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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Glückwünschungs-Gedichte.
Als Tit.
Herr Georg Schöbel in die Hochlöbl. Frucht-
bringende Gesellschafft unter dem Titel des Himm-
lisch-gesinnten Anno 1669. auffgenom-
men wurde.
DAß eine Blumen-Uhr der Kircher hat erfunden/
Jst der gelehrten Welt aus seinen Schrifften
kund;

Der Sonnen-Wende Blat entdecket Zeit und Stunden/
So bald der Sonnen-Glantz bestralt der Erden Rund.
Mein Schöbel/ daß dein Geist der Sonnen-Wende gleichet
Und nach dem Himmel stets der Sinnen Blätter lenckt/
Und daß gleich einer Uhr den Mittag du erreichet/
Den Mittag höchster Zier mit Ruhm und Pracht umschrenckt/
Jst wurdig/ daß es auch die Nachwelt möge wissen/
Und daß es in dem Buch der Ewigkeiten steh'.
Wenn hohe Seelen als ein wahres Mitglied küssen/
Der hat sich schon vermählt den Sternen in der Höh'.
Jch zweiffle nicht daran/ daß sich die Edle Palmen
Mit Lorbern untermengt bemühn umb einen Krantz/
Den nicht die Tyranney der Zeiten kan zermalmen/
Und der bey Frost und Glut nie ändert seinen Glantz.
Mich dünckt/ ich höre schon der Schwanen süsse Lieder/
Wie jede Nachtigal der Musen zierlich singt/
Und wie der Nachruhm sie auff güldenem Gefüder
Dir/ werther Musen-Freund/ als ein Geschencke bringt.
Soll ich allein durchsteint und kalter Marmel bleiben?
Erhitzet keine Glut der Dichter meine Brust?
Jch muß es zwar gestehn/ daß offt und viele Schreiben
Macht zu den Reimen mir mehr Eckel als wol Lust:
Und was mich reitzen kan/ sind himmlische Gedancken/
Jn welche sich dein Geist so fest verwickelt hat/
Mein Freund/ daß du verläst der Erden enge Schrancken/
Und in Betrachtung dich deß Himmels machest satt.
Laß uns das grosse Nichts die gantze Welt durchreisen/
Laß uns ins Alterthum verfloßner Jahre gehn/
Was uns der Grieche da/ dort wird der Römer weisen
An Arbeit/ Kunst und Witz/ wie lange kont es stehn?
Vermag
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
Als Tit.
Herr Georg Schoͤbel in die Hochloͤbl. Frucht-
bringende Geſellſchafft unter dem Titel des Himm-
liſch-geſinnten Anno 1669. auffgenom-
men wurde.
DAß eine Blumen-Uhr der Kircher hat erfunden/
Jſt der gelehrten Welt aus ſeinen Schrifften
kund;

