andern Leuten gehörete? Ja gewisslich, viel Regenten möchten still und geruhig leben, wenn sie sich mit dem könnten begnügen lassen, das ihnen Gott gegeben hat. Aber wenn sie im Frieden solten besitzen allein, was sie haben, das achten sie vor grossen Schaden.
Zum andern ist ein Regent, nach der heutigen Beschreibung, ein ruhmsüchtlg Thier, das begehret in aller Welt und bey den Nachkom- men einen grossen Namen zu haben. Bey den Römern waren zweyerley Mittel, Ruhm und einen grossen Namen zu erjagen, die Feder und das Schwerdt; entweder dass man schrei- be, was lesens werth ist, oder dass man thue, was schreibens werth ist. Wenn denn die Re- genten nicht gross drauf geben, sich mit der Feder berühmt zu machen, so greiffen sie zum Schwerdt, und gedenken sich damit berühmt zu machen, damit auch die Nachwelt weiss, dass sie Regenten gewesen seyn.
Zum dritten ist auch ein Regent ein geld- süchtiges Thier. Wenn einer ein Fündlein erdenken kann, gross Geld aufzubringen, der ist ihm der beste Diener. Je mehr sie bekom- men, je mehr sie suchen. Und nicht ohne
andern Leuten gehörete? Ja gewiſslich, viel Regenten möchten still und geruhig leben, wenn sie sich mit dem könnten begnügen lassen, das ihnen Gott gegeben hat. Aber wenn sie im Frieden solten besitzen allein, was sie haben, das achten sie vor groſsen Schaden.
Zum andern ist ein Regent, nach der heutigen Beschreibung, ein ruhmsüchtlg Thier, das begehret in aller Welt und bey den Nachkom- men einen groſsen Namen zu haben. Bey den Römern waren zweyerley Mittel, Ruhm und einen groſsen Namen zu erjagen, die Feder und das Schwerdt; entweder daſs man schrei- be, was lesens werth ist, oder daſs man thue, was schreibens werth ist. Wenn denn die Re- genten nicht groſs drauf geben, sich mit der Feder berühmt zu machen, so greiffen sie zum Schwerdt, und gedenken sich damit berühmt zu machen, damit auch die Nachwelt weiſs, daſs sie Regenten gewesen seyn.
Zum dritten ist auch ein Regent ein geld- süchtiges Thier. Wenn einer ein Fündlein erdenken kann, groſs Geld aufzubringen, der ist ihm der beste Diener. Je mehr sie bekom- men, je mehr sie suchen. Und nicht ohne
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0301"n="295"/>
andern Leuten gehörete? Ja gewiſslich, <hirendition="#i"><hirendition="#g">viel<lb/>
Regenten möchten still und geruhig leben,<lb/>
wenn sie sich mit dem könnten begnügen<lb/>
lassen, das ihnen Gott gegeben hat. Aber<lb/>
wenn sie im Frieden solten besitzen allein,<lb/>
was sie haben, das achten sie vor groſsen<lb/>
Schaden</hi>.</hi></p><lb/><p>Zum andern ist ein Regent, nach der heutigen<lb/>
Beschreibung, <hirendition="#i"><hirendition="#g">ein ruhmsüchtlg Thier</hi>,</hi> das<lb/>
begehret in aller Welt und bey den Nachkom-<lb/>
men einen groſsen Namen zu haben. Bey den<lb/>
Römern waren zweyerley Mittel, Ruhm und<lb/>
einen groſsen Namen zu erjagen, <hirendition="#i"><hirendition="#g">die Feder</hi></hi><lb/>
und <hirendition="#i"><hirendition="#g">das Schwerdt</hi>;</hi> entweder daſs man schrei-<lb/>
be, was lesens werth ist, oder daſs man thue,<lb/>
was schreibens werth ist. Wenn denn die Re-<lb/>
genten nicht groſs drauf geben, sich mit der<lb/>
Feder berühmt zu machen, so greiffen sie zum<lb/>
Schwerdt, und gedenken sich damit berühmt<lb/>
zu machen, damit auch die Nachwelt weiſs,<lb/>
daſs sie Regenten gewesen seyn.</p><lb/><p>Zum dritten ist auch ein Regent <hirendition="#i"><hirendition="#g">ein geld-<lb/>
süchtiges Thier</hi></hi>. Wenn einer ein Fündlein<lb/>
erdenken kann, groſs Geld aufzubringen, der<lb/>
ist ihm der beste Diener. <hirendition="#i"><hirendition="#g">Je mehr sie bekom-<lb/>
men, je mehr sie suchen</hi>.</hi> Und nicht ohne<lb/></p></div></body></text></TEI>
[295/0301]
andern Leuten gehörete? Ja gewiſslich, viel
Regenten möchten still und geruhig leben,
wenn sie sich mit dem könnten begnügen
lassen, das ihnen Gott gegeben hat. Aber
wenn sie im Frieden solten besitzen allein,
was sie haben, das achten sie vor groſsen
Schaden.
Zum andern ist ein Regent, nach der heutigen
Beschreibung, ein ruhmsüchtlg Thier, das
begehret in aller Welt und bey den Nachkom-
men einen groſsen Namen zu haben. Bey den
Römern waren zweyerley Mittel, Ruhm und
einen groſsen Namen zu erjagen, die Feder
und das Schwerdt; entweder daſs man schrei-
be, was lesens werth ist, oder daſs man thue,
was schreibens werth ist. Wenn denn die Re-
genten nicht groſs drauf geben, sich mit der
Feder berühmt zu machen, so greiffen sie zum
Schwerdt, und gedenken sich damit berühmt
zu machen, damit auch die Nachwelt weiſs,
daſs sie Regenten gewesen seyn.
Zum dritten ist auch ein Regent ein geld-
süchtiges Thier. Wenn einer ein Fündlein
erdenken kann, groſs Geld aufzubringen, der
ist ihm der beste Diener. Je mehr sie bekom-
men, je mehr sie suchen. Und nicht ohne
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/301>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.