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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erzählen hatten, ihre Hoffnungen und Neuigkeiten auskramten, über Nichts lachten und sich belustigten, auf Geschenke rechneten, die ihre Väter, Verwandten und Anbeter ihnen verehren sollten, und im Voraus neugierig riethen, was wohl Stureson seiner Braut anbinden werde.

So vergingen lange Stunden, bis endlich alle übereinkamen, es sei jetzt Zeit, den Markt zu besuchen und sich umzuschauen, wie Handel und Wandel ständen. Der Weg führte am Ufer des Fjord hin, nach einer Viertelstunde waren die Mädchen mitten in dem Gewühl, und lustig genug war es anzuschauen.

Der größte Theil der schreienden, schwatzenden und wild lärmenden Menge bestand aus Lappen, die mit Weibern und Kindern von den Gebirgen gekommen waren. Greise mit seltsamen, breit gequetschten Nasen, alte Weiber von entsetzlicher Häßlichkeit, schmutzige gelbe Gesichter, die unaufhörlich lachten und ihre vom Skorbut hart mitgenommenen Zähne zeigten, ballten sich in Haufen um die Buden der beliebtesten Kaufleute zusammen und führten ein betäubendes Geschnatter aus. Sie handelten und feilschten um ihre Tauschwaaren, um Rennthierschinken, Felle und Hörner, um ihre lebendigen Schlachtthiere, um Vögel mannichfacher Art, welche sie zu Dutzenden auf Birkenruthen gespießt trugen, um bunt gesteppte Röcke, die ihre jungen Dirnen oft sehr sauber roth auszunähen verstehen, um die weichen, bequemen Halbstiefeln von Rennthierhaut,

erzählen hatten, ihre Hoffnungen und Neuigkeiten auskramten, über Nichts lachten und sich belustigten, auf Geschenke rechneten, die ihre Väter, Verwandten und Anbeter ihnen verehren sollten, und im Voraus neugierig riethen, was wohl Stureson seiner Braut anbinden werde.

So vergingen lange Stunden, bis endlich alle übereinkamen, es sei jetzt Zeit, den Markt zu besuchen und sich umzuschauen, wie Handel und Wandel ständen. Der Weg führte am Ufer des Fjord hin, nach einer Viertelstunde waren die Mädchen mitten in dem Gewühl, und lustig genug war es anzuschauen.

Der größte Theil der schreienden, schwatzenden und wild lärmenden Menge bestand aus Lappen, die mit Weibern und Kindern von den Gebirgen gekommen waren. Greise mit seltsamen, breit gequetschten Nasen, alte Weiber von entsetzlicher Häßlichkeit, schmutzige gelbe Gesichter, die unaufhörlich lachten und ihre vom Skorbut hart mitgenommenen Zähne zeigten, ballten sich in Haufen um die Buden der beliebtesten Kaufleute zusammen und führten ein betäubendes Geschnatter aus. Sie handelten und feilschten um ihre Tauschwaaren, um Rennthierschinken, Felle und Hörner, um ihre lebendigen Schlachtthiere, um Vögel mannichfacher Art, welche sie zu Dutzenden auf Birkenruthen gespießt trugen, um bunt gesteppte Röcke, die ihre jungen Dirnen oft sehr sauber roth auszunähen verstehen, um die weichen, bequemen Halbstiefeln von Rennthierhaut,

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[0162] erzählen hatten, ihre Hoffnungen und Neuigkeiten auskramten, über Nichts lachten und sich belustigten, auf Geschenke rechneten, die ihre Väter, Verwandten und Anbeter ihnen verehren sollten, und im Voraus neugierig riethen, was wohl Stureson seiner Braut anbinden werde. So vergingen lange Stunden, bis endlich alle übereinkamen, es sei jetzt Zeit, den Markt zu besuchen und sich umzuschauen, wie Handel und Wandel ständen. Der Weg führte am Ufer des Fjord hin, nach einer Viertelstunde waren die Mädchen mitten in dem Gewühl, und lustig genug war es anzuschauen. Der größte Theil der schreienden, schwatzenden und wild lärmenden Menge bestand aus Lappen, die mit Weibern und Kindern von den Gebirgen gekommen waren. Greise mit seltsamen, breit gequetschten Nasen, alte Weiber von entsetzlicher Häßlichkeit, schmutzige gelbe Gesichter, die unaufhörlich lachten und ihre vom Skorbut hart mitgenommenen Zähne zeigten, ballten sich in Haufen um die Buden der beliebtesten Kaufleute zusammen und führten ein betäubendes Geschnatter aus. Sie handelten und feilschten um ihre Tauschwaaren, um Rennthierschinken, Felle und Hörner, um ihre lebendigen Schlachtthiere, um Vögel mannichfacher Art, welche sie zu Dutzenden auf Birkenruthen gespießt trugen, um bunt gesteppte Röcke, die ihre jungen Dirnen oft sehr sauber roth auszunähen verstehen, um die weichen, bequemen Halbstiefeln von Rennthierhaut,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/162>, abgerufen am 18.05.2024.