Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Der genesene Eneas/ Bey Beerdigung Hn. H. H. den 31. Julii 1679. 1. JCh wil hier nicht der Helden KernDen muthigen Eneas weisen/ Den als des Vaterlandes Stern Und Beyspiel die Geschichte preisen/ Wenn er den abgelebten Alten Den Vater auff die Schultern legt Und mitten durch die Flammen trägt/ Umb so sein Leben zu erhalten. 2. Betrübtste/ diese Kindes-PflichtUnd Treu wär auch an euch erschienen/ Wenn damit etwas ausgericht/ Und es dem Vater mögen dienen. Jhr hättet ihn von seinen Ketten Und Banden gerne frey gemacht/ Ja alle Mittel ausgedacht/ Ob Menschen Hülffe könte retten. 3. Allein hier galt noch Kunst noch Cur/Noch des Eneas Witz und Stärcke/ Es leitet uns des Glaubens Spur Auff des Eneas Wunderwercke/ Der acht Jahr unbeweglich ligen Jn seinen höchsten Schmertzen muß/ Zu dem aus Eckel und Verdruß Sich ferner wil kein Artzt verfügen. 4. Ein Wort das des Apostels MundVom Himmel abgeschickt gesprochen: Dein JEsus mache dich gesund/ Das hat der Kranckheit Weh' gebrochen. Steh Cccc 2
Leichen-Gedichte. Der geneſene Eneas/ Bey Beerdigung Hn. H. H. den 31. Julii 1679. 1. JCh wil hier nicht der Helden KernDen muthigen Eneas weiſen/ Den als des Vaterlandes Stern Und Beyſpiel die Geſchichte preiſen/ Wenn er den abgelebten Alten Den Vater auff die Schultern legt Und mitten durch die Flammen traͤgt/ Umb ſo ſein Leben zu erhalten. 2. Betruͤbtſte/ dieſe Kindes-PflichtUnd Treu waͤr auch an euch erſchienen/ Wenn damit etwas ausgericht/ Und es dem Vater moͤgen dienen. Jhr haͤttet ihn von ſeinen Ketten Und Banden gerne frey gemacht/ Ja alle Mittel ausgedacht/ Ob Menſchen Huͤlffe koͤnte retten. 3. Allein hier galt noch Kunſt noch Cur/Noch des Eneas Witz und Staͤrcke/ Es leitet uns des Glaubens Spur Auff des Eneas Wunderwercke/ Der acht Jahr unbeweglich ligen Jn ſeinen hoͤchſten Schmertzen muß/ Zu dem aus Eckel und Verdruß Sich ferner wil kein Artzt verfuͤgen. 4. Ein Wort das des Apoſtels MundVom Himmel abgeſchickt geſprochen: Dein JEſus mache dich geſund/ Das hat der Kranckheit Weh’ gebrochen. Steh Cccc 2
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Leichen-Gedichte.
Der geneſene Eneas/
Bey Beerdigung Hn. H. H. den 31. Julii
1679.
1.
JCh wil hier nicht der Helden Kern
Den muthigen Eneas weiſen/
Den als des Vaterlandes Stern
Und Beyſpiel die Geſchichte preiſen/
Wenn er den abgelebten Alten
Den Vater auff die Schultern legt
Und mitten durch die Flammen traͤgt/
Umb ſo ſein Leben zu erhalten.
2.
Betruͤbtſte/ dieſe Kindes-Pflicht
Und Treu waͤr auch an euch erſchienen/
Wenn damit etwas ausgericht/
Und es dem Vater moͤgen dienen.
Jhr haͤttet ihn von ſeinen Ketten
Und Banden gerne frey gemacht/
Ja alle Mittel ausgedacht/
Ob Menſchen Huͤlffe koͤnte retten.
3.
Allein hier galt noch Kunſt noch Cur/
Noch des Eneas Witz und Staͤrcke/
Es leitet uns des Glaubens Spur
Auff des Eneas Wunderwercke/
Der acht Jahr unbeweglich ligen
Jn ſeinen hoͤchſten Schmertzen muß/
Zu dem aus Eckel und Verdruß
Sich ferner wil kein Artzt verfuͤgen.
4.
Ein Wort das des Apoſtels Mund
Vom Himmel abgeſchickt geſprochen:
Dein JEſus mache dich geſund/
Das hat der Kranckheit Weh’ gebrochen.
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/635>, abgerufen am 27.07.2024. |