Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

erfahren, und berührte nebenher, daß er allein und frei in der Welt stehe, nachdem der Tod ihm genommen, was er besessen.

Er sprach gelassen und offen davon, aber sein stolzes, hartes Gesicht blieb nicht ohne Empfindung. Das schmerzliche Lächeln, das darüber hinflog, erweckte Theilnahme: Mary's Augen hingen tröstend an dem großen, kräftigen Mann, der so mild und traurig von seinem Schicksal sprechen konnte.

Nun aber ist es überwunden, fuhr Stureson dann fort, und seine Blicke glänzten wieder feurig und froh. Ich stehe wieder fest auf meinen Beinen, habe ein Leben vor mir, das Freude verspricht und Wohlsein, und denke, ein Mann muß den Kopf aufheben und muthig erwerben, was ihm fehlt.

Recht gedacht, sagte Hvaland, und hier, merkt es Euch, Herr Stureson, hier liebt man Männer, die kühn und gewaltig sind. Habt es hinter Euch, was Sorgen macht, laßt uns an das denken, was Sonnenschein in Euer Haus bringt.

Nach einiger Zeit begann dann eine Wanderung durch die weitläufigen Vorrathsräume, Packhäuser und Waarenhäuser, welche den Wohlstand ihres Eigenthümers bezeugten. -- Fünf große Bergenfahrer hatten die Masse des Stock- und Salzfisches fortgeschafft, aus deren fetten Lebern die mächtigen Thrantonnen gefüllt wurden, welche jetzt eben nach dem Handelsplatze geschafft werden sollten. Aus Allem, was Christie

erfahren, und berührte nebenher, daß er allein und frei in der Welt stehe, nachdem der Tod ihm genommen, was er besessen.

Er sprach gelassen und offen davon, aber sein stolzes, hartes Gesicht blieb nicht ohne Empfindung. Das schmerzliche Lächeln, das darüber hinflog, erweckte Theilnahme: Mary's Augen hingen tröstend an dem großen, kräftigen Mann, der so mild und traurig von seinem Schicksal sprechen konnte.

Nun aber ist es überwunden, fuhr Stureson dann fort, und seine Blicke glänzten wieder feurig und froh. Ich stehe wieder fest auf meinen Beinen, habe ein Leben vor mir, das Freude verspricht und Wohlsein, und denke, ein Mann muß den Kopf aufheben und muthig erwerben, was ihm fehlt.

Recht gedacht, sagte Hvaland, und hier, merkt es Euch, Herr Stureson, hier liebt man Männer, die kühn und gewaltig sind. Habt es hinter Euch, was Sorgen macht, laßt uns an das denken, was Sonnenschein in Euer Haus bringt.

Nach einiger Zeit begann dann eine Wanderung durch die weitläufigen Vorrathsräume, Packhäuser und Waarenhäuser, welche den Wohlstand ihres Eigenthümers bezeugten. — Fünf große Bergenfahrer hatten die Masse des Stock- und Salzfisches fortgeschafft, aus deren fetten Lebern die mächtigen Thrantonnen gefüllt wurden, welche jetzt eben nach dem Handelsplatze geschafft werden sollten. Aus Allem, was Christie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0049"/>
erfahren, und berührte nebenher, daß er allein und frei in der Welt stehe,      nachdem der Tod ihm genommen, was er besessen.</p><lb/>
        <p> Er sprach gelassen und offen davon, aber sein stolzes, hartes Gesicht blieb nicht ohne      Empfindung. Das schmerzliche Lächeln, das darüber hinflog, erweckte Theilnahme: Mary's Augen      hingen tröstend an dem großen, kräftigen Mann, der so mild und traurig von seinem Schicksal      sprechen konnte.</p><lb/>
        <p> Nun aber ist es überwunden, fuhr Stureson dann fort, und seine Blicke glänzten wieder feurig      und froh. Ich stehe wieder fest auf meinen Beinen, habe ein Leben vor mir, das Freude      verspricht und Wohlsein, und denke, ein Mann muß den Kopf aufheben und muthig erwerben, was ihm      fehlt.</p><lb/>
        <p> Recht gedacht, sagte Hvaland, und hier, merkt es Euch, Herr Stureson, hier liebt man Männer,      die kühn und gewaltig sind. Habt es hinter Euch, was Sorgen macht, laßt uns an das denken, was      Sonnenschein in Euer Haus bringt.</p><lb/>
        <p> Nach einiger Zeit begann dann eine Wanderung durch die weitläufigen Vorrathsräume,      Packhäuser und Waarenhäuser, welche den Wohlstand ihres Eigenthümers bezeugten. &#x2014; Fünf große      Bergenfahrer hatten die Masse des Stock- und Salzfisches fortgeschafft, aus deren fetten Lebern      die mächtigen Thrantonnen gefüllt wurden, welche jetzt eben nach dem Handelsplatze geschafft      werden sollten. Aus Allem, was Christie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] erfahren, und berührte nebenher, daß er allein und frei in der Welt stehe, nachdem der Tod ihm genommen, was er besessen. Er sprach gelassen und offen davon, aber sein stolzes, hartes Gesicht blieb nicht ohne Empfindung. Das schmerzliche Lächeln, das darüber hinflog, erweckte Theilnahme: Mary's Augen hingen tröstend an dem großen, kräftigen Mann, der so mild und traurig von seinem Schicksal sprechen konnte. Nun aber ist es überwunden, fuhr Stureson dann fort, und seine Blicke glänzten wieder feurig und froh. Ich stehe wieder fest auf meinen Beinen, habe ein Leben vor mir, das Freude verspricht und Wohlsein, und denke, ein Mann muß den Kopf aufheben und muthig erwerben, was ihm fehlt. Recht gedacht, sagte Hvaland, und hier, merkt es Euch, Herr Stureson, hier liebt man Männer, die kühn und gewaltig sind. Habt es hinter Euch, was Sorgen macht, laßt uns an das denken, was Sonnenschein in Euer Haus bringt. Nach einiger Zeit begann dann eine Wanderung durch die weitläufigen Vorrathsräume, Packhäuser und Waarenhäuser, welche den Wohlstand ihres Eigenthümers bezeugten. — Fünf große Bergenfahrer hatten die Masse des Stock- und Salzfisches fortgeschafft, aus deren fetten Lebern die mächtigen Thrantonnen gefüllt wurden, welche jetzt eben nach dem Handelsplatze geschafft werden sollten. Aus Allem, was Christie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/49
Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/49>, abgerufen am 22.12.2024.