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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Solt' auch die Morgenröth' euch sehn beysammen liegen/
So ist doch diß der Trost/ die Nacht/ die ist verschwiegen.
Auf die Hoch-Adel. Vermählung
Hn. G. F. v. A. u. Jungf. U. M. v. K.
1668. den 12. Novembr.
ES ist ein schöner Ort/ und noch ein schöner Reich/
Das auch die alte Welt mit Tempeln hat geehret/
Ja das die Witterung der Zeiten nie versehret/
Die Sonne scheinet da in höchster Klarheit gleich;
Des Mondens Wechselung/ deß Winters Grausamkeiten
Vermögen nimmer mehr diß Lust Haus zu bestreiten.
Der Floren Eh'-Gemahl der West-Wind wohnet da/
Der Etesinnen Schaar haucht Biesam-starcke Lüfte/
Es steigt kein gifftig Dampf auß tiefer Thäler Grüfte/
Die Felder strecken sich den Hügeln nicht zu nah/
Der Blumen Zierath prangt in bund-gemahlten Bildern/
Und funckelt Sternen gleich auß jeden Lust-Gefildern.
Da ist der Sammel-Platz/ der Freuden Aufenthalt/
Die bleiche Kümmernüß wird ewig hier verwiesen/
Hergegen Lust und Schertz/ als Eigenthum/ gepriesen/
Der Hohen grosse Pracht und mächtige Gewalt
Schreibt nicht Gesetze vor/ die Freyheit will regieren/
Und unter ibrem Stab Spiel/ Anmuth/ Liebe/ führen.
Ob wol kein sterblich Aug' und ungeübter Mund
Den Königlichen Glantz der Zimmer kan beschreiben;
Ob in der Feder schon die Worte stecken bleiben/
So ist doch Zweifels frey/ daß nie der Erden Rund
Dergleichen je gehabt und hier der Wollust Gräntzen/
Jn welcher wesentlich der Schönheit Strahlen gläntzen.
Das wolgebaute Schloß/ so gleich den Sternen stieg/
Ließ seine Majestät weit in die Ferne schauen/
Kein Künstler dürffte was in seltnen Marmel hauen/
Des Phrygers kluge Hand behielt allein den Sieg:
Was Jupiter gethan/ was Semele begehret/
Das hat sein Nadel-Stich in Perl und Gold gewehret.
Die Wände waren mit Rubinen außgesetzt/
Und Säulen von Smaragd/ und Fenster von Erystallen/
Die liessen doppelt Liecht in jedes Zimmer fallen;
Hier war der Jaspis nicht/ noch der Achat geschätzt/
Jn-
Hochzeit-Gedichte.
Solt’ auch die Morgenroͤth’ euch ſehn beyſammen liegen/
So iſt doch diß der Troſt/ die Nacht/ die iſt verſchwiegen.
Auf die Hoch-Adel. Vermaͤhlung
Hn. G. F. v. A. u. Jungf. U. M. v. K.
1668. den 12. Novembr.
ES iſt ein ſchoͤner Ort/ und noch ein ſchoͤner Reich/
Das auch die alte Welt mit Tempeln hat geehret/
Ja das die Witterung der Zeiten nie verſehret/
Die Sonne ſcheinet da in hoͤchſter Klarheit gleich;
Des Mondens Wechſelung/ deß Winters Grauſamkeiten
Vermoͤgen nimmer mehr diß Luſt Haus zu beſtreiten.
Der Floren Eh’-Gemahl der Weſt-Wind wohnet da/
Der Eteſinnen Schaar haucht Bieſam-ſtarcke Luͤfte/
Es ſteigt kein gifftig Dampf auß tiefer Thaͤler Gruͤfte/
Die Felder ſtrecken ſich den Huͤgeln nicht zu nah/
Der Blumen Zierath prangt in bund-gemahlten Bildern/
Und funckelt Sternen gleich auß jeden Luſt-Gefildern.
Da iſt der Sammel-Platz/ der Freuden Aufenthalt/
Die bleiche Kuͤmmernuͤß wird ewig hier verwieſen/
Hergegen Luſt und Schertz/ als Eigenthum/ geprieſen/
Der Hohen groſſe Pracht und maͤchtige Gewalt
Schreibt nicht Geſetze vor/ die Freyheit will regieren/
Und unter ibrem Stab Spiel/ Anmuth/ Liebe/ fuͤhren.
