Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Und wie Adonis pflag der Venus liebzukosen/So geb' er seiner Braut durch einen heissen Kuß Zu wissen/ wie sie sey ein Paradis-Gerüchte/ Das künfftig bringen wird die angenehmsten Früchte. Die Wonneburg der Liebe/ ES stieg die Venus gleich aus ihrem Schwanen-Bette/Auf Hn. C. W. u. J. H. C. V. Hochzeit/ den 3. Septembr. 1680. Und hüllt' in zarten Flor den Schnee der Glieder ein/ Jn dem die Gratien umb sie geschäfftig seyn/ Und ihre treue Dienst erweisen in die Wette. Die flichtet Perl und Gold in die gerollten Haare/ Ein andre ziert die Brust mit der Eder Wahre. Sie schien nun satt geschmückt das Engel-gleiche Weib/ Als/ wie der schnelle Blitz und wie der Parther Pfeile/ Cupido zu ihr rennt; Rufft/ Mutter/ auf und eile Wo mich getragen hat dein Lilgen-reicher Leib/ Und wo du Mutter bist/ so komm' und laß dich leiten/ Jn eine Burg voll Wonn' ein Schloß der Fröligkeiten. Jch habe selbst darzu den Grundstein erst gelegt/ Der Meßstab/ den du sihst/ hat alles abgemessen/ Jedweder Balcken ist gezimmert von Cypressen/ Und thenrem Cedern-Holtz/ das Libanon sonst trägt/ Das Pflaster ist gemacht von Jaspis und Achaten/ Und Rosen drein gesetzt von brennenden Granaten. Den Eingang ziert ein Thor von klarem Helffenbein/ Der Hof grünt von Smaragd und blüht von Amethisten/ Es muß der Hyacinth sich an den Mauren brüsten. Die Wände putzt nicht nur ein seltner Marmelstein/ Sardonich und Topaß vermischen sich Ophiten/ Es blutet der Rubin bey grünen Chrysoliten. Die Seulen sind Berill/ mit denen der Saffir/ Vermählet seine Pracht/ und die gewelbte Decke/ Beschämt den Himmel fast; das Blut der Purpur-Schnecke/ Und was vor Schmeltzwerck mehr erhebt der Muscheln Zier/ Ja Farben auf sie mahlt die über Pinsel-Striche/ Sind würdig daß man sie mit diesem Glantz vergliche. Jedweder Zimmer prangt mit seinem edlen Stein/ Die Fenster sind erleucht von Demant und Chrystallen/ Es
Hochzeit-Gedichte. Und wie Adonis pflag der Venus liebzukoſen/So geb’ er ſeiner Braut durch einen heiſſen Kuß Zu wiſſen/ wie ſie ſey ein Paradis-Geruͤchte/ Das kuͤnfftig bringen wird die angenehmſten Fruͤchte. Die Wonneburg der Liebe/ ES ſtieg die Venus gleich aus ihrem Schwanen-Bette/Auf Hn. C. W. u. J. H. C. V. Hochzeit/ den 3. Septembr. 1680. Und huͤllt’ in zarten Flor den Schnee der Glieder ein/ Jn dem die Gratien umb ſie geſchaͤfftig ſeyn/ Und ihre treue Dienſt erweiſen in die Wette. Die flichtet Perl und Gold in die gerollten Haare/ Ein andre ziert die Bruſt mit der Eder Wahre. Sie ſchien nun ſatt geſchmuͤckt das Engel-gleiche Weib/ Als/ wie der ſchnelle Blitz und wie der Parther Pfeile/ Cupido zu ihr rennt; Rufft/ Mutter/ auf und eile Wo mich getragen hat dein Lilgen-reicher Leib/ Und wo du Mutter biſt/ ſo komm’ und laß dich leiten/ Jn eine Burg voll Wonn’ ein Schloß der Froͤligkeiten. Jch habe ſelbſt darzu den Grundſtein erſt gelegt/ Der Meßſtab/ den du ſihſt/ hat alles abgemeſſen/ Jedweder Balcken iſt gezimmert von Cypreſſen/ Und thenrem Cedern-Holtz/ das Libanon ſonſt traͤgt/ Das Pflaſter iſt gemacht von Jaſpis und Achaten/ Und Roſen drein geſetzt von brennenden Granaten. Den Eingang ziert ein Thor von klarem Helffenbein/ Der Hof gruͤnt von Smaragd und bluͤht von Amethiſten/ Es muß der Hyacinth ſich an den Mauren bruͤſten. Die