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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Und hundertfältig sich/ in ihrer Blätter Pracht/
Zeigt mit Verwunderung den Augen der Bekandten.
Der rühmet den Geruch/ und der der Farben Glantz
Und sagt die Rose dient zu einem Jungfer-Krantz.
Jch weiß Herr Bräutigam das mehr als alle Rosen
Und Blumen so uns je der Gärte Schoß gewehrt/
Er seinen liebsten Schatz und schöne Braut begehrt/
Der selbst die Gratien und Tugenden liebkosen.
Der Frühling ihrer Zeit trägt Blumen die stets blühn/
Und nicht so bald davon als unsre Rosen fliehn.
Wolan die Jugend ist ein Jahrmarckt süsser Liebe/
Es beut ihm seine Braut dergleichen Wahren an/
Die Persien nicht schickt noch Ormus lieffern kan.
Was Noth Herr Bräutigam daß er den Kauff verschiebe.
Wer hier bey zeiten nicht dergleichen Güter sucht/
Der findet denn zu spät die Schalen sonder Frucht.
Ein Frauenzimmer hegt noch mehr als eine Messe.
Sticht nicht der Augenlicht die Diamanten hin?
Die Zeuge mancher Art/ wie künstlich sie auch blühn/
Wie zierlich sie gedruckt die neuerfundne Presse/
Verlieren Farb und Glantz vor dieser Schönheit Schein/
Wo die Vollkommenheit wil Obermeister seyn.
Erblast der Atlas nicht vor einem rothen Munde?
Gleicht weisse Seide sich wol einer zarten Haut?
Und wer das Rosenfeld der schönen Wangen schaut
Wird sagen Sammet hat nicht solche Glut zum Grunde.
Es sey verwunderns werth/ was Morgenland uns webt/
Ein Bild verdient mehr Ruhm/ das sich bewegt und lebt.
Wolan/ so kauff er ein das beste von den Schätzen/
Die Venus siehet ihn Herr Bräutgam günstig an/
Der witzige Mercur/ der viel verkehren kan/
Verspricht ihm zum Gewinn/ Vergnügen und Ergetzen.
Es flicht die Einigkeit so ein gewünschtes Band/
Dergleichen ihm noch nie ein Marckt hat zugesand.
Was aber schöne Braut schlägt sie die Augen nieder?
Scheint ihr der Sonnen-Rad was langsamer zu gehn/
Weil Hoffen und Begier schon in Bereitschafft stehn/
Und Hymen sie gereitzt durch seine süsse Lieder/
Daß sie den Abend ihr hat vor den Tag erkiest/
Dieweil als wie bekandt die Nacht verschwiegen ist?
So
Hochzeit-Gedichte.
Und hundertfaͤltig ſich/ in ihrer Blaͤtter Pracht/
Zeigt mit Verwunderung den Augen der Bekandten.
Der ruͤhmet den Geruch/ und der der Farben Glantz
Und ſagt die Roſe dient zu einem Jungfer-Krantz.
Jch weiß Herr Braͤutigam das mehr als alle Roſen
Und Blumen ſo uns je der Gaͤrte Schoß gewehrt/
Er ſeinen liebſten Schatz und ſchoͤne Braut begehrt/
Der ſelbſt die Gratien und Tugenden liebkoſen.
Der Fruͤhling ihrer Zeit traͤgt Blumen die ſtets bluͤhn/
Und nicht ſo bald davon als unſre Roſen fliehn.
Wolan die Jugend iſt ein Jahrmarckt ſuͤſſer Liebe/
Es beut ihm ſeine Braut dergleichen Wahren an/
Die Perſien nicht ſchickt noch Ormus lieffern kan.
Was Noth Herr Braͤutigam daß er den Kauff verſchiebe.
Wer hier bey zeiten nicht dergleichen Guͤter ſucht/
Der findet denn zu ſpaͤt die Schalen ſonder Frucht.
Ein Frauenzimmer hegt noch mehr als eine Meſſe.
Sticht nicht der Augenlicht die Diamanten hin?
Die Zeuge mancher Art/ wie kuͤnſtlich ſie auch bluͤhn/
Wie zierlich ſie gedruckt die neuerfundne Preſſe/
Verlieren Farb und Glantz vor dieſer Schoͤnheit Schein/
Wo die Vollkommenheit wil Obermeiſter ſeyn.
Erblaſt der Atlas nicht vor einem rothen Munde?
