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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Fülle vorhanden sei, und daß es Schutz vor den rauhen Winden habe. Ein paar schöne Bäche stürzten durch dies Waldgebiet und funkelten darin wie glänzende Schlangen, bis sie in donnernden Sätzen und Fällen von der letzten steilen Höhe sprangen und nun sanft dem großen Meerbusen zuströmten. -- Zwischen diesen Bächen lag die Wohnung des Landrichters; zu beiden Seiten war Anbau, lagen Colonistenhäuser und Fischerhütten; aufsteigender Rauch aus entfernteren größeren Wohnungen und Pfahlwerke in verschiedenen Buchten, aus denen die Masten mehrerer Yachten ragten, kündigten Handelsstellen und Kaufleute an. -- Der mächtige Fjord mit seinen zahlreichen, tief ins Gebirge dringenden Armen breitete sonnenblitzend sich bis in weite Ferne aus, und wer dies schöne Panorama von Wald, Fels und Meer sah, diese klaren, blauen Wasser und diese grünen, saftigen Flächen, der hätte schwer glauben mögen, daß dies Alles meist acht Monate lang unter Schnee und Eis begraben liegt.

Stureson selbst fand sich überrascht, und je mehr er sich der Küste näherte, um so mehr erheiterte sich sein Gesicht. Da waren Gärten, die sein Haus umringten, da sah er Blumen blühen und Bäume stehen, da entdeckte er eine Art Glashaus, das sein fleißiger Vorgänger angelegt und mit Mühe und Kosten erhalten hatte. Kleine bebaute Felder schlossen sich dem Gartenraume an. In einem gehegten Plätzchen blühten Erbsen, in einem anderen war der Roggen hoch auf-

Fülle vorhanden sei, und daß es Schutz vor den rauhen Winden habe. Ein paar schöne Bäche stürzten durch dies Waldgebiet und funkelten darin wie glänzende Schlangen, bis sie in donnernden Sätzen und Fällen von der letzten steilen Höhe sprangen und nun sanft dem großen Meerbusen zuströmten. — Zwischen diesen Bächen lag die Wohnung des Landrichters; zu beiden Seiten war Anbau, lagen Colonistenhäuser und Fischerhütten; aufsteigender Rauch aus entfernteren größeren Wohnungen und Pfahlwerke in verschiedenen Buchten, aus denen die Masten mehrerer Yachten ragten, kündigten Handelsstellen und Kaufleute an. — Der mächtige Fjord mit seinen zahlreichen, tief ins Gebirge dringenden Armen breitete sonnenblitzend sich bis in weite Ferne aus, und wer dies schöne Panorama von Wald, Fels und Meer sah, diese klaren, blauen Wasser und diese grünen, saftigen Flächen, der hätte schwer glauben mögen, daß dies Alles meist acht Monate lang unter Schnee und Eis begraben liegt.

Stureson selbst fand sich überrascht, und je mehr er sich der Küste näherte, um so mehr erheiterte sich sein Gesicht. Da waren Gärten, die sein Haus umringten, da sah er Blumen blühen und Bäume stehen, da entdeckte er eine Art Glashaus, das sein fleißiger Vorgänger angelegt und mit Mühe und Kosten erhalten hatte. Kleine bebaute Felder schlossen sich dem Gartenraume an. In einem gehegten Plätzchen blühten Erbsen, in einem anderen war der Roggen hoch auf-

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[0097] Fülle vorhanden sei, und daß es Schutz vor den rauhen Winden habe. Ein paar schöne Bäche stürzten durch dies Waldgebiet und funkelten darin wie glänzende Schlangen, bis sie in donnernden Sätzen und Fällen von der letzten steilen Höhe sprangen und nun sanft dem großen Meerbusen zuströmten. — Zwischen diesen Bächen lag die Wohnung des Landrichters; zu beiden Seiten war Anbau, lagen Colonistenhäuser und Fischerhütten; aufsteigender Rauch aus entfernteren größeren Wohnungen und Pfahlwerke in verschiedenen Buchten, aus denen die Masten mehrerer Yachten ragten, kündigten Handelsstellen und Kaufleute an. — Der mächtige Fjord mit seinen zahlreichen, tief ins Gebirge dringenden Armen breitete sonnenblitzend sich bis in weite Ferne aus, und wer dies schöne Panorama von Wald, Fels und Meer sah, diese klaren, blauen Wasser und diese grünen, saftigen Flächen, der hätte schwer glauben mögen, daß dies Alles meist acht Monate lang unter Schnee und Eis begraben liegt. Stureson selbst fand sich überrascht, und je mehr er sich der Küste näherte, um so mehr erheiterte sich sein Gesicht. Da waren Gärten, die sein Haus umringten, da sah er Blumen blühen und Bäume stehen, da entdeckte er eine Art Glashaus, das sein fleißiger Vorgänger angelegt und mit Mühe und Kosten erhalten hatte. Kleine bebaute Felder schlossen sich dem Gartenraume an. In einem gehegten Plätzchen blühten Erbsen, in einem anderen war der Roggen hoch auf-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/97>, abgerufen am 18.05.2024.