Waͤnde putzt nicht nur ein ſeltner Marmelſtein/ Sardonich und Topaß vermiſchen ſich Ophiten/ Es blutet der Rubin bey gruͤnen Chryſoliten. Die Seulen ſind Berill/ mit denen der Saffir/ Vermaͤhlet ſeine Pracht/ und die gewelbte Decke/ Beſchaͤmt den Himmel faſt; das Blut der Purpur-Schnecke/ Und was vor Schmeltzwerck mehr erhebt der Muſcheln Zier/ Ja Farben auf ſie mahlt die uͤber Pinſel-Striche/ Sind wuͤrdig daß man ſie mit dieſem Glantz vergliche. Jedweder Zimmer prangt mit ſeinem edlen Stein/ Die Fenſter ſind erleucht von Demant und Chryſtallen/ Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0214" n="140"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Und wie Adonis pflag der Venus liebzukoſen/</l><lb/> <l>So geb’ er ſeiner <hi rendition="#fr">Braut</hi> durch einen heiſſen Kuß</l><lb/> <l>Zu wiſſen/ wie ſie ſey ein Paradis-Geruͤchte/</l><lb/> <l>Das kuͤnfftig bringen wird die angenehmſten Fruͤchte.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c">Die Wonneburg der Liebe/<lb/><hi rendition="#fr">Auf Hn. C. W. u. J. H. C. V. Hochzeit/</hi><lb/> den 3. Septembr. 1680.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">E</hi>S ſtieg die Venus gleich aus ihrem Schwanen-Bette/</l><lb/> <l>Und huͤllt’ in zarten Flor den Schnee der Glieder ein/</l><lb/> <l>Jn dem die Gratien umb ſie geſchaͤfftig ſeyn/</l><lb/> <l>Und ihre treue Dienſt erweiſen in die Wette.</l><lb/> <l>Die flichtet Perl und Gold in die gerollten Haare/</l><lb/> <l>Ein andre ziert die Bruſt mit der Eder Wahre.</l><lb/> <l>Sie ſchien nun ſatt geſchmuͤckt das Engel-gleiche Weib/</l><lb/> <l>Als/ wie der ſchnelle Blitz und wie der Parther Pfeile/</l><lb/> <l>Cupido zu ihr rennt; Rufft/ Mutter/ auf und eile</l><lb/> <l>Wo mich getragen hat dein Lilgen-reicher Leib/</l><lb/> <l>Und wo du Mutter biſt/ ſo komm’ und laß dich leiten/</l><lb/> <l>Jn eine <hi rendition="#fr">Burg</hi> voll <hi rendition="#fr">Wonn’</hi> ein Schloß der Froͤligkeiten.</l><lb/> <l>Jch habe ſelbſt darzu den Grundſtein erſt gelegt/</l><lb/> <l>Der Meßſtab/ den du ſihſt/ hat alles abgemeſſen/</l><lb/> <l>Jedweder Balcken iſt gezimmert von Cypreſſen/</l><lb/> <l>Und thenrem Cedern-Holtz/ das Libanon ſonſt traͤgt/</l><lb/> <l>Das Pflaſter iſt gemacht von Jaſpis und Achaten/</l><lb/> <l>Und Roſen drein geſetzt von brennenden Granaten.</l><lb/> <l>Den Eingang ziert ein Thor von klarem Helffenbein/</l><lb/> <l>Der Hof gruͤnt von Smaragd und bluͤht von Amethiſten/</l><lb/> <l>Es muß der Hyacinth ſich an den Mauren bruͤſten.</l><lb/> <l>Die Waͤnde putzt nicht nur ein ſeltner Marmelſtein/</l><lb/> <l>Sardonich und Topaß vermiſchen ſich Ophiten/</l><lb/> <l>Es blutet der Rubin bey gruͤnen Chryſoliten.</l><lb/> <l>Die Seulen ſind Berill/ mit denen der Saffir/</l><lb/> <l>Vermaͤhlet ſeine Pracht/ und die gewelbte Decke/</l><lb/> <l>Beſchaͤmt den Himmel faſt; das Blut der Purpur-Schnecke/</l><lb/> <l>Und was vor Schmeltzwerck mehr erhebt der Muſcheln Zier/</l><lb/> <l>Ja Farben auf ſie mahlt die uͤber Pinſel-Striche/</l><lb/> <l>Sind wuͤrdig daß man ſie mit dieſem Glantz vergliche.</l><lb/> <l>Jedweder Zimmer prangt mit ſeinem edlen Stein/</l><lb/> <l>Die Fenſter ſind erleucht von Demant und Chryſtallen/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [140/0214]
Hochzeit-Gedichte.
