ter machte, um sich an seinem unbarmherzigen Wohlthäter vollends todt zu loben; anderer Beyspiele nicht zu gedenken. Gescheute Herrn müssen doch allemal ein solches erzwungenes Lob, wenn es auch noch so schön gesagt wäre, aus eigenem Bewusstseyn innerlich verachten.
Man lobt nur allzuoft die Fürsten über Sachen, die nur Geld kosten, aber keine Application in Erfüllung ihrer Regenten-Pflichten, keine Verlaügnung ihrer Lüste und Sinnlichkeiten er- fordern. Man erhebt einen Fürsten gen Himmel über das, was er vor Künste und Wissenschaf- ten gethan: Dass er eine Bilder-Gallerie, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, ein Na- turalien- Mineralien- und Kunst-Cabinet etc. angelegt, und betaübt ihn darüber mit dem fal- schen Schluss: Ergo sind deine Unterthanen glücklich: Ergo ist Ordnung und Gerechtigkeit in deinem Land; du wirst nicht von deinen ei- genen Ministern, Beamten und Dienern betro- gen u. s. w. Das glauben dann die Herrn; wäh- nen, sie seyen's, wofür man sie lobpreist; wie- gen sich mit diesem falschen Trost ein, und be- ruhigen sich über andere Dinge, wo der Cürass
ter machte, um sich an seinem unbarmherzigen Wohlthäter vollends todt zu loben; anderer Beyspiele nicht zu gedenken. Gescheute Herrn müssen doch allemal ein solches erzwungenes Lob, wenn es auch noch so schön gesagt wäre, aus eigenem Bewuſstseyn innerlich verachten.
Man lobt nur allzuoft die Fürsten über Sachen, die nur Geld kosten, aber keine Application in Erfüllung ihrer Regenten-Pflichten, keine Verlaügnung ihrer Lüste und Sinnlichkeiten er- fordern. Man erhebt einen Fürsten gen Himmel über das, was er vor Künste und Wissenschaf- ten gethan: Daſs er eine Bilder-Gallerie, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, ein Na- turalien- Mineralien- und Kunst-Cabinet etc. angelegt, und betaübt ihn darüber mit dem fal- schen Schluſs: Ergo sind deine Unterthanen glücklich: Ergo ist Ordnung und Gerechtigkeit in deinem Land; du wirst nicht von deinen ei- genen Ministern, Beamten und Dienern betro- gen u. s. w. Das glauben dann die Herrn; wäh- nen, sie seyen’s, wofür man sie lobpreist; wie- gen sich mit diesem falschen Trost ein, und be- ruhigen sich über andere Dinge, wo der Cüraſs
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ter machte, um sich an seinem unbarmherzigen
Wohlthäter vollends todt zu loben; anderer
Beyspiele nicht zu gedenken. Gescheute Herrn
müssen doch allemal ein solches erzwungenes
Lob, wenn es auch noch so schön gesagt wäre,
aus eigenem Bewuſstseyn innerlich verachten.
Man lobt nur allzuoft die Fürsten über Sachen,
die nur Geld kosten, aber keine Application
in Erfüllung ihrer Regenten-Pflichten, keine
Verlaügnung ihrer Lüste und Sinnlichkeiten er-
fordern. Man erhebt einen Fürsten gen Himmel
über das, was er vor Künste und Wissenschaf-
ten gethan: Daſs er eine Bilder-Gallerie, eine
Bibliothek, einen botanischen Garten, ein Na-
turalien- Mineralien- und Kunst-Cabinet etc.
angelegt, und betaübt ihn darüber mit dem fal-
schen Schluſs: Ergo sind deine Unterthanen
glücklich: Ergo ist Ordnung und Gerechtigkeit
in deinem Land; du wirst nicht von deinen ei-
genen Ministern, Beamten und Dienern betro-
gen u. s. w. Das glauben dann die Herrn; wäh-
nen, sie seyen’s, wofür man sie lobpreist; wie-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/82>, abgerufen am 21.11.2024.
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