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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Hammelfleisch, das in der Zwiebelbrühe rauchend schwamm; dort zechten Andere bei schlechtem Bier und gefüllten Branntweinflaschen, schreiend, jauchzend, rauchend und mit erhitzten Gesichtern zum Streit sowohl, wie zur rohen Freude aufgelegt. -- Lappen mit Weibern und Kindern bildeten Kreise auf dem Rasengrund und sangen in Gurgeltönen ein entsetzliches Gequäke, während die Flasche von Einem zum Anderen ging. Ihre Weiber theilten halb gar gekochte Fische aus, welche mit den Fingern zerrissen und gefräßig verschluckt wurden, und neben sinnlos Betrunkenen saßen die Schlauen und Verständigen, zählten ihr Geld, packten es in die grünen Gürtel und verfolgten mit scheuen Blicken den gewaltigen Landrichter, der wie ein Riese bei ihnen vorüberstrich, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

Die jungen Mädchen waren inzwischen mit Mary weiter gegangen, als Stureson, von einigen Kaufleuten und Lehnsmännern aufgehalten, Antwort auf ein paar Streit- und Rechtsfragen geben sollte; als er sich losmachte, sah er Mary's weißes Gewand ganz am Ende des Marktes und Niemand bei ihr.

Wo sind deine Freundinnen? fragte er, als er sie erreichte.

Sie haben sich zerstreut, erwiderte sie, um an anderen Stellen nach dem Manne zu suchen, der sich nicht finden läßt.

Hammelfleisch, das in der Zwiebelbrühe rauchend schwamm; dort zechten Andere bei schlechtem Bier und gefüllten Branntweinflaschen, schreiend, jauchzend, rauchend und mit erhitzten Gesichtern zum Streit sowohl, wie zur rohen Freude aufgelegt. — Lappen mit Weibern und Kindern bildeten Kreise auf dem Rasengrund und sangen in Gurgeltönen ein entsetzliches Gequäke, während die Flasche von Einem zum Anderen ging. Ihre Weiber theilten halb gar gekochte Fische aus, welche mit den Fingern zerrissen und gefräßig verschluckt wurden, und neben sinnlos Betrunkenen saßen die Schlauen und Verständigen, zählten ihr Geld, packten es in die grünen Gürtel und verfolgten mit scheuen Blicken den gewaltigen Landrichter, der wie ein Riese bei ihnen vorüberstrich, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

Die jungen Mädchen waren inzwischen mit Mary weiter gegangen, als Stureson, von einigen Kaufleuten und Lehnsmännern aufgehalten, Antwort auf ein paar Streit- und Rechtsfragen geben sollte; als er sich losmachte, sah er Mary's weißes Gewand ganz am Ende des Marktes und Niemand bei ihr.

Wo sind deine Freundinnen? fragte er, als er sie erreichte.

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[0171] Hammelfleisch, das in der Zwiebelbrühe rauchend schwamm; dort zechten Andere bei schlechtem Bier und gefüllten Branntweinflaschen, schreiend, jauchzend, rauchend und mit erhitzten Gesichtern zum Streit sowohl, wie zur rohen Freude aufgelegt. — Lappen mit Weibern und Kindern bildeten Kreise auf dem Rasengrund und sangen in Gurgeltönen ein entsetzliches Gequäke, während die Flasche von Einem zum Anderen ging. Ihre Weiber theilten halb gar gekochte Fische aus, welche mit den Fingern zerrissen und gefräßig verschluckt wurden, und neben sinnlos Betrunkenen saßen die Schlauen und Verständigen, zählten ihr Geld, packten es in die grünen Gürtel und verfolgten mit scheuen Blicken den gewaltigen Landrichter, der wie ein Riese bei ihnen vorüberstrich, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Die jungen Mädchen waren inzwischen mit Mary weiter gegangen, als Stureson, von einigen Kaufleuten und Lehnsmännern aufgehalten, Antwort auf ein paar Streit- und Rechtsfragen geben sollte; als er sich losmachte, sah er Mary's weißes Gewand ganz am Ende des Marktes und Niemand bei ihr. Wo sind deine Freundinnen? fragte er, als er sie erreichte. Sie haben sich zerstreut, erwiderte sie, um an anderen Stellen nach dem Manne zu suchen, der sich nicht finden läßt.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/171>, abgerufen am 24.05.2024.