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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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die Welt; dass muss beweisen, dass sie nicht
ohne Uhrsach Blut vergiessen und rauben.

Zum sechsten ist ein Regent nach der stati-
stischen Beschreibung ein grausam unbarm-
herzig Thier
. Das beweisen die grausamen
Auflagen, damit das arme Volk, die Kinder
des lebendigen Gottes, gedränget werden.
Wenn schon ein armer Mann mit seinen Kindern
nicht sollte ein Bisslein Brods vor sich behalten,
das bewegt sie nicht. Es beweiset's die un-
menschliche Begierde, Krieg zu führen.

Die Alten haben dafür gehalten, wenn man
Krieg nenne, so nenne man alles Unglück.
Denn wer kann auch erzehlen alle den Jammer,
so man im vorigen Teutschen Kriege an Men-
schen und Viehe gesehen? Noch haben unsere
Herren Lust dazu, und vergiessen Blut; ja
Menschen-Blut, ja Christen Blut häuffiger Wei-
se, umb Sand und Land, umb ein geringes Wort,
umb eigene Ehre, umb ein geringe Personal-
Jnjuria
. Eines einigen Christen Blut ist von
Gott theurer geachtet, als ein ganz Königreich.
Aber diesen Leuten grauet nicht, Christen Blut
zu vergiessen ohne Maass, umb eines einigen
Dorfs, oder einer einigen Stadt willen; sondern

die Welt; daſs muſs beweisen, daſs sie nicht
ohne Uhrsach Blut vergiessen und rauben.

Zum sechsten ist ein Regent nach der stati-
stischen Beschreibung ein grausam unbarm-
herzig Thier
. Das beweisen die grausamen
Auflagen, damit das arme Volk, die Kinder
des lebendigen Gottes, gedränget werden.
Wenn schon ein armer Mann mit seinen Kindern
nicht sollte ein Biſslein Brods vor sich behalten,
das bewegt sie nicht. Es beweiset’s die un-
menschliche Begierde, Krieg zu führen.

Die Alten haben dafür gehalten, wenn man
Krieg nenne, so nenne man alles Unglück.
Denn wer kann auch erzehlen alle den Jammer,
so man im vorigen Teutschen Kriege an Men-
schen und Viehe gesehen? Noch haben unsere
Herren Lust dazu, und vergiessen Blut; ja
Menschen-Blut, ja Christen Blut häuffiger Wei-
se, umb Sand und Land, umb ein geringes Wort,
umb eigene Ehre, umb ein geringe Personal-
Jnjuria
. Eines einigen Christen Blut ist von
Gott theurer geachtet, als ein ganz Königreich.
Aber diesen Leuten grauet nicht, Christen Blut
zu vergiessen ohne Maaſs, umb eines einigen
Dorfs, oder einer einigen Stadt willen; sondern

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[298/0304] die Welt; daſs muſs beweisen, daſs sie nicht ohne Uhrsach Blut vergiessen und rauben. Zum sechsten ist ein Regent nach der stati- stischen Beschreibung ein grausam unbarm- herzig Thier. Das beweisen die grausamen Auflagen, damit das arme Volk, die Kinder des lebendigen Gottes, gedränget werden. Wenn schon ein armer Mann mit seinen Kindern nicht sollte ein Biſslein Brods vor sich behalten, das bewegt sie nicht. Es beweiset’s die un- menschliche Begierde, Krieg zu führen. Die Alten haben dafür gehalten, wenn man Krieg nenne, so nenne man alles Unglück. Denn wer kann auch erzehlen alle den Jammer, so man im vorigen Teutschen Kriege an Men- schen und Viehe gesehen? Noch haben unsere Herren Lust dazu, und vergiessen Blut; ja Menschen-Blut, ja Christen Blut häuffiger Wei- se, umb Sand und Land, umb ein geringes Wort, umb eigene Ehre, umb ein geringe Personal- Jnjuria. Eines einigen Christen Blut ist von Gott theurer geachtet, als ein ganz Königreich. Aber diesen Leuten grauet nicht, Christen Blut zu vergiessen ohne Maaſs, umb eines einigen Dorfs, oder einer einigen Stadt willen; sondern

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/304>, abgerufen am 21.11.2024.