Und wie Adonis pflag der Venus liebzukoſen/
So geb’ er ſeiner Braut durch einen heiſſen Kuß
Zu wiſſen/ wie ſie ſey ein Paradis-Geruͤchte/
Das kuͤnfftig bringen wird die angenehmſten Fruͤchte.
Die Wonneburg der Liebe/
Auf Hn. C. W. u. J. H. C. V. Hochzeit/
den 3. Septembr. 1680.
ES ſtieg die Venus gleich aus ihrem Schwanen-Bette/
Und huͤllt’ in zarten Flor den Schnee der Glieder ein/
Jn dem die Gratien umb ſie geſchaͤfftig ſeyn/
Und ihre treue Dienſt erweiſen in die Wette.
Die flichtet Perl und Gold in die gerollten Haare/
Ein andre ziert die Bruſt mit der Eder Wahre.
Sie ſchien nun ſatt geſchmuͤckt das Engel-gleiche Weib/
Als/ wie der ſchnelle Blitz und wie der Parther Pfeile/
Cupido zu ihr rennt; Rufft/ Mutter/ auf und eile
Wo mich getragen hat dein Lilgen-reicher Leib/
Und wo du Mutter biſt/ ſo komm’ und laß dich leiten/
Jn eine Burg voll Wonn’ ein Schloß der Froͤligkeiten.
Jch habe ſelbſt darzu den Grundſtein erſt gelegt/
Der Meßſtab/ den du ſihſt/ hat alles abgemeſſen/
Jedweder Balcken iſt gezimmert von Cypreſſen/
Und thenrem Cedern-Holtz/ das Libanon ſonſt traͤgt/
Das Pflaſter iſt gemacht von Jaſpis und Achaten/
Und Roſen drein geſetzt von brennenden Granaten.
Den Eingang ziert ein Thor von klarem Helffenbein/
Der Hof gruͤnt von Smaragd und bluͤht von Amethiſten/
Es muß der Hyacinth ſich an den Mauren bruͤſten.
Die Waͤnde putzt nicht nur ein ſeltner Marmelſtein/
Sardonich und Topaß vermiſchen ſich Ophiten/
Es blutet der Rubin bey gruͤnen Chryſoliten.
Die Seulen ſind Berill/ mit denen der Saffir/
Vermaͤhlet ſeine Pracht/ und die gewelbte Decke/
Beſchaͤmt den Himmel faſt; das Blut der Purpur-Schnecke/
Und was vor Schmeltzwerck mehr erhebt der Muſcheln Zier/
Ja Farben auf ſie mahlt die uͤber Pinſel-Striche/
Sind wuͤrdig daß man ſie mit dieſem Glantz vergliche.
Jedweder Zimmer prangt mit ſeinem edlen Stein/
Die Fenſter ſind erleucht von Demant und Chryſtallen/
Es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |