keinen Respect oder Gehorsam finden, da ist es unmüglich, daſs es wohl zugehen könne; und ist nothwendig, daſs unter dem Hauffen der Menschen etliche sind die regieren, etliche die gehorchen und folgen. Wenn nun, die zum Regiment gesetzt seyn, wol regieren, und die, so folgen sollen, gehorsamlich folgen, da gehet es wohl zu. Wenn denn das Policeywesen unter den Men- schen-Kindern so artig in dem Regiment der Bienen von Gott abgebildet ist, sollen wir ge-
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kunten, so lange gieng der Bau von statten;
so bald aber die Verwirrung unter sie kam,
muste der Bau auffhören. Wenn die Gemüther
in der Policey unter sich eins sind, und unter
sich ein gutes Vertrauen haben, da hilfft eine
Arbeit der andern; da kann man bauen. Wann
aber einer den andern nicht verstehen will, wird
man mit dem Bau nicht können fortkommen.
Bey den Bienen findet man auch die Ordnung,
daſs eine regieret, und die andern gehorsam
seyn. Sie haben ihren König; denselben ver-
sorgen sie, und demselben folgen sie; wo der
König hinziehet, da folgt der Schwarm. Wann
bey den Menschen kein Regiment ist, oder die
Regenten bey den Unterthanen keinen Respect
oder Gehorsam finden, da ist es unmüglich, daſs
es wohl zugehen könne; und ist nothwendig,
daſs unter dem Hauffen der Menschen etliche
sind die regieren, etliche die gehorchen und
folgen. Wenn nun, die zum Regiment gesetzt
seyn, wol regieren, und die, so folgen sollen,
gehorsamlich folgen, da gehet es wohl zu.
Wenn denn das Policeywesen unter den Men-
schen-Kindern so artig in dem Regiment der
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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