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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wirthes zu versichern und sein angeknüpftes Verhältniß zu Mary durch neue Zeichen seiner Ergebenheit zu befestigen. So stolzen Sinnes, auffahrend und launenvoll Stureson war, so gut wußte er zu schmeicheln und sich zu fügen, wenn er es für nöthig hielt, und heut war ihm daran gelegen, Alle zu gewinnen, da er Jeden für seine Absichten gebrauchen konnte. Er verwandte deßwegen auch keine geringe Mühe, dem Missionär zu gefallen, dessen Einfluß auf Mary er sehr wohl erkannte. -- Die geistliche Würde des Probstes, seine große Gelehrsamkeit, sein christlicher Eifer, die Reinheit seines Lebens und seine milde Freundlichkeit sicherten ihm überall bei dem großen Haufen Achtung und Ehrerbietung. Mochten Hvaland und die reichen Kaufleute auch heimlich über ihn spotten, öffentlich wagte Niemand den ehrwürdigen Diener des höchsten Wesens anzugreifen, der im ganzen Lande bekannt und von der Regierung besonders geschützt und begünstigt ward. -- Stureson war schlau genug, die Freundschaft des Probstes durch Eingehen in dessen Lieblingsgedanken und Entwürfe zu suchen; er hörte geduldig die langen Erzählungen an, welche die Bekehrung und Gesittung der Lappen zum Gegenstände hatten, und schlug sich bei den Widersprüchen Hvaland's stets vermittelnd auf Stockfleth's Seite. -- Ein anderer Mann hätte vielleicht kein geringes Interesse an den Mittheilungen über die Lebens- und Seelenzustände des seltsamen Hirtenvolks in den Bergen genommen,

Wirthes zu versichern und sein angeknüpftes Verhältniß zu Mary durch neue Zeichen seiner Ergebenheit zu befestigen. So stolzen Sinnes, auffahrend und launenvoll Stureson war, so gut wußte er zu schmeicheln und sich zu fügen, wenn er es für nöthig hielt, und heut war ihm daran gelegen, Alle zu gewinnen, da er Jeden für seine Absichten gebrauchen konnte. Er verwandte deßwegen auch keine geringe Mühe, dem Missionär zu gefallen, dessen Einfluß auf Mary er sehr wohl erkannte. — Die geistliche Würde des Probstes, seine große Gelehrsamkeit, sein christlicher Eifer, die Reinheit seines Lebens und seine milde Freundlichkeit sicherten ihm überall bei dem großen Haufen Achtung und Ehrerbietung. Mochten Hvaland und die reichen Kaufleute auch heimlich über ihn spotten, öffentlich wagte Niemand den ehrwürdigen Diener des höchsten Wesens anzugreifen, der im ganzen Lande bekannt und von der Regierung besonders geschützt und begünstigt ward. — Stureson war schlau genug, die Freundschaft des Probstes durch Eingehen in dessen Lieblingsgedanken und Entwürfe zu suchen; er hörte geduldig die langen Erzählungen an, welche die Bekehrung und Gesittung der Lappen zum Gegenstände hatten, und schlug sich bei den Widersprüchen Hvaland's stets vermittelnd auf Stockfleth's Seite. — Ein anderer Mann hätte vielleicht kein geringes Interesse an den Mittheilungen über die Lebens- und Seelenzustände des seltsamen Hirtenvolks in den Bergen genommen,

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[0067] Wirthes zu versichern und sein angeknüpftes Verhältniß zu Mary durch neue Zeichen seiner Ergebenheit zu befestigen. So stolzen Sinnes, auffahrend und launenvoll Stureson war, so gut wußte er zu schmeicheln und sich zu fügen, wenn er es für nöthig hielt, und heut war ihm daran gelegen, Alle zu gewinnen, da er Jeden für seine Absichten gebrauchen konnte. Er verwandte deßwegen auch keine geringe Mühe, dem Missionär zu gefallen, dessen Einfluß auf Mary er sehr wohl erkannte. — Die geistliche Würde des Probstes, seine große Gelehrsamkeit, sein christlicher Eifer, die Reinheit seines Lebens und seine milde Freundlichkeit sicherten ihm überall bei dem großen Haufen Achtung und Ehrerbietung. Mochten Hvaland und die reichen Kaufleute auch heimlich über ihn spotten, öffentlich wagte Niemand den ehrwürdigen Diener des höchsten Wesens anzugreifen, der im ganzen Lande bekannt und von der Regierung besonders geschützt und begünstigt ward. — Stureson war schlau genug, die Freundschaft des Probstes durch Eingehen in dessen Lieblingsgedanken und Entwürfe zu suchen; er hörte geduldig die langen Erzählungen an, welche die Bekehrung und Gesittung der Lappen zum Gegenstände hatten, und schlug sich bei den Widersprüchen Hvaland's stets vermittelnd auf Stockfleth's Seite. — Ein anderer Mann hätte vielleicht kein geringes Interesse an den Mittheilungen über die Lebens- und Seelenzustände des seltsamen Hirtenvolks in den Bergen genommen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/67>, abgerufen am 18.05.2024.