Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.Das eilfte Hauptstück. Man muß aber den Strich mit der Schwäche anfangen, gegen der Mitte zuwachsen, so: daß die größte Stärke auf den Anfang der geschwindern Bewe- gung fällt; und endlich muß man wieder mit der Schwäche den Strich enden. §. 8. Nun kommen wir auf den Mordente. Den Mordente nennet man §. 9. Der Mordant wird auf dreyerley Art gemacht. Erstlich kömmt er [Abbildung]
Es wollen zwar einige die zwote Art nicht unter die Mordanten rechnen,sondern diese zwey Nötchen durch das Wort Anschläge von den Mordanten unter- (a) Wenn sich andere bey diesem Mordanten, oder Mordente, nach der Wort-
forschung, vom mordere mit dem (Beissen) lustig machen; da sie ihn einen Beisser nennen: so darf ich vom französischen pince, welches Zwicken, Zupfen oder Pfetzen heißt, wohl sagen: daß der Mordant oder das fran- zösische so genannte Pince ganz still und geschwind sich an die Hauptnote machet, selbe ungefehr anbeisset, zwicket oder pfetzet; gleich aber wieder ausläßt. Das eilfte Hauptſtuͤck. Man muß aber den Strich mit der Schwaͤche anfangen, gegen der Mitte zuwachſen, ſo: daß die groͤßte Staͤrke auf den Anfang der geſchwindern Bewe- gung faͤllt; und endlich muß man wieder mit der Schwaͤche den Strich enden. §. 8. Nun kommen wir auf den Mordente. Den Mordente nennet man §. 9. Der Mordant wird auf dreyerley Art gemacht. Erſtlich koͤmmt er [Abbildung]
Es wollen zwar einige die zwote Art nicht unter die Mordanten rechnen,ſondern dieſe zwey Noͤtchen durch das Wort Anſchlaͤge von den Mordanten unter- (a) Wenn ſich andere bey dieſem Mordanten, oder Mordente, nach der Wort-
forſchung, vom mordere mit dem (Beiſſen) luſtig machen; da ſie ihn einen Beiſſer nennen: ſo darf ich vom franzoͤſiſchen pincé, welches Zwicken, Zupfen oder Pfetzen heißt, wohl ſagen: daß der Mordant oder das fran- zoͤſiſche ſo genannte Pincé ganz ſtill und geſchwind ſich an die Hauptnote machet, ſelbe ungefehr anbeiſſet, zwicket oder pfetzet; gleich aber wieder auslaͤßt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0270" n="242"/><fw type="header" place="top">Das eilfte Hauptſtuͤck.</fw><lb/> Man muß aber den Strich mit der Schwaͤche anfangen, gegen der Mitte zu<lb/> wachſen, ſo: daß die groͤßte Staͤrke auf den Anfang der geſchwindern Bewe-<lb/> gung faͤllt; und endlich muß man wieder mit der Schwaͤche den Strich enden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 8. </head><lb/> <p>Nun kommen wir auf den <hi rendition="#b">Mordente.</hi> Den <hi rendition="#b">Mordente</hi> nennet man<lb/> die 2, 3 und mehr kleine Noͤtchen, die ganz ſchnell und ſtill die Hauptnote,<lb/> ſo zu reden, anpacken; ſich aber augenblicklich wieder verlieren, daß man die<lb/> Hauptnote nur allein ſtark klingen hoͤret <note place="foot" n="(a)">Wenn ſich andere bey dieſem <hi rendition="#b">Mordanten,</hi> oder <hi rendition="#b">Mordente,</hi> nach der Wort-<lb/> forſchung, vom <hi rendition="#aq">mordere</hi> mit dem <hi rendition="#b">(Beiſſen)</hi> luſtig machen; da ſie ihn einen<lb/><hi rendition="#b">Beiſſer</hi> nennen: ſo darf ich vom franzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">pincé,</hi> welches <hi rendition="#b">Zwicken,<lb/> Zupfen</hi> oder <hi rendition="#b">Pfetzen</hi> heißt, wohl ſagen: daß der <hi rendition="#b">Mordant</hi> oder das fran-<lb/> zoͤſiſche ſo genannte <hi rendition="#aq">Pincé</hi> ganz ſtill und geſchwind ſich an die Hauptnote<lb/> machet, ſelbe ungefehr anbeiſſet, zwicket oder pfetzet; gleich aber wieder<lb/> auslaͤßt.