Der Sonnen-Wende Blat entdecket Zeit und Stunden/
So bald der Sonnen-Glantz beſtralt der Erden Rund.
Mein Schoͤbel/ daß dein Geiſt der Sonnen-Wende gleichet
Und nach dem Himmel ſtets der Sinnen Blaͤtter lenckt/
Und daß gleich einer Uhr den Mittag du erreichet/
Den Mittag hoͤchſter Zier mit Ruhm uñ Pracht umſchrenckt/
Jſt wurdig/ daß es auch die Nachwelt moͤge wiſſen/
Und daß es in dem Buch der Ewigkeiten ſteh’.
Wenn hohe Seelen als ein wahres Mitglied kuͤſſen/
Der hat ſich ſchon vermaͤhlt den Sternen in der Hoͤh’.
Jch zweiffle nicht daran/ daß ſich die Edle Palmen
Mit Lorbern untermengt bemuͤhn umb einen Krantz/
Den nicht die Tyranney der Zeiten kan zermalmen/
Und der bey Froſt und Glut nie aͤndert ſeinen Glantz.
Mich duͤnckt/ ich hoͤre ſchon der Schwanen ſuͤſſe Lieder/
Wie jede Nachtigal der Muſen zierlich ſingt/
Und wie der Nachruhm ſie auff guͤldenem Gefuͤder
Dir/ werther Muſen-Freund/ als ein Geſchencke bringt.
Soll ich allein durchſteint und kalter Marmel bleiben?
Erhitzet keine Glut der Dichter meine Bruſt?
Jch muß es zwar geſtehn/ daß offt und viele Schreiben
Macht zu den Reimen mir mehr Eckel als wol Luſt:
Und was mich reitzen kan/ ſind himmliſche Gedancken/
Jn welche ſich dein Geiſt ſo feſt verwickelt hat/
Mein Freund/ daß du verlaͤſt der Erden enge Schrancken/
Und in Betrachtung dich deß Himmels macheſt ſatt.
Laß uns das groſſe Nichts die gantze Welt durchreiſen/
Laß uns ins Alterthum verfloßner Jahre gehn/
Was uns der Grieche da/ dort wird der Roͤmer weiſen
An Arbeit/ Kunſt und Witz/ wie lange kont es ſtehn?
Vermag
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[38/0056] Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. Als Tit. Herr Georg Schoͤbel in die Hochloͤbl. Frucht- bringende Geſellſchafft unter dem Titel des Himm- liſch-geſinnten Anno 1669. auffgenom- men wurde. DAß eine Blumen-Uhr der Kircher hat erfunden/ Jſt der gelehrten Welt aus ſeinen Schrifften kund; Der Sonnen-Wende Blat entdecket Zeit und Stunden/ So bald der Sonnen-Glantz beſtralt der Erden Rund. Mein Schoͤbel/ daß dein Geiſt der Sonnen-Wende gleichet Und nach dem Himmel ſtets der Sinnen Blaͤtter lenckt/ Und daß gleich einer Uhr den Mittag du erreichet/ Den Mittag hoͤchſter Zier mit Ruhm uñ Pracht umſchrenckt/ Jſt wurdig/ daß es auch die Nachwelt moͤge wiſſen/ Und daß es in dem Buch der Ewigkeiten ſteh’. Wenn hohe Seelen als ein wahres Mitglied kuͤſſen/ Der hat ſich ſchon vermaͤhlt den Sternen in der Hoͤh’. Jch zweiffle nicht daran/ daß ſich die Edle Palmen Mit Lorbern untermengt bemuͤhn umb einen Krantz/ Den nicht die Tyranney der Zeiten kan zermalmen/ Und der bey Froſt und Glut nie aͤndert ſeinen Glantz. Mich duͤnckt/ ich hoͤre ſchon der Schwanen ſuͤſſe Lieder/ Wie jede Nachtigal der Muſen zierlich ſingt/ Und wie der Nachruhm ſie auff guͤldenem Gefuͤder Dir/ werther Muſen-Freund/ als ein Geſchencke bringt. Soll ich allein durchſteint und kalter Marmel bleiben? Erhitzet keine Glut der Dichter meine Bruſt? Jch muß es zwar geſtehn/ daß offt und viele Schreiben Macht zu den Reimen mir mehr Eckel als wol Luſt: Und was mich reitzen kan/ ſind himmliſche Gedancken/ Jn welche ſich dein Geiſt ſo feſt verwickelt hat/ Mein Freund/ daß du verlaͤſt der Erden enge Schrancken/ Und in Betrachtung dich deß Himmels macheſt ſatt. Laß uns das groſſe Nichts die gantze Welt durchreiſen/ Laß uns ins Alterthum verfloßner Jahre gehn/ Was uns der Grieche da/ dort wird der Roͤmer weiſen An Arbeit/ Kunſt und Witz/ wie lange kont es ſtehn? Vermag

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/56>, abgerufen am 21.11.2024.