Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. So gehe sie nun hin aus ihrer Eltern Armen/Es folge Glück und Heil ihr auf der Fersen nach/ Getreue Lieb und Gunst stehn umb das Schlaffgemach/ Und der Cupido will bey euer Lust erwarmen/ Und dieser neue Stand den ihr itzt schreitet ein/ Der müsse fort für fort ein trächtig Sommer styn. Pflantzt Blumen süsser Lust in eurem neuen Stande/ Darob der Eltern Hertz und Auge sich erfreut: Die Nahrung geh nach Wunsch/ lebt in Zufridenheit/ Jn eurer neuen Eh/ wie im gelobten Lande. Damit ihr/ wenn das Jahr hat seinen Lauff verkehrt/ Von euer Fruchtbarkeit die Erstlinge gewehrt. Auf Hn. F. C. P. in K. u. J. A. E. K. Hochzeit/ WEg mit der Einsamkeit/ was soll der leere Stand?den 9. Julii 1680. Kein Mensch lebt auf der Welt/ der sich kan selber lieben. Es ist das Weib erbaut aus einer Seiten-Rieben/ Die Adam/ wie er nur erwachte/ fertig fand. Diß war sein erster Schatz/ an dem er sich ergetzte/ Die er ein Paradis im Paradise schätzte. Er sah verwundernde der Augen Sternen an/ Die Lichter konten ihn mehr als die Fackeln blenden/ So uns bey stiller Nacht der Monden pflegt zu senden/ Wenn er sein güldnes Heer führt auf die blaue Bahn. Die Strahlen zogen ihn/ die Blicke wurden Blitze/ Und er empfand bey sich ein' ungemeine Hitze. Ob schon die gantze Welt zu seinen Füssen lag/ Und Flora unter ihm den schönsten Teppicht machte/ Das Feld grün/ wie Smaragd/ der Wald von Anmuth lachte/ Der Sonnen güldnes Rad verlängerte den Tag/ Die Lufft wie Demant hell/ die Brunnen wie Crystallen/ Mit welchem sich vermischt der Thon der Nachtigallen. So rührt ihn doch nicht so das grosse Kunst-Gebäu/ Als ihn die Lilien auf der Geliebten Wangen/ So sind die Rosen nie im Frühling aufgegangen/ Mit solchen Blumen prangt nicht der besternte May/ Als seiner Eva Mund/ der/ wenn er sich nur regte/ Den Zunder größrer Glut in feine Seele legte. Er J i 5
Hochzeit-Gedichte. So gehe ſie nun hin aus ihrer Eltern Armen/Es folge Gluͤck und Heil ihr auf der Ferſen nach/ Getreue Lieb und Gunſt ſtehn umb das Schlaffgemach/ Und der Cupido will bey euer Luſt erwarmen/ Und dieſer neue Stand den ihr itzt ſchreitet ein/ Der muͤſſe fort fuͤr fort ein traͤchtig Sommer ſtyn. Pflantzt Blumen ſuͤſſer Luſt in eurem neuen Stande/ Darob der Eltern Hertz und Auge ſich erfreut: Die Nahrung geh nach Wunſch/ lebt in Zufridenheit/ Jn eurer neuen Eh/ wie im gelobten Lande. Damit ihr/ wenn das Jahr hat ſeinen Lauff verkehrt/ Von euer Fruchtbarkeit die Erſtlinge gewehrt. Auf Hn. F. C. P. in K. u. J. A. E. K. Hochzeit/ WEg mit der Einſamkeit/ was ſoll der leere Stand?den 9. Julii 1680. Kein Menſch lebt auf der Welt/ der ſich kan ſelber lieben. Es iſt das Weib erbaut aus einer Seiten-Rieben/ Die Adam/ wie er nur erwachte/ fertig fand. Diß war ſein erſter Schatz/ an dem er ſich ergetzte/ Die er ein Paradis im Paradiſe ſchaͤtzte. Er ſah verwundernde