Comödie (würdige Beschäftigung vor den Staats- Minister einer grossen Monarchie) le Royau- me d'Arlequinerie gemacht hatte, womit sich dann die Phrase von der Königlichen All- macht nicht zusammen reimen lässt.
Eine Hofdame der Königin Anna von Oester- reich sagte deren Gemahl, K. Ludwig XIII. von Frankreich, da er sich mit Perlen-Aufrei- hen beschäftigte: Sire, Sie können Alles, nur nicht was Sie sollten. Von wie vielen Regenten kann man diese Art des Lobens wie- derhohlen?
Es ist gemeiniglich misslich, zuweilen gefähr- lich, einen Sohn, oder einen Neffen, gegen sei- nen regierenden Vater oder Oheim zu loben, weil diese jene gewöhnlich als ihre Todtenwär- ter ansehen, die kaum den frohen Augenblick erwarten können, biss sie das erstemahl sagen können: Mein höchstseeliger Herr Vater. Da- her auch der Schwachkopf K. Ludwig XIII. sich auf seinem Sterbebett so erboste, als ihm sein Sohn auf die einfältige Frage: Wie er heisse? ge- antwortet: "Ludwig der Vierzehende". "Noch nicht", schrie der erzürnte Vater, "noch nicht, ich lebe noch".
Comödie (würdige Beschäftigung vor den Staats- Minister einer groſsen Monarchie) le Royau- me d’Arlequinerie gemacht hatte, womit sich dann die Phrase von der Königlichen All- macht nicht zusammen reimen läſst.
Eine Hofdame der Königin Anna von Oester- reich sagte deren Gemahl, K. Ludwig XIII. von Frankreich, da er sich mit Perlen-Aufrei- hen beschäftigte: Sire, Sie können Alles, nur nicht was Sie sollten. Von wie vielen Regenten kann man diese Art des Lobens wie- derhohlen?
Es ist gemeiniglich miſslich, zuweilen gefähr- lich, einen Sohn, oder einen Neffen, gegen sei- nen regierenden Vater oder Oheim zu loben, weil diese jene gewöhnlich als ihre Todtenwär- ter ansehen, die kaum den frohen Augenblick erwarten können, biſs sie das erstemahl sagen können: Mein höchstseeliger Herr Vater. Da- her auch der Schwachkopf K. Ludwig XIII. sich auf seinem Sterbebett so erboste, als ihm sein Sohn auf die einfältige Frage: Wie er heisse? ge- antwortet: „Ludwig der Vierzehende„. „Noch nicht„, schrie der erzürnte Vater, „noch nicht, ich lebe noch„.
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Comödie (würdige Beschäftigung vor den Staats-
Minister einer groſsen Monarchie) le Royau-
me d’Arlequinerie gemacht hatte, womit
sich dann die Phrase von der Königlichen All-
macht nicht zusammen reimen läſst.
Eine Hofdame der Königin Anna von Oester-
reich sagte deren Gemahl, K. Ludwig XIII.
von Frankreich, da er sich mit Perlen-Aufrei-
hen beschäftigte: Sire, Sie können Alles,
nur nicht was Sie sollten. Von wie vielen
Regenten kann man diese Art des Lobens wie-
derhohlen?
Es ist gemeiniglich miſslich, zuweilen gefähr-
lich, einen Sohn, oder einen Neffen, gegen sei-
nen regierenden Vater oder Oheim zu loben,
weil diese jene gewöhnlich als ihre Todtenwär-
ter ansehen, die kaum den frohen Augenblick
erwarten können, biſs sie das erstemahl sagen
können: Mein höchstseeliger Herr Vater. Da-
her auch der Schwachkopf K. Ludwig XIII. sich
auf seinem Sterbebett so erboste, als ihm sein
Sohn auf die einfältige Frage: Wie er heisse? ge-
antwortet: „Ludwig der Vierzehende„. „Noch
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ich lebe noch„.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/96>, abgerufen am 21.11.2024.
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