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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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gen wird! Es wird ein unbarmhertzig Gericht ge-
hen über den, der nicht Barmhertzigkeit gethan
hat. Man möchte sagen: Ey, die Regenten sind
gleichwohl so unbarmhertzig nicht, dass sie sich
der Armen nicht solten annehmen; sie wenden
ja gross Geld an die liebe Armuth. Ich gebe es
zu; aber was ists? Wenn einer den armen Leu-
ten viel tausend Thaler abgedrungen hat, und
wendet hernach etwan zehen oder zwantzig Tha-
ler an die Armen. Ich fürchte gar zu sehr, die
Gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden.
Viel unter Euch werden vielleicht itzt sagen, du
bist ein Majestät-Schänder! Wer pfleget so von
den Majestäten zu reden? Aber thut gemach, lie-
ben Herren! mit nichten schände ich die Ma-
jestäten.

Fürs erste halte ich die Obrigkeit für eine herr-
liche heilsame Ordnung Gottes, und ehre dieselbe,
als Gottes Diener, denen Gott selbst das Schwerdt
und die Macht in die Hände gegeben hat. Ich
bin ihr auch gehorsam und unterthan. Zum zwey-
ten zweiffele ich nicht, dass unter den Regenten
viel seyn, die wol wissen und bedencken, dass
sie unter Gott seyn und dess wegen ihr Gewissen
in der Regierung wohl in acht nehmen. Solche

(II. Band.) U

gen wird! Es wird ein unbarmhertzig Gericht ge-
hen über den, der nicht Barmhertzigkeit gethan
hat. Man möchte sagen: Ey, die Regenten sind
gleichwohl so unbarmhertzig nicht, daſs sie sich
der Armen nicht solten annehmen; sie wenden
ja groſs Geld an die liebe Armuth. Ich gebe es
zu; aber was ists? Wenn einer den armen Leu-
ten viel tausend Thaler abgedrungen hat, und
wendet hernach etwan zehen oder zwantzig Tha-
ler an die Armen. Ich fürchte gar zu sehr, die
Gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden.
Viel unter Euch werden vielleicht itzt sagen, du
bist ein Majestät-Schänder! Wer pfleget so von
den Majestäten zu reden? Aber thut gemach, lie-
ben Herren! mit nichten schände ich die Ma-
jestäten.

Fürs erste halte ich die Obrigkeit für eine herr-
liche heilsame Ordnung Gottes, und ehre dieselbe,
als Gottes Diener, denen Gott selbst das Schwerdt
und die Macht in die Hände gegeben hat. Ich
bin ihr auch gehorsam und unterthan. Zum zwey-
ten zweiffele ich nicht, daſs unter den Regenten
viel seyn, die wol wissen und bedencken, daſs
sie unter Gott seyn und deſs wegen ihr Gewissen
in der Regierung wohl in acht nehmen. Solche

(II. Band.) U
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[305/0311] gen wird! Es wird ein unbarmhertzig Gericht ge- hen über den, der nicht Barmhertzigkeit gethan hat. Man möchte sagen: Ey, die Regenten sind gleichwohl so unbarmhertzig nicht, daſs sie sich der Armen nicht solten annehmen; sie wenden ja groſs Geld an die liebe Armuth. Ich gebe es zu; aber was ists? Wenn einer den armen Leu- ten viel tausend Thaler abgedrungen hat, und wendet hernach etwan zehen oder zwantzig Tha- ler an die Armen. Ich fürchte gar zu sehr, die Gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden. Viel unter Euch werden vielleicht itzt sagen, du bist ein Majestät-Schänder! Wer pfleget so von den Majestäten zu reden? Aber thut gemach, lie- ben Herren! mit nichten schände ich die Ma- jestäten. Fürs erste halte ich die Obrigkeit für eine herr- liche heilsame Ordnung Gottes, und ehre dieselbe, als Gottes Diener, denen Gott selbst das Schwerdt und die Macht in die Hände gegeben hat. Ich bin ihr auch gehorsam und unterthan. Zum zwey- ten zweiffele ich nicht, daſs unter den Regenten viel seyn, die wol wissen und bedencken, daſs sie unter Gott seyn und deſs wegen ihr Gewissen in der Regierung wohl in acht nehmen. Solche (II. Band.) U

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/311>, abgerufen am 21.11.2024.