Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und ihrer Jagdbeute. -- Was Sie da essen, ist ein Gemisch von Fleisch, Blut, Herz und Leber eines frisch geschlachteten Thieres, sammt fetter Milch und Mehl, und wird so leicht von Niemandem verschmäht werden. Der Landrichter ließ sich noch eine Portion reichen, trank von der eben gemolkenen Rennthiermilch und gab lachend zu, daß die Tafel dieser Hirten mehr Freuden biete, als er geglaubt habe. Er beschenkte die Kinder der Familie mit Silberstücken, drückte den Uebrigen seinen Dank aus und wandte sich endlich nochmals an das Oberhaupt der Familie. Ich will dir wohl, sagte er, du scheinst ein verständiger und erfahrener Mann zu sein. Ziehe hinunter an den Malanger Fjord; ich will dich zum Colonisten machen, will dir Ackerstücke und Haus geben und für dein Fortkommen Sorge tragen. Der Lappe sah ihn starr an, seine kleinen Augen funkelten. Er schüttelte heftig und schnell den Kopf. Du willst nicht? fragte Stureson. Warum willst du nicht? -- Wenn ich dem Manne dort, Niels, meinem Diener, eine solche Stelle anböte, er würde vor Freuden in die Luft springen. So gieb sie ihm, sagte der Lappe ernsthaft. Du hörst, antwortete der Landrichter ungeduldig, daß ich dir und deiner Familie gern etwas Gutes thun möchte. -- Deine Mutter hat mir Segen versprochen, ich möchte ihn erwerben, wenn ich ihr ein Haus, einen Herd, Holz und Speise für ihr Alter und ihrer Jagdbeute. — Was Sie da essen, ist ein Gemisch von Fleisch, Blut, Herz und Leber eines frisch geschlachteten Thieres, sammt fetter Milch und Mehl, und wird so leicht von Niemandem verschmäht werden. Der Landrichter ließ sich noch eine Portion reichen, trank von der eben gemolkenen Rennthiermilch und gab lachend zu, daß die Tafel dieser Hirten mehr Freuden biete, als er geglaubt habe. Er beschenkte die Kinder der Familie mit Silberstücken, drückte den Uebrigen seinen Dank aus und wandte sich endlich nochmals an das Oberhaupt der Familie. Ich will dir wohl, sagte er, du scheinst ein verständiger und erfahrener Mann zu sein. Ziehe hinunter an den Malanger Fjord; ich will dich zum Colonisten machen, will dir Ackerstücke und Haus geben und für dein Fortkommen Sorge tragen. Der Lappe sah ihn starr an, seine kleinen Augen funkelten. Er schüttelte heftig und schnell den Kopf. Du willst nicht? fragte Stureson. Warum willst du nicht? — Wenn ich dem Manne dort, Niels, meinem Diener, eine solche Stelle anböte, er würde vor Freuden in die Luft springen. So gieb sie ihm, sagte der Lappe ernsthaft. Du hörst, antwortete der Landrichter ungeduldig, daß ich dir und deiner Familie gern etwas Gutes thun möchte. — Deine Mutter hat mir Segen versprochen, ich möchte ihn erwerben, wenn ich ihr ein Haus, einen Herd, Holz und Speise für ihr Alter <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0130"/> und ihrer Jagdbeute. — Was Sie da essen, ist ein Gemisch von Fleisch, Blut, Herz und Leber eines frisch geschlachteten Thieres, sammt fetter Milch und Mehl, und wird so leicht von Niemandem verschmäht werden. </p><lb/> <p> Der Landrichter ließ sich noch eine Portion reichen, trank von der eben gemolkenen Rennthiermilch und gab lachend zu, daß die Tafel dieser Hirten mehr Freuden biete, als er geglaubt habe. Er beschenkte die Kinder der Familie mit Silberstücken, drückte den Uebrigen seinen Dank aus und wandte sich endlich nochmals an das Oberhaupt der Familie. </p><lb/> <p> Ich will dir wohl, sagte er, du scheinst ein verständiger und erfahrener Mann zu sein. Ziehe hinunter an den Malanger Fjord; ich will dich zum Colonisten machen, will dir Ackerstücke und Haus geben und für dein Fortkommen Sorge tragen. </p><lb/> <p> Der Lappe sah ihn starr an, seine kleinen Augen funkelten. Er schüttelte heftig und schnell den Kopf. </p><lb/> <p> Du willst nicht? fragte Stureson. Warum willst du nicht? — Wenn ich dem Manne dort, Niels, meinem Diener, eine solche Stelle anböte, er würde vor Freuden in die Luft springen. </p><lb/> <p> So gieb sie ihm, sagte der Lappe ernsthaft. </p><lb/> <p> Du hörst, antwortete der Landrichter ungeduldig, daß ich dir und deiner Familie gern etwas Gutes thun möchte. — Deine Mutter hat mir Segen versprochen, ich möchte ihn erwerben, wenn ich ihr ein Haus, einen Herd, Holz und Speise für ihr Alter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
und ihrer Jagdbeute. — Was Sie da essen, ist ein Gemisch von Fleisch, Blut, Herz und Leber eines frisch geschlachteten Thieres, sammt fetter Milch und Mehl, und wird so leicht von Niemandem verschmäht werden.
Der Landrichter ließ sich noch eine Portion reichen, trank von der eben gemolkenen Rennthiermilch und gab lachend zu, daß die Tafel dieser Hirten mehr Freuden biete, als er geglaubt habe. Er beschenkte die Kinder der Familie mit Silberstücken, drückte den Uebrigen seinen Dank aus und wandte sich endlich nochmals an das Oberhaupt der Familie.
Ich will dir wohl, sagte er, du scheinst ein verständiger und erfahrener Mann zu sein. Ziehe hinunter an den Malanger Fjord; ich will dich zum Colonisten machen, will dir Ackerstücke und Haus geben und für dein Fortkommen Sorge tragen.
Der Lappe sah ihn starr an, seine kleinen Augen funkelten. Er schüttelte heftig und schnell den Kopf.
Du willst nicht? fragte Stureson. Warum willst du nicht? — Wenn ich dem Manne dort, Niels, meinem Diener, eine solche Stelle anböte, er würde vor Freuden in die Luft springen.
So gieb sie ihm, sagte der Lappe ernsthaft.
Du hörst, antwortete der Landrichter ungeduldig, daß ich dir und deiner Familie gern etwas Gutes thun möchte. — Deine Mutter hat mir Segen versprochen, ich möchte ihn erwerben, wenn ich ihr ein Haus, einen Herd, Holz und Speise für ihr Alter
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Zitationshilfe: | Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/130>, abgerufen am 30.07.2024. |