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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nord und Süd, wohin er will, und die Besten greifen nach Ring und Finger. Wirst beneidet, Mädchen. Denk an den Schmuck, sieh hin, was dein ist; sieh hin, wie sein Haus blitzt. Er stieß ein helles Gelächter aus und drückte Mary's Kopf an seine Lederjacke, während er ihr Haar streichelte und doch dabei so grimmige Blicke auf sie richtete, daß sie keinen weiteren Widerspruch wagte.

Stureson öffnete die Thür und blickte Mary forschend an. Sie hat nicht gut geschlafen, sagte Hvaland, hat Kopfschmerzen, ist nicht eingerichtet für den Spektakel bis tief in die Nacht.

Ist deine Ruhe gestört worden? fragte er, theilnehmend ihre Hände fassend.

Durch nichts, sagte sie, ich habe unruhig geträumt.

So erhole dich jetzt im frischen Morgen, erwiderte er, es ist mir nicht viel besser gegangen. -- Meine Zeit ist fürs Erste beschränkt, mein Platz in der Gerichtsstube, aber draußen sind deine Freundinnen, liebe Mary. Unterhalte sie, zeige ihnen dein Haus, besieh den Markt und seine Schätze; sobald ich kann, suche ich dich auf.

Nach einiger Zeit ging Hvaland, wohin ihn seine Geschäfte riefen, der Landrichter begleitete ihn und eröffnete sein Gericht, vor welchem viele Kläger und Beklagte erschienen; um Marie aber sammelte sich nach und nach eine ganze Schaar junger Mädchen, die mit ihr plauderten, unendlich viele unbedeutende Dinge zu

Nord und Süd, wohin er will, und die Besten greifen nach Ring und Finger. Wirst beneidet, Mädchen. Denk an den Schmuck, sieh hin, was dein ist; sieh hin, wie sein Haus blitzt. Er stieß ein helles Gelächter aus und drückte Mary's Kopf an seine Lederjacke, während er ihr Haar streichelte und doch dabei so grimmige Blicke auf sie richtete, daß sie keinen weiteren Widerspruch wagte.

Stureson öffnete die Thür und blickte Mary forschend an. Sie hat nicht gut geschlafen, sagte Hvaland, hat Kopfschmerzen, ist nicht eingerichtet für den Spektakel bis tief in die Nacht.

Ist deine Ruhe gestört worden? fragte er, theilnehmend ihre Hände fassend.

Durch nichts, sagte sie, ich habe unruhig geträumt.

So erhole dich jetzt im frischen Morgen, erwiderte er, es ist mir nicht viel besser gegangen. — Meine Zeit ist fürs Erste beschränkt, mein Platz in der Gerichtsstube, aber draußen sind deine Freundinnen, liebe Mary. Unterhalte sie, zeige ihnen dein Haus, besieh den Markt und seine Schätze; sobald ich kann, suche ich dich auf.

Nach einiger Zeit ging Hvaland, wohin ihn seine Geschäfte riefen, der Landrichter begleitete ihn und eröffnete sein Gericht, vor welchem viele Kläger und Beklagte erschienen; um Marie aber sammelte sich nach und nach eine ganze Schaar junger Mädchen, die mit ihr plauderten, unendlich viele unbedeutende Dinge zu

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[0161] Nord und Süd, wohin er will, und die Besten greifen nach Ring und Finger. Wirst beneidet, Mädchen. Denk an den Schmuck, sieh hin, was dein ist; sieh hin, wie sein Haus blitzt. Er stieß ein helles Gelächter aus und drückte Mary's Kopf an seine Lederjacke, während er ihr Haar streichelte und doch dabei so grimmige Blicke auf sie richtete, daß sie keinen weiteren Widerspruch wagte. Stureson öffnete die Thür und blickte Mary forschend an. Sie hat nicht gut geschlafen, sagte Hvaland, hat Kopfschmerzen, ist nicht eingerichtet für den Spektakel bis tief in die Nacht. Ist deine Ruhe gestört worden? fragte er, theilnehmend ihre Hände fassend. Durch nichts, sagte sie, ich habe unruhig geträumt. So erhole dich jetzt im frischen Morgen, erwiderte er, es ist mir nicht viel besser gegangen. — Meine Zeit ist fürs Erste beschränkt, mein Platz in der Gerichtsstube, aber draußen sind deine Freundinnen, liebe Mary. Unterhalte sie, zeige ihnen dein Haus, besieh den Markt und seine Schätze; sobald ich kann, suche ich dich auf. Nach einiger Zeit ging Hvaland, wohin ihn seine Geschäfte riefen, der Landrichter begleitete ihn und eröffnete sein Gericht, vor welchem viele Kläger und Beklagte erschienen; um Marie aber sammelte sich nach und nach eine ganze Schaar junger Mädchen, die mit ihr plauderten, unendlich viele unbedeutende Dinge zu

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/161>, abgerufen am 23.05.2024.