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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
So wiech doch nie des Geistes Stärcke/
Daß nicht Gedult verübt die grösten Wunder-Wercke.
Dein Bette war dein Kämpffer-Platz
Nicht umb vergänglich Gut und Gaben/
Du wustest daß der Seelen-Schatz
Durch hartes Streiten nur zu haben
Und daß der Feind braucht alle Rencke/
Daß er durch Tück und List uns zuberücken dencke.
Daß des Aleidens Helden-Hand
Erleget die zwölff Ungeheuer/
Und so den Weg zum Himmel fand/
Zuvor verzehrt von Glut und Feuer/
Diß ist wie Fabeln aus zulachen:
Du hast mit mehr gekämpft als Löwen/ Tygern/ Drachen.
Ja wie ein hurtig Ritters-Mann
Geläutert durch deß Crentzes Hitze
Mit Tapfferkeit gewapffnet an/
Verlacht des Feindes Höllen Blitze/
Weil in des Heylands Purpur-Wunden
Du da dein Sieges-Fahn und Feld-Panier gefunden;
Jetzt führst du im Triumph den Tod
Und hast den Schmertzen obgesieget/
Du siehst wie aller Kranckheit Noth
Nunmehr zu deinen Füssen liget.
Wie nach dem ausgestandnem Wachen
Dem Winseln und Geschrey/ Frolocken folgt und Lachen.
Laß doch nur in der Erden Schos
Den Leib verzehren Fäul und Schimmel;
Die Seele steiget Kercker-loß
Weit über die gestirnten Himmel/
Jn jenem grossen Licht zu wohnen/
Und der du Ketten trugst prangst itzt in Sieges-Kronen.
Betrübtste Frau/ des Höchsten Schluß
Der über uns pflegt zu gebieten
Heist sie zwar einen Thränen-Guß
Bey ihres Eh-Herrn Grab ausschütten/
Doch wird er auch dabey diß sagen/
Daß man nur mit Gedult soll seine Satzung tragen.
Wiewol diß Kleinod ihr bekandt
Und es ihr Liebster muste preisen/
Wenn
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Leichen-Gedichte.
So wiech doch nie des Geiſtes Staͤrcke/
Daß nicht Gedult veruͤbt die groͤſten Wunder-Wercke.
Dein Bette war dein Kaͤmpffer-Platz
Nicht umb vergaͤnglich Gut und Gaben/
Du wuſteſt daß der Seelen-Schatz
Durch hartes Streiten nur zu haben
Und daß der Feind braucht alle Rencke/
Daß er durch Tuͤck und Liſt uns zuberuͤcken dencke.
Daß des Aleidens Helden-Hand
Erleget die zwoͤlff Ungeheuer/
Und ſo den Weg zum Himmel fand/
Zuvor verzehrt von Glut und Feuer/
Diß iſt wie Fabeln aus zulachen:
Du haſt mit mehr gekaͤmpft als Loͤwen/ Tygern/ Drachẽ.
Ja wie ein hurtig Ritters-Mann
Gelaͤutert durch deß Crentzes Hitze
Mit Tapfferkeit gewapffnet an/
Verlacht des Feindes Hoͤllen Blitze/
Weil in des Heylands Purpur-Wunden
Du da dein Sieges-Fahn und Feld-Panier gefunden;
Jetzt fuͤhrſt du im Triumph den Tod
Und haſt den Schmertzen obgeſieget/
Du ſiehſt wie aller Kranckheit Noth
Nunmehr zu deinen Fuͤſſen liget.
Wie nach dem ausgeſtandnem Wachen
Dem Winſeln und Geſchrey/ Frolocken folgt und Lachen.
Laß doch nur in der Erden Schos
Den Leib verzehren Faͤul und Schimmel;
Die Seele ſteiget Kercker-loß
Weit uͤber die geſtirnten Himmel/
Jn jenem groſſen Licht zu wohnen/
Und der du Ketten trugſt prangſt itzt in Sieges-Kronen.
Betruͤbtſte Frau/ des Hoͤchſten Schluß
Der uͤber uns pflegt zu gebieten
Heiſt ſie zwar einen Thraͤnen-Guß
Bey ihres Eh-Herrn Grab ausſchuͤtten/
Doch wird er auch dabey diß ſagen/
Daß man nur mit Gedult ſoll ſeine Satzung tragen.
Wiewol diß Kleinod ihr bekandt
Und es ihr Liebſter muſte preiſen/
Wenn
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[393/0625] Leichen-Gedichte. So wiech doch nie des Geiſtes Staͤrcke/ Daß nicht Gedult veruͤbt die groͤſten Wunder-Wercke. Dein Bette war dein Kaͤmpffer-Platz Nicht umb vergaͤnglich Gut und Gaben/ Du wuſteſt daß der Seelen-Schatz Durch hartes Streiten nur zu haben Und daß der Feind braucht alle Rencke/ Daß er durch Tuͤck und Liſt uns zuberuͤcken dencke. Daß des Aleidens Helden-Hand Erleget die zwoͤlff Ungeheuer/ Und ſo den Weg zum Himmel fand/ Zuvor verzehrt von Glut und Feuer/ Diß iſt wie Fabeln aus zulachen: Du haſt mit mehr gekaͤmpft als Loͤwen/ Tygern/ Drachẽ. Ja wie ein hurtig Ritters-Mann Gelaͤutert durch deß Crentzes Hitze Mit Tapfferkeit gewapffnet an/ Verlacht des Feindes Hoͤllen Blitze/ Weil in des Heylands Purpur-Wunden Du da dein Sieges-Fahn und Feld-Panier gefunden; Jetzt fuͤhrſt du im Triumph den Tod Und haſt den Schmertzen obgeſieget/ Du ſiehſt wie aller Kranckheit Noth Nunmehr zu deinen Fuͤſſen liget. Wie nach dem ausgeſtandnem Wachen Dem Winſeln und Geſchrey/ Frolocken folgt und Lachen. Laß doch nur in der Erden Schos Den Leib verzehren Faͤul und Schimmel; Die Seele ſteiget Kercker-loß Weit uͤber die geſtirnten Himmel/ Jn jenem groſſen Licht zu wohnen/ Und der du Ketten trugſt prangſt itzt in Sieges-Kronen. Betruͤbtſte Frau/ des Hoͤchſten Schluß Der uͤber uns pflegt zu gebieten Heiſt ſie zwar einen Thraͤnen-Guß Bey ihres Eh-Herrn Grab ausſchuͤtten/ Doch wird er auch dabey diß ſagen/ Daß man nur mit Gedult ſoll ſeine Satzung tragen. Wiewol diß Kleinod ihr bekandt Und es ihr Liebſter muſte preiſen/ Wenn Bbbb 5

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/625>, abgerufen am 22.11.2024.