Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Hauptstücks, dritter Abschnitt.
aber werden mit iedesmaliger Erhebung des Bogens und mit einem starken Ab-
stoß von einander abgesondert im Hinaufstriche gespielet, u. s. f. (i).

§. 18.

Dieses Verbindungszeichen wird auch nicht selten über die letzte Note
des einen, und über die erste Note des andern Tactes gezogen. Sind die bey-
den Noten im Tone unterschieden; so werden sie nach der erst im 16. §. gegebe-
nen Regel zusammen gezogen: sind sie aber in einem Tone; so werden sie so zu-
sammen gehalten, als wenn es eine Note wäre. Z. E.
[Abbildung] ist eben so, als wenn es also hiese [Abbildung]
Das erste Viertheil des zweyten Tactes wird zwar anfangs durch den Nachdruck
des Bogens, ohne iedoch denselben aufzuheben, von dem letzten Viertheile des
ersten Tactes in etwas unterschieden, und vernehmlich gemacht; welches nur ge-
schieht, um sich genauer im Tacte zu halten. Wenn man aber einmal im Tem-
po sicher ist: dann muß die zwote Note, welche an die erste gehalten wird, nim-
mer durch einen Nachdruck unterschieden, sondern nur so ausgehalten werden,
wie man eine halbe Note zu spielen pfleget (k). Man mag es nun auf eine
oder die andere Art abgeigen, so muß man allezeit bedacht seyn die zwote Note
nicht zu kurz auszuhalten: denn dieß ist ein gewöhnlicher Fehler, durch welchen
das Zeitmaas aus seiner Gleichheit gebracht und übertrieben wird.

§. 19.

Wenn ein halber Cirkel über einer Note allein stehet die über sich einen
Punct hat: so ist es ein Zeichen des Aushaltens. Z. E.

[Abbildung]

Ein
(i) Viele Herren Componisten setzen dergleichen Zeichen gemeiniglich nur bey dem
ersten Tacte, wenn viele solche gleiche Noten folgen: man muß also so lang
damit fortfahren, bis eine Veränderung angezeiget wird.
(k) Es ist übel genug, daß es Leute giebt, die sich auf ihre Kunst sehr viel ein-
bilden, und doch keine halbe Note, ja fast keine Viertheilnote abspielen kön-
nen, ohne sie in zweene Theile zu zertheilen. Wenn man zwo Noten haben
wollte, würde man sie ohnfehlbar hinsetzen. Solche Noten müssen stark an-
gegriffen, und durch eine sich nach und nach verlierende Stille ohne Nach-
druck ausgehalten werden. Wie der Klang einer Glocke, wenn sie scharf
angeschlagen wird, sich nach und nach verlieret.

Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt.
aber werden mit iedesmaliger Erhebung des Bogens und mit einem ſtarken Ab-
ſtoß von einander abgeſondert im Hinaufſtriche geſpielet, u. ſ. f. (i).

§. 18.

Dieſes Verbindungszeichen wird auch nicht ſelten uͤber die letzte Note
des einen, und uͤber die erſte Note des andern Tactes gezogen. Sind die bey-
den Noten im Tone unterſchieden; ſo werden ſie nach der erſt im 16. §. gegebe-
nen Regel zuſammen gezogen: ſind ſie aber in einem Tone; ſo werden ſie ſo zu-
ſammen gehalten, als wenn es eine Note waͤre. Z. E.
[Abbildung] iſt eben ſo, als wenn es alſo hieſe [Abbildung]
Das erſte Viertheil des zweyten Tactes wird zwar anfangs durch den Nachdruck
des Bogens, ohne iedoch denſelben aufzuheben, von dem letzten Viertheile des
erſten Tactes in etwas unterſchieden, und vernehmlich gemacht; welches nur ge-
ſchieht, um ſich genauer im Tacte zu halten. Wenn man aber einmal im Tem-
po ſicher iſt: dann muß die zwote Note, welche an die erſte gehalten wird, nim-
mer durch einen Nachdruck unterſchieden, ſondern nur ſo ausgehalten werden,
wie man eine halbe Note zu ſpielen pfleget (k). Man mag es nun auf eine
oder die andere Art abgeigen, ſo muß man allezeit bedacht ſeyn die zwote Note
nicht zu kurz auszuhalten: denn dieß iſt ein gewoͤhnlicher Fehler, durch welchen
das Zeitmaas aus ſeiner Gleichheit gebracht und uͤbertrieben wird.