</note>. Nach der gemeinen Redensart<lb/> heißt er der <hi rendition="#b">Mordant,</hi> die Jtaliaͤner nennen ihn <hi rendition="#aq">Mordente;</hi> die Franzoſen<lb/> aber <hi rendition="#aq">Pincé.</hi></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 9.</head><lb/> <p>Der <hi rendition="#b">Mordant</hi> wird auf dreyerley Art gemacht. <hi rendition="#b">Erſtlich</hi> koͤmmt er<lb/> aus der Hauptnote ſelbſt. <hi rendition="#b">Zweytens</hi> aus den zweenen hoͤher und tiefer lie-<lb/> genden naͤchſten Toͤnen. <hi rendition="#b">Drittens</hi> wird er mit drey Noten gemacht: wo die<lb/> Hauptnote zwiſchen den zweenen benachbarten Toͤnen anſchlaͤgt. Hier ſind<lb/> alle drey.<lb/><figure/><lb/> Es wollen zwar einige die zwote Art nicht unter die <hi rendition="#b">Mordanten</hi> rechnen,<lb/> ſondern dieſe zwey Noͤtchen durch das Wort <hi rendition="#b">Anſchlaͤge</hi> von den <hi rendition="#b">Mordanten</hi><lb/> <fw type="catch" place="bottom">unter-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0270]
Das eilfte Hauptſtuͤck.
Man muß aber den Strich mit der Schwaͤche anfangen, gegen der Mitte zu
wachſen, ſo: daß die groͤßte Staͤrke auf den Anfang der geſchwindern Bewe-
gung faͤllt; und endlich muß man wieder mit der Schwaͤche den Strich enden.
§. 8.
Nun kommen wir auf den Mordente. Den Mordente nennet man
die 2, 3 und mehr kleine Noͤtchen, die ganz ſchnell und ſtill die Hauptnote,
ſo zu reden, anpacken; ſich aber augenblicklich wieder verlieren, daß man die
Hauptnote nur allein ſtark klingen hoͤret (a). Nach der gemeinen Redensart
heißt er der Mordant, die Jtaliaͤner nennen ihn Mordente; die Franzoſen
aber Pincé.
§. 9.
Der Mordant wird auf dreyerley Art gemacht. Erſtlich koͤmmt er
aus der Hauptnote ſelbſt. Zweytens aus den zweenen hoͤher und tiefer lie-
genden naͤchſten Toͤnen. Drittens wird er mit drey Noten gemacht: wo die
Hauptnote zwiſchen den zweenen benachbarten Toͤnen anſchlaͤgt. Hier ſind
alle drey.
[Abbildung]
Es wollen zwar einige die zwote Art nicht unter die Mordanten rechnen,
ſondern dieſe zwey Noͤtchen durch das Wort Anſchlaͤge von den Mordanten
unter-
(a) Wenn ſich andere bey dieſem Mordanten, oder Mordente, nach der Wort-
forſchung, vom mordere mit dem (Beiſſen) luſtig machen; da ſie ihn einen
Beiſſer nennen: ſo darf ich vom franzoͤſiſchen pincé, welches Zwicken,
Zupfen oder Pfetzen heißt, wohl ſagen: daß der Mordant oder das fran-
zoͤſiſche ſo genannte Pincé ganz ſtill und geſchwind ſich an die Hauptnote
machet, ſelbe ungefehr anbeiſſet, zwicket oder pfetzet; gleich aber wieder
auslaͤßt.
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