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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Es darff kein Sonnen-Strahl in ihre Spiegel fallen/
Sie haben an sich selbst ein ewig Licht und Schein.
Der Leib des Chalcedons/ das Fleisch der Carniolen/
Jst von der Rahmen Rand als schlechter Zeug zu holen.
Die Tische sind klamm Gold/ darein des Künstlers Hand
Geschichte jener Zeit und der Verliebten Träume
Vortreflich hat geprägt; wie theils verkehrt in Bäume/
Theils Blumen worden sind durch den so süssen Brand.
Narcissens Schönheit schmiltzt in einem klaren Bronnen/
Und Clytie buhlt noch mit ihrem Mann/ der Sonnen.
Kurtz/ diese Taffeln stehn mit Uberfluß gedeckt.
Der güldne Reben-Safft springt in den blancken Sch alen.
Die Götter schmecken nicht auf ihren Freuden-Mahlen
So angenehme Kost/ so herrliches Confect.
Siren und Nachtigall und auch der Orpheus weichen/
Wenn hierdas Ohre hörtViol de gammen streichen.
Es wohnt nur Schertz und Spiel in diesem schönen Saal.
Die Wollust hellt hier Hauß und geht auch hier zu Bette.
Die Zwitracht ist verbannt/ der Zorn ligt an der Kette/
Und stete Wonne dämpfft der Sorgen bleiche Qual.
Ein Kuß/ ein keuscher Blick und Hertzverbindlich lachen/
Muß da den Friedensbund vereinter Seelen machen.
Jn diese Wonnen-Burg fehlt niemand nicht als du/
O Mutter aller Lust/ der tausend Hertzen brennen/
Die dich Vermehrerin deß Erden-Kreisses nennen.
Komm Liebes-Königin und nimm hier deine Ruh;
Es sind schon angespannt die Tauben und die Schwanen/
Der Perlne Wagen ist besteckt mit Sieges-Fahnen.
Der Venus Außfarth war von grosser Herrligkeit.
Gleich wie Diana kömmt in Silber-weissen Wangen/
Mit einem Sternen-Heer bey brauner Nacht gegangen/
So zog ihr Nymfen-Volck/ das Blumen umb sich streut/
Und Freuden-Lieder singt/ biß daß sie eingezogen/
Die Wonne dieser Burg/ des Schlosses Pracht erwogen.
Cupido lieff bemüht/ nackt sonder einen Pfeil/
Die Seelen Herrscherin demüthig zu bedienen.
Ob schon die Gratien und Nymfen all' erschienen/
So sprach er; meiner Burg ist doch das gröste Heil
Auff diesen Tag geschehn/ itzt blühet mein Gelücke/
Ach daß die Mutter sich doch bey dem Sohn er quicke.
Als
Hochzeit-Gedichte.
Es darff kein Sonnen-Strahl in ihre Spiegel fallen/
Sie haben an ſich ſelbſt ein ewig Licht und Schein.
Der Leib des Chalcedons/ das Fleiſch der Carniolen/
Jſt von der Rahmen Rand als ſchlechter Zeug zu holen.
Die Tiſche ſind klamm Gold/ darein des Kuͤnſtlers Hand
Geſchichte jener Zeit und der Verliebten Traͤume
Vortreflich hat gepraͤgt; wie theils verkehrt in Baͤume/
Theils Blumen worden ſind durch den ſo ſuͤſſen Brand.
Narciſſens Schoͤnheit ſchmiltzt in einem klaren Bronnen/
Und Clytie buhlt noch mit ihrem Mann/ der Sonnen.
Kurtz/ dieſe Taffeln ſtehn mit Uberfluß gedeckt.
Der guͤldne Reben-Safft ſpringt in den blancken Sch alen.
Die Goͤtter ſchmecken nicht auf ihren Freuden-Mahlen
So angenehme Koſt/ ſo herꝛliches Confect.
Siren und Nachtigall und auch der Orpheus weichen/
Wenn hierdas Ohre hoͤrtViol de gammen ſtreichen.
Es wohnt nur Schertz und Spiel in dieſem ſchoͤnen Saal.
Die Wolluſt hellt hier Hauß und geht auch hier zu Bette.
Die Zwitracht iſt verbannt/ der Zorn ligt an der Kette/
Und ſtete Wonne daͤmpfft der Sorgen bleiche Qual.
Ein Kuß/ ein keuſcher Blick und Hertzverbindlich lachen/
Muß da den Friedensbund vereinter Seelen machen.