§. 19.

Wenn ein halber Cirkel uͤber einer Note allein ſtehet die uͤber ſich einen
Punct hat: ſo iſt es ein Zeichen des Aushaltens. Z. E.

[Abbildung]

Ein
(i) Viele Herren Componiſten ſetzen dergleichen Zeichen gemeiniglich nur bey dem
erſten Tacte, wenn viele ſolche gleiche Noten folgen: man muß alſo ſo lang
damit fortfahren, bis eine Veraͤnderung angezeiget wird.
(k) Es iſt uͤbel genug, daß es Leute giebt, die ſich auf ihre Kunſt ſehr viel ein-
bilden, und doch keine halbe Note, ja faſt keine Viertheilnote abſpielen koͤn-
nen, ohne ſie in zweene Theile zu zertheilen. Wenn man zwo Noten haben
wollte, wuͤrde man ſie ohnfehlbar hinſetzen. Solche Noten muͤſſen ſtark an-
gegriffen, und durch eine ſich nach und nach verlierende Stille ohne Nach-
druck ausgehalten werden. Wie der Klang einer Glocke, wenn ſie ſcharf
angeſchlagen wird, ſich nach und nach verlieret.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0066" n="44"/><fw type="header" place="top">Des er&#x017F;ten Haupt&#x017F;tu&#x0364;cks, dritter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/>
aber werden mit iedesmaliger Erhebung des Bogens und mit einem &#x017F;tarken Ab-<lb/>
&#x017F;toß von einander abge&#x017F;ondert im Hinauf&#x017F;triche ge&#x017F;pielet, u. &#x017F;. f. <note place="foot" n="(i)">Viele Herren Componi&#x017F;ten &#x017F;etzen dergleichen Zeichen gemeiniglich nur bey dem<lb/>
er&#x017F;ten Tacte, wenn viele &#x017F;olche gleiche Noten folgen: man muß al&#x017F;o &#x017F;o lang<lb/>
damit fortfahren, bis eine Vera&#x0364;nderung angezeiget wird.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es <hi rendition="#b">Verbindungszeichen</hi> wird auch nicht &#x017F;elten u&#x0364;ber die letzte Note<lb/>
des einen, und u&#x0364;ber die er&#x017F;te Note des andern Tactes gezogen. Sind die bey-<lb/>
den Noten im Tone unter&#x017F;chieden; &#x017F;o werden &#x017F;ie nach der er&#x017F;t im 16. §. gegebe-<lb/>
nen Regel zu&#x017F;ammen gezogen: &#x017F;ind &#x017F;ie aber in einem Tone; &#x017F;o werden &#x017F;ie &#x017F;o zu-<lb/>
&#x017F;ammen gehalten, als wenn es eine Note wa&#x0364;re. Z. E.<lb/><figure/> i&#x017F;t eben &#x017F;o, als wenn es al&#x017F;o hie&#x017F;e <figure/><lb/>
Das er&#x017F;te Viertheil des zweyten Tactes wird zwar anfangs durch den Nachdruck<lb/>
des Bogens, ohne iedoch den&#x017F;elben aufzuheben, von dem letzten Viertheile des<lb/>
er&#x017F;ten Tactes in etwas unter&#x017F;chieden, und vernehmlich gemacht; welches nur ge-<lb/>
&#x017F;chieht, um &#x017F;ich genauer im Tacte zu halten. Wenn man aber einmal im Tem-<lb/>
po &#x017F;icher i&#x017F;t: dann muß die zwote Note, welche an die er&#x017F;te gehalten wird, nim-<lb/>
mer durch einen Nachdruck unter&#x017F;chieden, &#x017F;ondern nur &#x017F;o ausgehalten werden,<lb/>
wie man eine halbe Note zu &#x017F;pielen pfleget <note place="foot" n="(k)">Es i&#x017F;t u&#x0364;bel genug, daß es Leute giebt, die &#x017F;ich auf ihre Kun&#x017F;t &#x017F;ehr viel ein-<lb/>
bilden, und doch keine halbe Note, ja fa&#x017F;t keine Viertheilnote ab&#x017F;pielen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, ohne &#x017F;ie in zweene Theile zu zertheilen. Wenn man zwo Noten haben<lb/>
wollte, wu&#x0364;rde man &#x017F;ie ohnfehlbar hin&#x017F;etzen. Solche Noten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tark an-<lb/>