Ob wol kein ſterblich Aug’ und ungeuͤbter Mund
Den Koͤniglichen Glantz der Zimmer kan beſchreiben;
Ob in der Feder ſchon die Worte ſtecken bleiben/
So iſt doch Zweifels frey/ daß nie der Erden Rund
Dergleichen je gehabt und hier der Wolluſt Graͤntzen/
Jn welcher weſentlich der Schoͤnheit Strahlen glaͤntzen.
Das wolgebaute Schloß/ ſo gleich den Sternen ſtieg/
Ließ ſeine Majeſtaͤt weit in die Ferne ſchauen/
Kein Kuͤnſtler duͤrffte was in ſeltnen Marmel hauen/
Des Phrygers kluge Hand behielt allein den Sieg:
Was Jupiter gethan/ was Semele begehret/
Das hat ſein Nadel-Stich in Perl und Gold gewehret.
Die Waͤnde waren mit Rubinen außgeſetzt/
Und Saͤulen von Smaragd/ und Fenſter von Eryſtallen/
Die lieſſen doppelt Liecht in jedes Zimmer fallen;
Hier war der Jaſpis nicht/ noch der Achat geſchaͤtzt/
Jn-
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[31/0105] Hochzeit-Gedichte. Solt’ auch die Morgenroͤth’ euch ſehn beyſammen liegen/ So iſt doch diß der Troſt/ die Nacht/ die iſt verſchwiegen. Auf die Hoch-Adel. Vermaͤhlung Hn. G. F. v. A. u. Jungf. U. M. v. K. 1668. den 12. Novembr. ES iſt ein ſchoͤner Ort/ und noch ein ſchoͤner Reich/ Das auch die alte Welt mit Tempeln hat geehret/ Ja das die Witterung der Zeiten nie verſehret/ Die Sonne ſcheinet da in hoͤchſter Klarheit gleich; Des Mondens Wechſelung/ deß Winters Grauſamkeiten Vermoͤgen nimmer mehr diß Luſt Haus zu beſtreiten. Der Floren Eh’-Gemahl der Weſt-Wind wohnet da/ Der Eteſinnen Schaar haucht Bieſam-ſtarcke Luͤfte/ Es ſteigt kein gifftig Dampf auß tiefer Thaͤler Gruͤfte/ Die Felder ſtrecken ſich den Huͤgeln nicht zu nah/ Der Blumen Zierath prangt in bund-gemahlten Bildern/ Und funckelt Sternen gleich auß jeden Luſt-Gefildern. Da iſt der Sammel-Platz/ der Freuden Aufenthalt/ Die bleiche Kuͤmmernuͤß wird ewig hier verwieſen/ Hergegen Luſt und Schertz/ als Eigenthum/ geprieſen/ Der Hohen groſſe Pracht und maͤchtige Gewalt Schreibt nicht Geſetze vor/ die Freyheit will regieren/ Und unter ibrem Stab Spiel/ Anmuth/ Liebe/ fuͤhren. Ob wol kein ſterblich Aug’ und ungeuͤbter Mund Den Koͤniglichen Glantz der Zimmer kan beſchreiben; Ob in der Feder ſchon die Worte ſtecken bleiben/ So iſt doch Zweifels frey/ daß nie der Erden Rund Dergleichen je gehabt und hier der Wolluſt Graͤntzen/ Jn welcher weſentlich der Schoͤnheit Strahlen glaͤntzen. Das wolgebaute Schloß/ ſo gleich den Sternen ſtieg/ Ließ ſeine Majeſtaͤt weit in die Ferne ſchauen/ Kein Kuͤnſtler duͤrffte was in ſeltnen Marmel hauen/ Des Phrygers kluge Hand behielt allein den Sieg: Was Jupiter gethan/ was Semele begehret/ Das hat ſein Nadel-Stich in Perl und Gold gewehret. Die Waͤnde waren mit Rubinen außgeſetzt/ Und Saͤulen von Smaragd/ und Fenſter von Eryſtallen/ Die lieſſen doppelt Liecht in jedes Zimmer fallen; Hier war der Jaſpis nicht/ noch der Achat geſchaͤtzt/ Jn-

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/105>, abgerufen am 21.11.2024.