Jn dieſe Wonnen-Burg fehlt niemand nicht als du/
O Mutter aller Luſt/ der tauſend Hertzen brennen/
Die dich Vermehrerin deß Erden-Kreiſſes nennen.
Komm Liebes-Koͤnigin und nimm hier deine Ruh;
Es ſind ſchon angeſpannt die Tauben und die Schwanen/
Der Perlne Wagen iſt beſteckt mit Sieges-Fahnen.
Der Venus Außfarth war von groſſer Herꝛligkeit.
Gleich wie Diana koͤmmt in Silber-weiſſen Wangen/
Mit einem Sternen-Heer bey brauner Nacht gegangen/
So zog ihr Nymfen-Volck/ das Blumen umb ſich ſtreut/
Und Freuden-Lieder ſingt/ biß daß ſie eingezogen/
Die Wonne dieſer Burg/ des Schloſſes Pracht erwogen.
Cupido lieff bemuͤht/ nackt ſonder einen Pfeil/
Die Seelen Herꝛſcherin demuͤthig zu bedienen.
Ob ſchon die Gratien und Nymfen all’ erſchienen/
So ſprach er; meiner Burg iſt doch das groͤſte Heil
Auff dieſen Tag geſchehn/ itzt bluͤhet mein Geluͤcke/
Ach daß die Mutter ſich doch bey dem Sohn er quicke.
Als
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[141/0215] Hochzeit-Gedichte. Es darff kein Sonnen-Strahl in ihre Spiegel fallen/ Sie haben an ſich ſelbſt ein ewig Licht und Schein. Der Leib des Chalcedons/ das Fleiſch der Carniolen/ Jſt von der Rahmen Rand als ſchlechter Zeug zu holen. Die Tiſche ſind klamm Gold/ darein des Kuͤnſtlers Hand Geſchichte jener Zeit und der Verliebten Traͤume Vortreflich hat gepraͤgt; wie theils verkehrt in Baͤume/ Theils Blumen worden ſind durch den ſo ſuͤſſen Brand. Narciſſens Schoͤnheit ſchmiltzt in einem klaren Bronnen/ Und Clytie buhlt noch mit ihrem Mann/ der Sonnen. Kurtz/ dieſe Taffeln ſtehn mit Uberfluß gedeckt. Der guͤldne Reben-Safft ſpringt in den blancken Sch alen. Die Goͤtter ſchmecken nicht auf ihren Freuden-Mahlen So angenehme Koſt/ ſo herꝛliches Confect. Siren und Nachtigall und auch der Orpheus weichen/ Wenn hierdas Ohre hoͤrtViol de gammen ſtreichen. Es wohnt nur Schertz und Spiel in dieſem ſchoͤnen Saal. Die Wolluſt hellt hier Hauß und geht auch hier zu Bette. Die Zwitracht iſt verbannt/ der Zorn ligt an der Kette/ Und ſtete Wonne daͤmpfft der Sorgen bleiche Qual. Ein Kuß/ ein keuſcher Blick und Hertzverbindlich lachen/ Muß da den Friedensbund vereinter Seelen machen. Jn dieſe Wonnen-Burg fehlt niemand nicht als du/ O Mutter aller Luſt/ der tauſend Hertzen brennen/ Die dich Vermehrerin deß Erden-Kreiſſes nennen. Komm Liebes-Koͤnigin und nimm hier deine Ruh; Es ſind ſchon angeſpannt die Tauben und die Schwanen/ Der Perlne Wagen iſt beſteckt mit Sieges-Fahnen. Der Venus Außfarth war von groſſer Herꝛligkeit. Gleich wie Diana koͤmmt in Silber-weiſſen Wangen/ Mit einem Sternen-Heer bey brauner Nacht gegangen/ So zog ihr Nymfen-Volck/ das Blumen umb ſich ſtreut/ Und Freuden-Lieder ſingt/ biß daß ſie eingezogen/ Die Wonne dieſer Burg/ des Schloſſes Pracht erwogen. Cupido lieff bemuͤht/ nackt ſonder einen Pfeil/ Die Seelen Herꝛſcherin demuͤthig zu bedienen. Ob ſchon die Gratien und Nymfen all’ erſchienen/ So ſprach er; meiner Burg iſt doch das groͤſte Heil Auff dieſen Tag geſchehn/ itzt bluͤhet mein Geluͤcke/ Ach daß die Mutter ſich doch bey dem Sohn er quicke. Als

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/215>, abgerufen am 24.11.2024.