gegriffen, und durch eine &#x017F;ich nach und nach verlierende Stille ohne Nach-<lb/>
druck ausgehalten werden. Wie der Klang einer Glocke, wenn &#x017F;ie &#x017F;charf<lb/>
ange&#x017F;chlagen wird, &#x017F;ich nach und nach verlieret.</note>. Man mag es nun auf eine<lb/>
oder die andere Art abgeigen, &#x017F;o muß man allezeit bedacht &#x017F;eyn die zwote Note<lb/>
nicht zu kurz auszuhalten: denn dieß i&#x017F;t ein gewo&#x0364;hnlicher Fehler, durch welchen<lb/>
das Zeitmaas aus &#x017F;einer Gleichheit gebracht und u&#x0364;bertrieben wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 19.</head><lb/>
            <p>Wenn ein halber Cirkel u&#x0364;ber einer Note allein &#x017F;tehet die u&#x0364;ber &#x017F;ich einen<lb/>
Punct hat: &#x017F;o i&#x017F;t es ein Zeichen des Aushaltens. Z. E.<lb/><figure/><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Ein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0066] Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt. aber werden mit iedesmaliger Erhebung des Bogens und mit einem ſtarken Ab- ſtoß von einander abgeſondert im Hinaufſtriche geſpielet, u. ſ. f. (i). §. 18. Dieſes Verbindungszeichen wird auch nicht ſelten uͤber die letzte Note des einen, und uͤber die erſte Note des andern Tactes gezogen. Sind die bey- den Noten im Tone unterſchieden; ſo werden ſie nach der erſt im 16. §. gegebe- nen Regel zuſammen gezogen: ſind ſie aber in einem Tone; ſo werden ſie ſo zu- ſammen gehalten, als wenn es eine Note waͤre. Z. E. [Abbildung] iſt eben ſo, als wenn es alſo hieſe [Abbildung] Das erſte Viertheil des zweyten Tactes wird zwar anfangs durch den Nachdruck des Bogens, ohne iedoch denſelben aufzuheben, von dem letzten Viertheile des erſten Tactes in etwas unterſchieden, und vernehmlich gemacht; welches nur ge- ſchieht, um ſich genauer im Tacte zu halten. Wenn man aber einmal im Tem- po ſicher iſt: dann muß die zwote Note, welche an die erſte gehalten wird, nim- mer durch einen Nachdruck unterſchieden, ſondern nur ſo ausgehalten werden, wie man eine halbe Note zu ſpielen pfleget (k). Man mag es nun auf eine oder die andere Art abgeigen, ſo muß man allezeit bedacht ſeyn die zwote Note nicht zu kurz auszuhalten: denn dieß iſt ein gewoͤhnlicher Fehler, durch welchen das Zeitmaas aus ſeiner Gleichheit gebracht und uͤbertrieben wird. §. 19. Wenn ein halber Cirkel uͤber einer Note allein ſtehet die uͤber ſich einen Punct hat: ſo iſt es ein Zeichen des Aushaltens. Z. E. [Abbildung] Ein (i) Viele Herren Componiſten ſetzen dergleichen Zeichen gemeiniglich nur bey dem erſten Tacte, wenn viele ſolche gleiche Noten folgen: man muß alſo ſo lang damit fortfahren, bis eine Veraͤnderung angezeiget wird. (k) Es iſt uͤbel genug, daß es Leute giebt, die ſich auf ihre Kunſt ſehr viel ein- bilden, und doch keine halbe Note, ja faſt keine Viertheilnote abſpielen koͤn- nen, ohne ſie in zweene Theile zu zertheilen. Wenn man zwo Noten haben wollte, wuͤrde man ſie ohnfehlbar hinſetzen. Solche Noten muͤſſen ſtark an- gegriffen, und durch eine ſich nach und nach verlierende Stille ohne Nach- druck ausgehalten werden. Wie der Klang einer Glocke, wenn ſie ſcharf angeſchlagen wird, ſich nach und nach verlieret.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/66
Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/66>, abgerufen am 24.11.2024.