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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Ob für Gerichte gleich die Schönheit wird verklagt/
Kan Phrynens Lilgen-Brust der Richter Augen fangen/
Daß sie Barmhertzigkeit/ dem Recht nicht nachgehangen/
Daß der verliebte Mund nicht/ was der Würffel/ sagt.
Man weiß die Ursach auch so ihr Gesetz umbtrieben/
Die Reitzung war ins Blut in Marmel nicht geschrieben.
Pericles den Athen und Grichen-Land gehört/
Hat bey Aspasien was ihn bewegt/ gefunden/
Der Lacon und sein Weib sagt von Epaminonden
(Dem Abgott jener Zeit/ der Länder hat zerstört)
Daß Lieb ihn nur ergetzt; der Periander brannte/
Als in Pelopones' er einst Melissen kannte.
Und ists nun wunderns werth/ daß itzt auch Flammen fühlt
Das neu-verknüpffte Paar/ daß sich die Geister regen/
Und zu verstrickter Gunst itzt neuen Zunder hegen/
Daß Gegen-Liebe stets auß beyder Augen spielt/
Und die Vereinigung der Seelen gleichsam zeiget/
Ob schon der Mund nichts sagt/ und ob die Lippe schweiget.
Wie aber schöne Braut beliebt ihr denn die Nacht?
(Welch Cato will mich hier umb diese Frage schelten/)
Der Abend pflegt sonst auch bey Nimfen viel zu gelten/
Der offt mit Schertz/ und Spiel/ und Lust wird zugebracht/
Jsts/ daß vielleicht die Träum Ergetzligkeiten geben?
Wie? oder kan man da in etwas freyer leben.
Odatis hatte zwar zuvor im Traum gesehn
Den schönen Zariad/ und als er sich verkleidet/
Ein unbekandter Gast an ihr die Augen weidet/
Jst doch der Heyrath-Schluß mit Wnndern noch gescheh'n.
Er steht vor andern da dem sie die Schale giebet/
Und auch zugleich das Hertz/ das vor im Traum' geliebet.
Welch Jungfern Bild wünscht nicht dergleichen liebe Nacht/
Daß ihr ein Both' ein Traum was künfftig möchte sagen;
Und wer den Hymen wird recht umb die Ursach fragen/
Der spricht/ dieweil die Nacht aus Jungfern Frauen macht/
So ist sie hoch geschätzt; und schon vor langen Zeiten
Ließ Venus bey der Nacht ihr Opffer zu bereiten.
Nun wol/ Verliebte geht/ braucht der benimmten Zeit/
Last/ so viel Worte hier/ bey euch auch Wercke werden/
Diß Wesen das erhält und füllt den Bau der Erden/
Lebt in beglückter Eh'/ und steter Einigkeit/
Solt'
Hochzeit-Gedichte.
Ob fuͤr Gerichte gleich die Schoͤnheit wird verklagt/
Kan Phrynens Lilgen-Bruſt der Richter Augen fangen/
Daß ſie Barmhertzigkeit/ dem Recht nicht nachgehangen/
Daß der verliebte Mund nicht/ was der Wuͤrffel/ ſagt.
Man weiß die Urſach auch ſo ihr Geſetz umbtrieben/
Die Reitzung war ins Blut in Marmel nicht geſchrieben.
Pericles den Athen und Grichen-Land gehoͤrt/
Hat bey Aſpaſien was ihn bewegt/ gefunden/
Der Lacon und ſein Weib ſagt von Epaminonden
(Dem Abgott jener Zeit/ der Laͤnder hat zerſtoͤrt)
Daß Lieb ihn nur ergetzt; der Periander brannte/
Als in Peloponeſ’ er einſt Meliſſen kannte.
Und iſts nun wunderns werth/ daß itzt auch Flammen fuͤhlt
Das neu-verknuͤpffte Paar/ daß ſich die Geiſter regen/
Und zu verſtrickter Gunſt itzt neuen Zunder hegen/
Daß Gegen-Liebe ſtets auß beyder Augen ſpielt/
Und die Vereinigung der Seelen gleichſam zeiget/
Ob ſchon der Mund nichts ſagt/ und ob die Lippe ſchweiget.
Wie aber ſchoͤne Braut beliebt ihr denn die Nacht?
(Welch Cato will mich hier umb dieſe Frage ſchelten/)
Der Abend pflegt ſonſt auch bey Nimfen viel zu gelten/
Der offt mit Schertz/ und Spiel/ und Luſt wird zugebracht/
Jſts/ daß vielleicht die Traͤum Ergetzligkeiten geben?
