Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Sorgt nicht, lächelte der Landrichter, ich will ihn mürbe machen. Aber meine süße Mary sieht ängstlich und ernsthaft aus, fuhr er fort. Mein Geschäft für den Vormittag ist beendet, was übrig geblieben, mögen meine Schreiber abthun. Was giebt es nun, womit ich dich erfreuen kann? Giebt es nichts, was deine Wünsche erregt hätte? Die Braut schüttelte den Kopf, aber ihre Freundinnen waren nicht so bescheiden. -- Es ist etwas da, Herr Stureson, sagte die Keckste, was Niemand kaufen kann, außer der Herr Landrichter. Was ist es? Ein Federmantel, den eine Königin tragen könnte. Dann muß ihn Mary besitzen. Wo ist er? Ein Lappe hat ihn zu verkaufen, ein sonderbares, häßliches Geschöpf. Er muß die Lepra haben, sein ganzes Gesicht ist bepflastert und steckt sammt dem Hals in dichten Binden. Mag er haben, was er will, sagte Stureson, er mag es behalten, aber den Mantel soll er uns lassen. Laßt ihm den auch, fiel Hvaland ein. Es ist ein unverschämter Bursch, achtzig Spezies hat er gefordert. Und wären es hundert! wenn er Mary gefällt, ist er mir nicht zu theuer. Die jungen Mädchen richteten beifällige und bewundernde Blicke auf den großmüthigen Bräutigam. Du glückliche Mary! flüsterte Die, welche sie umarmte, wie bist du zu beneiden um solche Liebe! Sorgt nicht, lächelte der Landrichter, ich will ihn mürbe machen. Aber meine süße Mary sieht ängstlich und ernsthaft aus, fuhr er fort. Mein Geschäft für den Vormittag ist beendet, was übrig geblieben, mögen meine Schreiber abthun. Was giebt es nun, womit ich dich erfreuen kann? Giebt es nichts, was deine Wünsche erregt hätte? Die Braut schüttelte den Kopf, aber ihre Freundinnen waren nicht so bescheiden. — Es ist etwas da, Herr Stureson, sagte die Keckste, was Niemand kaufen kann, außer der Herr Landrichter. Was ist es? Ein Federmantel, den eine Königin tragen könnte. Dann muß ihn Mary besitzen. Wo ist er? Ein Lappe hat ihn zu verkaufen, ein sonderbares, häßliches Geschöpf. Er muß die Lepra haben, sein ganzes Gesicht ist bepflastert und steckt sammt dem Hals in dichten Binden. Mag er haben, was er will, sagte Stureson, er mag es behalten, aber den Mantel soll er uns lassen. Laßt ihm den auch, fiel Hvaland ein. Es ist ein unverschämter Bursch, achtzig Spezies hat er gefordert. Und wären es hundert! wenn er Mary gefällt, ist er mir nicht zu theuer. Die jungen Mädchen richteten beifällige und bewundernde Blicke auf den großmüthigen Bräutigam. Du glückliche Mary! flüsterte Die, welche sie umarmte, wie bist du zu beneiden um solche Liebe! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="7"> <pb facs="#f0169"/> <p> Sorgt nicht, lächelte der Landrichter, ich will ihn mürbe machen. Aber meine süße Mary sieht ängstlich und ernsthaft aus, fuhr er fort. Mein Geschäft für den Vormittag ist beendet, was übrig geblieben, mögen meine Schreiber abthun. Was giebt es nun, womit ich dich erfreuen kann? Giebt es nichts, was deine Wünsche erregt hätte? </p><lb/> <p> Die Braut schüttelte den Kopf, aber ihre Freundinnen waren nicht so bescheiden. — Es ist etwas da, Herr Stureson, sagte die Keckste, was Niemand kaufen kann, außer der Herr Landrichter. </p><lb/> <p> Was ist es? </p><lb/> <p> Ein Federmantel, den eine Königin tragen könnte.</p><lb/> <p> Dann muß ihn Mary besitzen. Wo ist er? </p><lb/> <p> Ein Lappe hat ihn zu verkaufen, ein sonderbares, häßliches Geschöpf. Er muß die Lepra haben, sein ganzes Gesicht ist bepflastert und steckt sammt dem Hals in dichten Binden. </p><lb/> <p> Mag er haben, was er will, sagte Stureson, er mag es behalten, aber den Mantel soll er uns lassen. </p><lb/> <p> Laßt ihm den auch, fiel Hvaland ein. Es ist ein unverschämter Bursch, achtzig Spezies hat er gefordert. </p><lb/> <p> Und wären es hundert! wenn er Mary gefällt, ist er mir nicht zu theuer. </p><lb/> <p> Die jungen Mädchen richteten beifällige und bewundernde Blicke auf den großmüthigen Bräutigam. Du glückliche Mary! flüsterte Die, welche sie umarmte, wie bist du zu beneiden um solche Liebe! </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0169]
Sorgt nicht, lächelte der Landrichter, ich will ihn mürbe machen. Aber meine süße Mary sieht ängstlich und ernsthaft aus, fuhr er fort. Mein Geschäft für den Vormittag ist beendet, was übrig geblieben, mögen meine Schreiber abthun. Was giebt es nun, womit ich dich erfreuen kann? Giebt es nichts, was deine Wünsche erregt hätte?
Die Braut schüttelte den Kopf, aber ihre Freundinnen waren nicht so bescheiden. — Es ist etwas da, Herr Stureson, sagte die Keckste, was Niemand kaufen kann, außer der Herr Landrichter.
Was ist es?
Ein Federmantel, den eine Königin tragen könnte.
Dann muß ihn Mary besitzen. Wo ist er?
Ein Lappe hat ihn zu verkaufen, ein sonderbares, häßliches Geschöpf. Er muß die Lepra haben, sein ganzes Gesicht ist bepflastert und steckt sammt dem Hals in dichten Binden.
Mag er haben, was er will, sagte Stureson, er mag es behalten, aber den Mantel soll er uns lassen.
Laßt ihm den auch, fiel Hvaland ein. Es ist ein unverschämter Bursch, achtzig Spezies hat er gefordert.
Und wären es hundert! wenn er Mary gefällt, ist er mir nicht zu theuer.
Die jungen Mädchen richteten beifällige und bewundernde Blicke auf den großmüthigen Bräutigam. Du glückliche Mary! flüsterte Die, welche sie umarmte, wie bist du zu beneiden um solche Liebe!
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