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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
9.
Verblichnes Kind/ du reine Seele/
Verbirg dich in dein Schlaf-Gemach!
Und ruh' in deines Grabes-Höle!
Das Unglück so uns folget nach/
Das wird dich weiter nicht berühren/
Die Schädel-stäte sind befreyt/
Denn JEsus wolte da vollführen
Das Werck der hohen Seeligkeit.
10.
Betrübtste Eltern/ die versencket
Jetzt in die tieffste Wehmuth seyn/
Bevorauß/ wenn ihr Hertz bedencket/
Wie sie die Dritte büssen ein
Von ihren hochgeliebten Töchtern/
Sie gönnen dieser auch die Ruh;
Jndem sie Engel hat zu Wächtern/
Und GOttes Finger deckt sie zu.
11.
Jch mag nicht von Parnassus Höhen
Und Pindus-Hügeln Blumen streun.
Man lasse hin die Heyden gehen/
Uns Christen kan es mehr erfreun/
Wenn zu der heil' gen Schädel-stäte
Wir in entflammter Andacht ziehn/
Und als auff einem Blumen-Bette
Noch unsre Lilge sehen blühn.
12.
Sie blüht den Blumen beygesetzet/
So aus dem Garten eurer Eh'
Zu Himmels-Blumen werth geschätzet
Der Herrscher der gestirnten Höh'.
Sie ist verschwestert mit den Engeln/
Und küsset jetzt das Heil der Welt.
Glückseelge Lilge die von Stengeln
Jn einen solchen Reiffthum fällt.
Stepha-
N n n 3
Leichen-Gedichte.
9.
Verblichnes Kind/ du reine Seele/
Verbirg dich in dein Schlaf-Gemach!
Und ruh’ in deines Grabes-Hoͤle!
Das Ungluͤck ſo uns folget nach/
Das wird dich weiter nicht beruͤhren/
Die Schaͤdel-ſtaͤte ſind befreyt/
Denn JEſus wolte da vollfuͤhren
Das Werck der hohen Seeligkeit.
10.
Betruͤbtſte Eltern/ die verſencket
Jetzt in die tieffſte Wehmuth ſeyn/
Bevorauß/ wenn ihr Hertz bedencket/
Wie ſie die Dritte buͤſſen ein
Von ihren hochgeliebten Toͤchtern/
Sie goͤnnen dieſer auch die Ruh;
Jndem ſie Engel hat zu Waͤchtern/
Und GOttes Finger deckt ſie zu.
11.
Jch mag nicht von Parnaſſus Hoͤhen
Und Pindus-Huͤgeln Blumen ſtreun.
Man laſſe hin die Heyden gehen/
Uns Chriſten kan es mehr erfreun/
Wenn zu der heil’ gen Schaͤdel-ſtaͤte
Wir in entflammter Andacht ziehn/
Und als auff einem Blumen-Bette
Noch unſre Lilge ſehen bluͤhn.
12.
Sie bluͤht den Blumen beygeſetzet/
So aus dem Garten eurer Eh’
Zu Himmels-Blumen werth geſchaͤtzet
Der Herrſcher der geſtirnten Hoͤh’.
Sie iſt verſchweſtert mit den Engeln/
Und kuͤſſet jetzt das Heil der Welt.
Gluͤckſeelge Lilge die von Stengeln
Jn einen ſolchen Reiffthum faͤllt.
Stepha-
N n n 3
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[197/0429] Leichen-Gedichte. 9. Verblichnes Kind/ du reine Seele/ Verbirg dich in dein Schlaf-Gemach! Und ruh’ in deines Grabes-Hoͤle! Das Ungluͤck ſo uns folget nach/ Das wird dich weiter nicht beruͤhren/ Die Schaͤdel-ſtaͤte ſind befreyt/ Denn JEſus wolte da vollfuͤhren Das Werck der hohen Seeligkeit. 10. Betruͤbtſte Eltern/ die verſencket Jetzt in die tieffſte Wehmuth ſeyn/ Bevorauß/ wenn ihr Hertz bedencket/ Wie ſie die Dritte buͤſſen ein Von ihren hochgeliebten Toͤchtern/ Sie goͤnnen dieſer auch die Ruh; Jndem ſie Engel hat zu Waͤchtern/ Und GOttes Finger deckt ſie zu. 11. Jch mag nicht von Parnaſſus Hoͤhen Und Pindus-Huͤgeln Blumen ſtreun. Man laſſe hin die Heyden gehen/ Uns Chriſten kan es mehr erfreun/ Wenn zu der heil’ gen Schaͤdel-ſtaͤte Wir in entflammter Andacht ziehn/ Und als auff einem Blumen-Bette Noch unſre Lilge ſehen bluͤhn. 12. Sie bluͤht den Blumen beygeſetzet/ So aus dem Garten eurer Eh’ Zu Himmels-Blumen werth geſchaͤtzet Der Herrſcher der geſtirnten Hoͤh’. Sie iſt verſchweſtert mit den Engeln/ Und kuͤſſet jetzt das Heil der Welt. Gluͤckſeelge Lilge die von Stengeln Jn einen ſolchen Reiffthum faͤllt. Stepha- N n n 3

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/429>, abgerufen am 25.11.2024.