Wie? oder kan man da in etwas freyer leben.
Odatis hatte zwar zuvor im Traum geſehn
Den ſchoͤnen Zariad/ und als er ſich verkleidet/
Ein unbekandter Gaſt an ihr die Augen weidet/
Jſt doch der Heyrath-Schluß mit Wnndern noch geſcheh’n.
Er ſteht vor andern da dem ſie die Schale giebet/
Und auch zugleich das Hertz/ das vor im Traum’ geliebet.
Welch Jungfern Bild wuͤnſcht nicht dergleichen liebe Nacht/
Daß ihr ein Both’ ein Traum was kuͤnfftig moͤchte ſagen;
Und wer den Hymen wird recht umb die Urſach fragen/
Der ſpricht/ dieweil die Nacht aus Jungfern Frauen macht/
So iſt ſie hoch geſchaͤtzt; und ſchon vor langen Zeiten
Ließ Venus bey der Nacht ihr Opffer zu bereiten.
Nun wol/ Verliebte geht/ braucht der benimmten Zeit/
Laſt/ ſo viel Worte hier/ bey euch auch Wercke werden/
Diß Weſen das erhaͤlt und fuͤllt den Bau der Erden/
Lebt in begluͤckter Eh’/ und ſteter Einigkeit/
Solt’
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[30/0104] Hochzeit-Gedichte. Ob fuͤr Gerichte gleich die Schoͤnheit wird verklagt/ Kan Phrynens Lilgen-Bruſt der Richter Augen fangen/ Daß ſie Barmhertzigkeit/ dem Recht nicht nachgehangen/ Daß der verliebte Mund nicht/ was der Wuͤrffel/ ſagt. Man weiß die Urſach auch ſo ihr Geſetz umbtrieben/ Die Reitzung war ins Blut in Marmel nicht geſchrieben. Pericles den Athen und Grichen-Land gehoͤrt/ Hat bey Aſpaſien was ihn bewegt/ gefunden/ Der Lacon und ſein Weib ſagt von Epaminonden (Dem Abgott jener Zeit/ der Laͤnder hat zerſtoͤrt) Daß Lieb ihn nur ergetzt; der Periander brannte/ Als in Peloponeſ’ er einſt Meliſſen kannte. Und iſts nun wunderns werth/ daß itzt auch Flammen fuͤhlt Das neu-verknuͤpffte Paar/ daß ſich die Geiſter regen/ Und zu verſtrickter Gunſt itzt neuen Zunder hegen/ Daß Gegen-Liebe ſtets auß beyder Augen ſpielt/ Und die Vereinigung der Seelen gleichſam zeiget/ Ob ſchon der Mund nichts ſagt/ und ob die Lippe ſchweiget. Wie aber ſchoͤne Braut beliebt ihr denn die Nacht? (Welch Cato will mich hier umb dieſe Frage ſchelten/) Der Abend pflegt ſonſt auch bey Nimfen viel zu gelten/ Der offt mit Schertz/ und Spiel/ und Luſt wird zugebracht/ Jſts/ daß vielleicht die Traͤum Ergetzligkeiten geben? Wie? oder kan man da in etwas freyer leben. Odatis hatte zwar zuvor im Traum geſehn Den ſchoͤnen Zariad/ und als er ſich verkleidet/ Ein unbekandter Gaſt an ihr die Augen weidet/ Jſt doch der Heyrath-Schluß mit Wnndern noch geſcheh’n. Er ſteht vor andern da dem ſie die Schale giebet/ Und auch zugleich das Hertz/ das vor im Traum’ geliebet. Welch Jungfern Bild wuͤnſcht nicht dergleichen liebe Nacht/ Daß ihr ein Both’ ein Traum was kuͤnfftig moͤchte ſagen; Und wer den Hymen wird recht umb die Urſach fragen/ Der ſpricht/ dieweil die Nacht aus Jungfern Frauen macht/ So iſt ſie hoch geſchaͤtzt; und ſchon vor langen Zeiten Ließ Venus bey der Nacht ihr Opffer zu bereiten. Nun wol/ Verliebte geht/ braucht der benimmten Zeit/ Laſt/ ſo viel Worte hier/ bey euch auch Wercke werden/ Diß Weſen das erhaͤlt und fuͤllt den Bau der Erden/ Lebt in begluͤckter Eh’/ und ſteter Einigkeit/ Solt’

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/104>, abgerufen am 21.11.2024.