Gleicht weiſſe Seide ſich wol einer zarten Haut?
Und wer das Roſenfeld der ſchoͤnen Wangen ſchaut
Wird ſagen Sammet hat nicht ſolche Glut zum Grunde.
Es ſey verwunderns werth/ was Morgenland uns webt/
Ein Bild verdient mehr Ruhm/ das ſich bewegt und lebt.
Wolan/ ſo kauff er ein das beſte von den Schaͤtzen/
Die Venus ſiehet ihn Herr Braͤutgam guͤnſtig an/
Der witzige Mercur/ der viel verkehren kan/
Verſpricht ihm zum Gewinn/ Vergnuͤgen und Ergetzen.
Es flicht die Einigkeit ſo ein gewuͤnſchtes Band/
Dergleichen ihm noch nie ein Marckt hat zugeſand.
Was aber ſchoͤne Braut ſchlaͤgt ſie die Augen nieder?
Scheint ihr der Sonnen-Rad was langſamer zu gehn/
Weil Hoffen und Begier ſchon in Bereitſchafft ſtehn/
Und Hymen ſie gereitzt durch ſeine ſuͤſſe Lieder/
Daß ſie den Abend ihr hat vor den Tag erkieſt/
Dieweil als wie bekandt die Nacht verſchwiegen iſt?
So
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[136/0210] Hochzeit-Gedichte. Und hundertfaͤltig ſich/ in ihrer Blaͤtter Pracht/ Zeigt mit Verwunderung den Augen der Bekandten. Der ruͤhmet den Geruch/ und der der Farben Glantz Und ſagt die Roſe dient zu einem Jungfer-Krantz. Jch weiß Herr Braͤutigam das mehr als alle Roſen Und Blumen ſo uns je der Gaͤrte Schoß gewehrt/ Er ſeinen liebſten Schatz und ſchoͤne Braut begehrt/ Der ſelbſt die Gratien und Tugenden liebkoſen. Der Fruͤhling ihrer Zeit traͤgt Blumen die ſtets bluͤhn/ Und nicht ſo bald davon als unſre Roſen fliehn. Wolan die Jugend iſt ein Jahrmarckt ſuͤſſer Liebe/ Es beut ihm ſeine Braut dergleichen Wahren an/ Die Perſien nicht ſchickt noch Ormus lieffern kan. Was Noth Herr Braͤutigam daß er den Kauff verſchiebe. Wer hier bey zeiten nicht dergleichen Guͤter ſucht/ Der findet denn zu ſpaͤt die Schalen ſonder Frucht. Ein Frauenzimmer hegt noch mehr als eine Meſſe. Sticht nicht der Augenlicht die Diamanten hin? Die Zeuge mancher Art/ wie kuͤnſtlich ſie auch bluͤhn/ Wie zierlich ſie gedruckt die neuerfundne Preſſe/ Verlieren Farb und Glantz vor dieſer Schoͤnheit Schein/ Wo die Vollkommenheit wil Obermeiſter ſeyn. Erblaſt der Atlas nicht vor einem rothen Munde? Gleicht weiſſe Seide ſich wol einer zarten Haut? Und wer das Roſenfeld der ſchoͤnen Wangen ſchaut Wird ſagen Sammet hat nicht ſolche Glut zum Grunde. Es ſey verwunderns werth/ was Morgenland uns webt/ Ein Bild verdient mehr Ruhm/ das ſich bewegt und lebt. Wolan/ ſo kauff er ein das beſte von den Schaͤtzen/ Die Venus ſiehet ihn Herr Braͤutgam guͤnſtig an/ Der witzige Mercur/ der viel verkehren kan/ Verſpricht ihm zum Gewinn/ Vergnuͤgen und Ergetzen. Es flicht die Einigkeit ſo ein gewuͤnſchtes Band/ Dergleichen ihm noch nie ein Marckt hat zugeſand. Was aber ſchoͤne Braut ſchlaͤgt ſie die Augen nieder? Scheint ihr der Sonnen-Rad was langſamer zu gehn/ Weil Hoffen und Begier ſchon in Bereitſchafft ſtehn/ Und Hymen ſie gereitzt durch ſeine ſuͤſſe Lieder/ Daß ſie den Abend ihr hat vor den Tag erkieſt/ Dieweil als wie bekandt die Nacht verſchwiegen iſt? So

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/210>, abgerufen am 21.11.2024.