der Augen Sternen an/ Die Lichter konten ihn mehr als die Fackeln blenden/ So uns bey ſtiller Nacht der Monden pflegt zu ſenden/ Wenn er ſein guͤldnes Heer fuͤhrt auf die blaue Bahn. Die Strahlen zogen ihn/ die Blicke wurden Blitze/ Und er empfand bey ſich ein’ ungemeine Hitze. Ob ſchon die gantze Welt zu ſeinen Fuͤſſen lag/ Und Flora unter ihm den ſchoͤnſten Teppicht machte/ Das Feld gruͤn/ wie Smaragd/ der Wald von Anmuth lachte/ Der Sonnen guͤldnes Rad verlaͤngerte den Tag/ Die Lufft wie Demant hell/ die Brunnen wie Cryſtallen/ Mit welchem ſich vermiſcht der Thon der Nachtigallen. So ruͤhrt ihn doch nicht ſo das groſſe Kunſt-Gebaͤu/ Als ihn die Lilien auf der Geliebten Wangen/ So ſind die Roſen nie im Fruͤhling aufgegangen/ Mit ſolchen Blumen prangt nicht der beſternte May/ Als ſeiner Eva Mund/ der/ wenn er ſich nur regte/ Den Zunder groͤßrer Glut in feine Seele legte. Er J i 5
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Hochzeit-Gedichte.
So gehe ſie nun hin aus ihrer Eltern Armen/
Es folge Gluͤck und Heil ihr auf der Ferſen nach/
Getreue Lieb und Gunſt ſtehn umb das Schlaffgemach/
Und der Cupido will bey euer Luſt erwarmen/
Und dieſer neue Stand den ihr itzt ſchreitet ein/
Der muͤſſe fort fuͤr fort ein traͤchtig Sommer ſtyn.
Pflantzt Blumen ſuͤſſer Luſt in eurem neuen Stande/
Darob der Eltern Hertz und Auge ſich erfreut:
Die Nahrung geh nach Wunſch/ lebt in Zufridenheit/
Jn eurer neuen Eh/ wie im gelobten Lande.
Damit ihr/ wenn das Jahr hat ſeinen Lauff verkehrt/
Von euer Fruchtbarkeit die Erſtlinge gewehrt.
Auf Hn. F. C. P. in K. u. J. A. E. K. Hochzeit/
den 9. Julii 1680.
WEg mit der Einſamkeit/ was ſoll der leere Stand?
Kein Menſch lebt auf der Welt/ der ſich kan ſelber lieben.
Es iſt das Weib erbaut aus einer Seiten-Rieben/
Die Adam/ wie er nur erwachte/ fertig fand.
Diß war ſein erſter Schatz/ an dem er ſich ergetzte/
Die er ein Paradis im Paradiſe ſchaͤtzte.
Er ſah verwundernde der Augen Sternen an/
Die Lichter konten ihn mehr als die Fackeln blenden/
So uns bey ſtiller Nacht der Monden pflegt zu ſenden/
Wenn er ſein guͤldnes Heer fuͤhrt auf die blaue Bahn.
Die Strahlen zogen ihn/ die Blicke wurden Blitze/
Und er empfand bey ſich ein’ ungemeine Hitze.
Ob ſchon die gantze Welt zu ſeinen Fuͤſſen lag/
Und Flora unter ihm den ſchoͤnſten Teppicht machte/
Das Feld gruͤn/ wie Smaragd/ der Wald von Anmuth lachte/
Der Sonnen guͤldnes Rad verlaͤngerte den Tag/
Die Lufft wie Demant hell/ die Brunnen wie Cryſtallen/
Mit welchem ſich vermiſcht der Thon der Nachtigallen.
So ruͤhrt ihn doch nicht ſo das groſſe Kunſt-Gebaͤu/
Als ihn die Lilien auf der Geliebten Wangen/
So ſind die Roſen nie im Fruͤhling aufgegangen/
Mit ſolchen Blumen prangt nicht der beſternte May/
Als ſeiner Eva Mund/ der/ wenn er ſich nur regte/
Den Zunder groͤßrer Glut in feine Seele legte.
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